Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Himmel ueber Dem Boesen

Der Himmel ueber Dem Boesen

Titel: Der Himmel ueber Dem Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
verdammter
Zirkus
hier!»
    Die Menschenmenge, die sich den Weg an der Seite der Werkstatt heraufschob, wurde von einer großen Frau im langen Mantel angeführt. Ein einsamer Polizist hinter den Leuten breitete hilflos die Arme aus.
    «Tut mir leid, Sir, die   –»
    «Zurück zum Eingang!
Jetzt! »
Bliss ging auf die Frau zu. «Mrs.   Sollars, Sie müssten es doch eigentlich besser wissen. Das ist hier kein Rummelplatz.»
    «Und was ist es dann?», fragte ein Mann. «Sie haben den ganzen Tag hemmungslos irgendwelche Gärten umgegraben. Ich nehme an, Sie halten das für ein diskretes Vorgehen.» Er sah auf zwei Kinder herunter. «Miles   … Ffion   … geht bitte nach Hause. Darum hab ich euch schon mal gebeten.»
    Eins der Kinder sagte: «Och, Fergus!»
    «Oder ihr dürft die ganze nächste Woche lang deutlich weniger Zeit online verbringen», sagte der Mann ruhig.
    Die Frau sagte: «Wenn Sie den Anstand gehabt hätten, Inspector, die Anwohner zu informieren   –»
    «Oh, ent
schul
digen Sie bitte», knurrte Bliss. «Nächstes Mal werfe ich Ihnen allen vorher extra eine Broschüre in den Briefkasten. Wissen Sie, ich habe für so was keine Zeit. Sie stellen sich jetzt mal da an die Wand, Sie alle, und bleiben zusammen, ist das klar? Und wenn mir irgendjemand in die Quere kommt, kriege ich Sie wegen Behinderung polizeilicher Ermittlungen dran, und das ist kein   –»
    «Sie haben Roddy gar nicht, oder?», sagte ein Mann mit weißem Bart.
    «Ich sage Ihnen, kommen Sie nicht näher. Bleiben Sie zusammen. Und lassen Sie niemanden mehr herein. Schaffen Sie das? Schaffen Sie das fürs
Gemeinwohl
?» Bliss wandte sich zum Gehen.
    Der bärtige Mann sagte: «Sie sehen nicht besonders gut, oder?» Er trug eine weite Baumwolljacke und eine Schottenmütze und hatte einen Leinenbeutel über der Schulter hängen. Und offenbar eine gute Nachtsicht, dachte Lol; denn obwohl er keine Taschenlampe hatte, spähte er prüfend ins Dunkel.
    Bliss machte noch ein paar Schritte und blieb dann stehen.
    Lol sah genau, wo der bärtige Mann hinschaute.
    Nach oben.

19   Über Engel
    Jane war nach oben gegangen, um ein Bad zu nehmen, und hatte Merrily vor dem Kamin im Wohnzimmer zurückgelassen, die Füße in Wollsocken, die Strickjacke bis oben zugeknöpft, und trotzdem war ihr noch kalt. Sie zog den heiligen Thomas von Aquin aus dem Regal:
Aquin über Engel
. Manchmal hatte intellektuelle Betätigung eine beruhigende Wirkung.
    Sie öffnete das Taschenbuch und klappte es gleich wieder zu, griff nach dem Telefon und versuchte Lol zu erreichen. Es war inzwischen über eine Woche her, dass sie ihn gesehen hatte, und, o.   k., es fühlte sich viel länger an – was für eine Art Beziehung
war
das eigentlich? Jane, die schon unter Schlaflosigkeit litt, wenn Eirion mal zwei Abende hintereinander nicht anrief, musste das vorkommen wie eine Trennung auf Probe.
    Merrily war ärgerlich und frustriert. Sie hatte das Gefühl, den Halt zu verlieren – eine Marionette zu sein, deren Fäden in verschiedene Richtungen gezogen wurden, und zwar von Jenny Box, Onkel Ted, Frannie Bliss und   …
Jane?
Wie kam es überhaupt, dass das Kind sich plötzlich zur Stimme der Vernunft in diesem Haushalt ernannt hatte?
    «Der Teilnehmer ist vorübergehend nicht erreichbar   –»
    Schon wieder.
    Es war seit fast zwei Stunden dunkel. Waren sie immer noch da draußen und suchten am windigen Waldrand nach Frannies Leichen? Merrily tippte Gomers Nummer ein.
    «Gomer Parry Landwirtschaftsdienste. Wir sind nicht hier, deshalb aber noch lange nicht unerreichbar, also hinterlassen Sie einfach Ihre Nummer.»
    Verdammt.
    Merrily drückte den roten Knopf und warf das Telefon aufs Sofa. Sie ließ sich mit dem Buch in die Kissen sinken, fand Thomas von Aquin aber nicht mehr besonders zugänglich.
     
    Dem Engel ist nicht notwendig ein einziger, ungeteilter Ort bestimmt; der Ort kann teilbar oder unteilbar sein, größer oder kleiner, je nachdem ob der Engel entscheidet, seine Kraft einem größeren oder einem kleinen Körper zuteilwerden zu lassen. Und so entspricht ihm der ganze Körper, auf den er seine Kraft hinwendet, als ein einziger Ort.
     
    Sie las den Absatz noch zwei Mal. Thomas schaffte es doch immer wieder, dass man sich vollkommen begriffsstutzig vorkam.
    Auf dem Kaminrost brannte eine Mischung aus Kohlen und Holzscheiten mit einer Intensität, die sie weder fühlen noch in sich selbst finden konnte. Um eine ernsthafte Schülerin von Aquin zu sein, reichte

Weitere Kostenlose Bücher