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Der Himmel über Kasakstan

Der Himmel über Kasakstan

Titel: Der Himmel über Kasakstan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hier!«
    »Und dann?«
    »Ich werde es mit einer starken Spritze töten und vergraben.«
    Boris' Gesicht wurde zu Stein. »Es bleibt, wo ich bleibe! Ich gebe es nicht her!«
    »Dann wird Andreij Boborykin es töten.«
    »Und ich ihn, wenn er es tut.«
    »Narr!« Natascha Trimofa kletterte auf den Kutschersitz. »Nimm es mit, dein goldenes Pferd! Du wirst es bald selbst erschießen, wenn man euch seinetwegen durch die halbe Welt jagt!«
    Der Panjewagen ruckte an und fuhr in die Nacht hinaus. Boris schwang sich auf sein Pferd. Als er im Sattel saß, beugte er sich vor zum Kopf und streichelte mit beiden Händen über die Stirn und die Nüstern.
    »Bin ich ein Narr?« fragte er leise.
    Das Pferd blähte die Nüstern und schnaubte.
    »Bor! Wo bleibst du?« hörte er die Stimme Svetlanas durch die Dunkelheit geistern.
    »Komm schon endlich, du Held!« rief Natascha Trimofa.
    Es war Boris, als klänge das ›Held‹ ein wenig spöttisch. Er gab seinem Pferd einen leichten Hackentritt in die Weichen und trabte durch die Nacht davon.
    Ruhm ist wie ein Korn, gegen den Wind gesät, sagen die Mongolen …
    *
    Der erste, der den toten Iwan Kasiewitsch Borkin entdeckte, war Fedja.
    Er wunderte sich, daß Borkin um 9 Uhr morgens noch nicht am Hundezwinger stand und mit den Bestien spielte, wie er es jeden Morgen vor dem Frühstück tat. »Der morgendliche Anblick der Kraft ist etwas Erhebendes und Aufrichtendes«, war ein Wort Borkins, das auch in einem seiner Bücher stand.
    »Es muß eine tolle Nacht gewesen sein«, sagte Fedja sinnend, als er vor der Terrasse der Datscha stand. »Immerhin ist Iwan Kasiewitsch nicht mehr der jüngste. Sogar die Läden sind noch geschlossen.«
    Er ging zur Tür, fand sie nur angelehnt, was bei dem nächtlichen Hinausschlüpfen von Sussja für ihn verständlich war, und betrat das stille Haus.
    Im Arbeitszimmer, das Fedja nach einem kurzen Anklopfen betrat, war alles so, wie es Borkin am Abend verlassen hatte. Die Jacke Borkins hing noch über der Lehne des Korbsessels. Daneben lag das Kopftuch Sussjas, das sie vergessen hatte, mitzunehmen.
    »Er schläft noch. Tatsächlich.« Fedja blieb vor der Schlafzimmertür stehen und überlegte.
    Es gab zweierlei: Entweder brüllte Borkin und warf ihn hinaus, wenn er ihn jetzt weckte, oder er sagte nichts, stand auf und spendierte einen Wodka für den pflichttreuen Fedja. Das war alles ganz ungewiß bei Iwan Kasiewitsch … seine Launen kamen und gingen und wechselten wie die Winde im Alatau-Gebirge.
    Fedja entschloß sich, Borkin doch zu wecken. Svetlana war nicht nach Hause gekommen. Sie wollte zwar draußen bleiben auf der Steppe, aber nach dem, was nach Fedjas Wissen vorgefallen war, hätte Svetlana zur Datscha kommen müssen. Es stimmte heute einfach alles nicht. Kopfschüttelnd klopfte er an die Schlafzimmertür.
    So fand er Iwan Kasiewitsch Borkin.
    Zuerst blieb Fedja verblüfft stehen, als er die Tür aufdrückte und Borkin vor dem Bett liegen sah, umschwemmt von getrocknetem Blut, ein Kissen auf dem Gesicht, die blutige Nagaika neben sich, als habe er sich in einem Anfall von Flagellantismus selbst zu Tode gezüchtigt.
    Dann, nach der ersten Verblüffung, zog Fedja schnell die Tür hinter sich zu und setzte sich auf einen Stuhl neben der Leiche. Mit der Stiefelspitze schob er das Kissen vom Gesicht weg und betrachtete ohne ein Gefühl des Entsetzens oder der Trauer den unförmigen Fleischklumpen.
    Gut, gut, dachte Fedja. Da liegt er, der große Borkin! Der Stalindichter! Der Mann, der zu Josef Wissarinowitsch Dschugaschwili, der sich Stalin nennt, ›du‹ sagte und im Kreml sibirischen Kaviar aß und Krimsekt trank. Sieh an, da liegt er nun! Sein Gesicht, das die Weiber verrückt machte, ist zerschlagen, und seine Hände, die streicheln und geißeln konnten, sind verkrampft. Und er lebt nicht mehr. Er kann keine Bluthunde mehr auf Fedja hetzen, und Sussja wird allein in ihr Bett kriechen müssen.
    Verdammt! Verdammt!
    Fedja war nahe daran, sich über den Anblick Borkins zu erfreuen. Er rieb sich die Hände, schob mit der Stiefelspitze das Kissen wieder über das Gesicht Borkins und überlegte, wie man es den anderen da draußen beibringen sollte und was dann kommen würde.
    Iljitsch Sergejewitsch Konjew würde schreien und toben, daß so etwas in seinem Dorfe vorkam. Genosse Tschetwergow, das träge Schwein, würde schnell wie eine Dampflokomotive werden und aus Alma-Ata kommen. Aber nein … er war ja noch in Judomskoje. Teufel, Teufel – das

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