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Der Himmel über New York (German Edition)

Der Himmel über New York (German Edition)

Titel: Der Himmel über New York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Carl
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du hast doch völlig recht! Das geht ihn alles gar nichts an! Du bist doch erwachsen!«
    Conny zuckt mit den Schultern. »Na ja, es tat ihm ja dann auch leid. Ich meine, das mit der Ohrfeige.«
    »Und jetzt? Was machst du jetzt?«
    Sie sieht mich verständnislos an. »Wieso, was soll ich denn machen? Nach Hause gehen, was sonst!«
    Ich höre, was sie sagt, aber ich verstehe es nicht. Wie kann sie zurückgehen zu einem Vater, der sie verprügelt? Als sie weiterspricht, sieht sie mich nicht dabei an. Ihr Ton ist plötzlich ganz feindselig geworden.
    »Du verstehst das nicht. Unsere Familien, das sind noch echte Familien. Nicht wie bei euch in Europa. So was wie du, allein ins Ausland, mit Jungs rummachen, die dein Vater gar nicht kennt, das hätte meiner mir nicht erlaubt. Nie. Und mein Verlobter auch nicht.«
    »Aber sag mal, Antonio, hat der dich nicht verteidigt? Oder habt ihr etwa deshalb Schluss gemacht?«
    Sie sieht mich mit einem schwer zu durchschauenden Gesichtsausdruck an. Dann glättet sie sich mit einer würdevollen Bewegung die Haare.
    »Nein. Wir werden bald heiraten.«
    Eine Sirene heult. Ein Tropfen wächst am Wasserhahn, dehnt sich bis zum Zerreißen, platzt und fällt geräuschvoll ins Spülbecken.
    »Ich habe heute bei Anne gekündigt«, sagt sie wie auf ein Stichwort. »Noch dieses Jahr ist das Fest, das habe ich meinem Vater versprochen. Meine Mutter hat gesagt, ich soll Gott und der Heiligen Jungfrau danken, dass Antonio mich noch nimmt.«
    »Und dann?«
    Sie zuckt die Schulter und lächelt schief. »Antonios Eltern gehört eine Wohnung. Renaissance Gardens. Nur ein paar Straßen von hier. Ein Haus mit Türmchen auf dem Dach. Sieht aus wie ’ne verdammte mittelalterliche Burg. Meine Schwiegermutter ist auch in Ordnung. Hat mich echt gern. Sagt schon seit Monaten, sie kann es kaum erwarten, noch mal so eine kleine, brüllende, rotgesichtige Ausgabe von ihrem Lieblingssohn im Arm zu haben.«
    Ihre Stimme versagt. Ich muss an das Fotogeschäft in der Roosevelt Avenue denken, an die gerahmten Porträts der Latino-Bräute mit den Tüllschleiern im Schaufenster. Connys Gesicht passt nicht dazu.
    »Heiraten und Kinder? Du bist doch gerade mal zwanzig, oder? Was ist mit deiner Bewerbung für American Idol ? Mit allen deinen Träumen? Warum lässt du dir von deinem Vater vorschreiben, wie du leben sollst? Hau doch einfach ab! Mensch, es ist dein Leben!«
    Conny dreht ihr Gesicht ruckartig zu mir und faucht mich an, als wäre ich an allem schuld.
    »Du hast überhaupt keine Ahnung, was wichtig ist! Du lebst hier auf Kosten deiner Familie und tust, was du willst, als wenn du allein wärst auf der Welt! Als würde alles nach deiner eigenen Nase gehen!«
    Ich gehe einen Schritt auf sie zu. Komm einfach mit, möchte ich sagen, lass uns zusammen irgendwo hingehen, vielleicht können wir beide in Leroys Wohnung unterkommen. Aber so, wie sie da steht vor der Spüle, die Arme verschränkt, weiß ich, dass jeder Versuch zwecklos ist.
    Die Flügel der Aluminiumschwingür werden mit einer energischen, kurzen Bewegung aufgestoßen. Eine Wolke von Haarspray dringt in meine Nase.
    Anne mustert mich von Kopf bis Fuß. Dann nickt sie langsam, als hätte sie endlich die Antwort auf eine wichtige Frage gefunden.
    »Du warst nicht zu Hause letzte Nacht.«
    Es ist eine Feststellung. Meine eigenen Worte fallen mir ein: Wenn ich nachts mal nicht nach Hause komme, dann rufe ich von unterwegs an. Ich habe mein Versprechen nicht gehalten. Dabei habe ich es nicht einmal ernst gemeint, als ich es ausgesprochen habe. Damals.
    »So«, sagt sie und wippt mit dem rechten Fuß. Die Sohle hat sich an der Spitze gelöst. Der Schuh klafft bei jeder Bewegung auf und zu, wie der Mund einer Zeichentrickfigur beim Sprechen. Ihre Stimme ist gefasst.
    »So, jetzt habe ich endgültig genug von dieser Seifenoper in meinem Haus. Die eine kündigt von jetzt auf nachher, die andere geht hier ein und aus wie im Hotel. Jenny«, sie sieht mich kopfschüttelnd an, »es war nett, dass ich deinem Vater vor zwanzig Jahren mal mein Herz ausschütten konnte, aber jetzt ist es auch mal gut mit der alten Sympathie. Ich möchte, dass du deine Sachen packst. In zwei Stunden will ich dich hier nicht mehr sehen.«
    Sie macht eine Pause. Conny und ich starren zu Boden wie Kinder, die man beim Klauen ertappt hat. Anne meint es wirklich ernst. Mit allem hätte ich gerechnet, aber nicht damit.
    »Ist das klar?«, fragt Anne noch einmal. Mein Blick trifft ihren. Sie hat

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