Der Himmel über Garmisch (German Edition)
alles vorbereitet.« Nun brach sie wirklich in Tränen aus, aber kämpfte sie tapfer nieder. »Normalerweise weine ich nicht mehr«, sagte sie und zog die Nase hoch. »Es ist tatsächlich, weil … weil ich Sie so mag. Da kommt alles wieder so hoch.«
»Schon gut«, sagte Schwemmer.
Diesmal legte er doch seine Hand auf ihre. Sie lächelte dankbar durch die Tränen.
»Habt ihr die Burschen erwischt?«, fragte er.
***
Trevor saß an der Bar und las ein amerikanisches Sportmagazin. Außer ihm war nur eine Putzfrau im Raum, der Club hatte noch lange nicht geöffnet, als Hardy hereinkam.
»Baseball?«, fragte Hardy.
Trevor klappte das Heft zu. »Eishockey.« Er deutete auf einen Hocker und ging hinter die Theke. Mit einer knappen Bemerkung wies er die Putzfrau an, sie allein zu lassen, worauf diese stumm und schnell durch die Tür neben der Bar verschwand, ohne Hardy auch nur anzusehen.
Trevor ließ seinen goldenen Schneidezahn aufblitzen, als er ihm, ohne zu fragen, einen Scotch mit Eis hinstellte. »Was kann ich für dich tun?«, fragte er.
»Hast du was über die Sache mit dem Toten in der Meth-Küche gehört?«
»Nicht viel.« Er kippte verschiedene Fruchtsäfte in einen Mixer und schüttelte ihn. Alkohol war nicht dabei. »Eigentlich nur, dass es passiert ist.«
»Angeblich sind da zwanzig Kilo verschwunden«, sagte Hardy. »Sind die auf dem Markt?«
Trevor gab den Inhalt des Mixers in ein Longdrinkglas und nahm einen Schluck. »Du weißt, dass ich damit nichts zu tun habe.«
»Natürlich weiß ich das. Aber du weißt doch, was in deinem Laden abgeht«, sagte Hardy und sah an die Decke über der Theke, wo eine Überwachungskamera hing.
Trevor folgte seinem Blick. »Attrappe«, sagte er.
»Ach komm, erzähl nichts. Ist das Zeug aufgetaucht?«
»Glaub ich nicht. Warum fragst du nicht die, die es wissen müssen?«
»Ich wollte erst die Leute fragen, die ich kenne. Die, die mir vertrauen.«
Trevor lachte auf, und Hardy lachte mit.
»Netter Scherz, altes Haus«, sagte Trevor.
»Und die, die es wissen, haben nichts verlauten lassen?«
»Ich hab nichts mit denen zu tun.«
»Du redest, als wär ich ein Bulle.«
»Schlechte Erfahrungen. Manchmal haben die Wände Ohren«, sagte Trevor. Mit einem Blick über die Schulter versicherte er sich, dass sie immer noch allein waren, dann beugte er sich vor. »Das Zeug ist hier nicht aufgetaucht.« Er sprach leise und bewegte kaum die Lippen. »Der Markt ist unverändert stabil.« Mit einem lauten Räuspern griff er nach seinem Glas.
Hardy hob seinen Scotch und trank ihn halb aus. »Danke. Auch für den Drink.«
Trevor zeigte ihm noch einmal seinen Goldzahn. Hardy hob zum Abschied die Hand und ging hinaus.
***
»Nein«, sagte Zettel. »Wir haben sie nicht erwischt.«
Schwemmer bemerkte, dass sie zitterte, als sie nach ihrem Weißbier griff und einen Schluck nahm.
»Entschuldigung«, rief sie der Bedienung zu, »ich hätt gern einen Fernet.«
Schwemmer verkniff sich einen Kommentar, was ihm nicht leichtfiel. Sie sah ihn nicht an, während sie weitersprach.
»Théo hat einen von ihnen erkannt. Er hat ihn absolut sicher identifiziert, auf Fotos und bei einer Gegenüberstellung. Aber der Mann hatte ein Alibi. Drei Zeugen, mit denen er bis spät in die Nacht beim Schafkopfen gesessen hat. Bereit, das zu beeiden. Hundert Prozent wasserdicht. Einer von den Zeugen war selber dabei gewesen. Théo hat sein Gesicht erkannt und ein Tattoo am Arm. Er hatte beides beschrieben, vorher. Man hat ihm nicht geglaubt. Dann haben sie ihn wegen falscher Anschuldigung angezeigt. Das läuft noch, aber es gibt mit Sicherheit einen Strafbefehl.«
Schwemmer schwieg. Es war klar, von wem die Rede war.
Grellmayer.
Und es war auch klar, wie es weitergegangen war. Zettel trifft im Dienst mit Grellmayer zusammen, der macht eine Bemerkung, sie geht in die Luft, beschimpft ihn.
Anzeige.
Kündigung.
Weißbier und Schnaps am Vormittag. Die Bedienung brachte den Fernet, Zettel griff danach und stürzte ihn hinunter.
»Frau Zettel …«, begann er, aber sie fiel ihm ins Wort.
»Es ging nicht! Ich konnte nicht mit diesem Mann zusammenarbeiten. Und er wusste das! Er hat es immer weiter auf die Spitze getrieben. Hat Bemerkungen gemacht, jedes Mal, wenn wir im selben Raum waren. Und er hat immer jemanden gefunden, der darüber gelacht hat. Aber nie jemanden, der ihn zur Rede gestellt hätte.« Nun liefen ihr die Tränen ungehindert die Wangen herab. » Sie hätten das nicht zugelassen,
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