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Der Himmel über Kasakstan

Der Himmel über Kasakstan

Titel: Der Himmel über Kasakstan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wird vieles anders sein in Judomskoje, nicht wahr?« fragte Erna-Svetlana.
    »Nichts wird anders sein.« Tschetwergow schüttelte heftig den Kopf. »Der Himmel über Kasakstan hat sich noch nie verändert.«
    *
    Marussja hatte einen großen Mohnkuchen gebacken und sogar Butter über den heißen Kuchen gestrichen, als Konjew vom Fenster seines Hauses aus die Staubwolke in der Ferne aufsteigen sah.
    »Sie kommen!« schrie er.
    Er zerrte an seiner Jacke, stülpte die Mütze über den Kopf und brüllte unverständliche Flüche, als er beim Hinauslaufen über einen im Weg stehenden Schemel stolperte.
    »Welch eine Aufregung«, sagte Marussja. »Erst bringt ihr sie weg und redet von deutschen Hunden, und jetzt hüpft ihr um sie herum wie Rüden um eine läufige Hündin!«
    »Davon verstehst du nichts, du hirnloser Schlauch«, sagte Ilja Sergejewitsch Konjew und stellte sich draußen vor das Haus unter die Tür, um Tschetwergow und die Zurückkommenden zu empfangen.
    Tschetwergow bremste scharf und hüllte damit Konjew in eine dichte Staubwolke. Die Rede fiel aus … nur das Schwenken der Mütze sah man durch die wirbelnden Staubwolken. Dann stürzte Konjew hervor und hielt Boris und Svetlana die Hände entgegen.
    »Durch mich grüßt euch das ganze Dorf!« schrie er. »Wir sind so stolz, daß es einem gelungen ist, aus Ust-Kamenogorsk lebend zurückzukommen.«
    Tschetwergow schluckte und sah Konjew strafend an. Idiot, dachte er. Wenn du so weitermachst, landest du selbst dort! Er schob Konjew zur Seite und half der etwas unbeholfen werdenden Svetlana aus dem Wagen.
    Marussja kam mit ihrem Mohnkuchen heraus. Als sie den Zustand Erna-Svetlanas sah, stellte sie den Kuchen weg auf eine Tonne, ergriff ihre Hand und zog sie in das Haus.
    »Ein Glas Milch tut dir besser«, sagte sie. »Und ein Stündchen Schlaf. Es soll verwöhnt werden, das kleine Menschlein …«
    Boris Horn stand noch draußen vor der Tür und sah sich um. Der Weg war noch genauso staubig und führte vom Dorf weg in die Steppe und durch die Steppe hindurch bis Undutowa. In der Ferne sah man den Dorfwald … rechts von ihm kamen die riesigen Sonnenblumenfelder, links ahnte man den Übergang in die Trockenzone und die Wüste, durch die die Händlerkarawanen aus Innerasien herüberkamen.
    Er sah empor in den Himmel, der blau und gleißend war, betupft mit weißen Wolken und einigen Streifen, als sei der göttliche Pinsel ausgerutscht.
    »Es ist unser Himmel«, sagte Boris leise. »Es ist wirklich Kasakstan …«
    Tschetwergow lachte meckernd und stieß Konjew in die Seite.
    »Er denkt immer noch, er sei nicht zu Hause. Wenn er erst die Datscha sieht …«
    »Die Datscha?« fragte Boris.
    »Die Bezirksregierung in Alma-Ata hat beschlossen«, sagte Tschetwergow feierlich, »bis zur endgültigen Entscheidung aus Moskau – die beantragt ist – dem Genossen Boris Horn die Datscha zur Bewirtschaftung zu übergeben. Natürlich mit der Verpflichtung der üblichen Kolchosennorm«, fügte er schnell hinzu, als er das länger werdende Gesicht Konjews sah.
    Boris Horn starrte Tschetwergow an. Innen im Haus hörte er die Stimme Erna-Svetlanas. Sie hatte sich auf ein altes Sofa gelegt und wurde von Marussja mit warmer Milch bewirtet.
    »Ihr habt doch etwas mit uns vor«, sagte Boris. »Oder dreht sich die Welt anders herum?!«
    »Vielleicht, Brüderchen, vielleicht.« Konjew lachte. »Aber solange die Sonne oben ist, stimmt die Richtung!«
    »Trinken wir einen Begrüßungswodka, Brüderchen«, sagte Konjew. »Die Regierung bezahlt ihn …«
    Tschetwergow sah Konjew giftig an. »Es wird uns eine Freude sein«, nickte er. »Da wir die Norm erhöht haben …«
    »Was haben wir?« fragte Ilja Sergejewitsch ungläubig.
    »Der Tod Stalins hatte manche Mißwirtschaft auf dem Lande aufgedeckt. Wir müssen die Norm erhöhen, um mit der westlichen Welt Schritt zu halten. Das ist das Neueste aus Moskau, Genosse Konjew.«
    »Welch freudige Nachricht!«
    »Unser Staat wird stärker sein denn je!« rief Tschetwergow.
    »Und unsere Rücken krummer.«
    »Das ist das beste für euch.« Tschetwergow legte Boris den Arm um die Schultern. »Je näher man der Erde ist, um so weiter ist der Himmel!«
    Sie gingen in die Hütte, wo Erna-Svetlana auf dem Sofa lag und warme Milch mit Mohnkuchen aß.
    *
    Was sich Konjew immer gewünscht hatte, wurde Wirklichkeit: Boris Horn gab ein Fest auf der Datscha.
    »Das ist ein Mann«, lobte Ilja Sergejewitsch die Einladung vor seiner Frau Marussja. »Weißt du

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