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Der Himmel über New York (German Edition)

Der Himmel über New York (German Edition)

Titel: Der Himmel über New York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verena Carl
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etwas, das du mir sagen …«
    »Nein, ich … ich meine, doch. Jenny, das ist alles so kompliziert. Ich schreib dir heute noch, okay? Muss los, bye-bye!«
    Ich lasse den Hörer sinken und schüttle amüsiert den Kopf.
    Ich glaube, Max und ich könnten das wirklich. Was alle immer möchten und keiner schafft. Sich trennen und gute Freunde werden.

    Das Erste, was ich von Conny sehe, sind ihre Finger. Sie hält sich am Spülbecken fest, während sie am Boden kauert und mit der rechten Hand nach etwas tastet. Ihre Fingernägel sind ganz abgekaut. Sogar die Haut drum herum.
    »Was suchst du?«, frage ich.
    »Meine Haarklammer. Sie muss runtergefallen sein und ich kann sie nicht finden. Verdammtes, verficktes Scheißding! «
    Ich habe sie noch nie fluchen hören.
    Ihre Stimme ist heiser, als hätte sie sich erkältet.
    »Alles in Ordnung?«, frage ich. Sie hebt den Kopf und sieht mich an.
    Nichts ist in Ordnung.
    Ihre Nase ist vom Weinen geschwollen und rot marmoriert. Von ihren ungeschminkten Lippen hängen kleine Hautfetzen, als hätte sie darauf herumgebissen. Ihr rechtes Auge ist zu einem Schlitz verengt und blau unterlaufen.
    Ich gehe in die Knie und berühre ihre Schulter. Sie zuckt zusammen und entwindet sich.
    »Hast du dich geprügelt? Was ist los, um Himmels willen?«
    Sie steht auf, lässt ihre Haare über das verletzte Auge fallen: Wie ein Kind, das glaubt, es sei unsichtbar, wenn es selbst nichts mehr sieht. Dann kramt sie in der Tasche, sieht dabei aber nicht hin.
    »Hab mich gestoßen.«
    »Conny, das kannst du deiner Großmutter erzählen. Jemand hat dich geschlagen! Oder bist du …«
    Ich kann den Satz nicht zu Ende sprechen. Fast kann ich es vor mir sehen: Männer mit schwieligen Händen, die Conny in einen Hinterhof zerren, nach ihr greifen und so heftig an ihrer Hose reißen, dass ein Knopf abspringt und mit einem unschuldigen, hellen Ton auf dem Müllcontainer zwei Meter weiter aufschlägt.
    »Es ist nicht, wie du denkst.« Conny spricht leise und beherrscht. Ihre Stimme klingt wie durch Watte.
    »Du bist nicht vergewaltigt worden?«
    Jetzt, als ich weiß, dass es nicht wahr ist, kann ich das Wort aussprechen. Und mich wieder aufrichten, ohne dass meine Knie nachgeben.
    »Nein«, sagt sie und deutet auf ihr Auge, »das war mein Vater.«
    Ich glaube, ich habe mich verhört.
    »Dein Vater?«
    Mit gespreizten Fingern streicht sie das Haar auf der linken Seite zurück. Es ist eine vertraute Geste, die erste an diesem Morgen.
    »Ich bin gestern spät nach Hause gekommen. Zwei, halb drei. Ich war mit María tanzen. Wirklich, es war nur María! Also, ich meine, sie ist zwischendrin mal gegangen, weil sie müde war, aber dann hat sie mich später mit dem Auto abgeholt, wie wir es ausgemacht hatten.«
    Sie sieht mich an, flehend und vorwurfsvoll zugleich.
    »Jedenfalls, sie holt mich also ab und fährt mich heim. Und dann passiert was Komisches. Als ich aus dem Auto steig, ist sie irgendwie so kurz angebunden, so: Na, dann bis demnächst mal. Ist sonst gar nicht ihre Art. Aber ich hab das nicht so ganz ernst genommen, schließlich waren wir beide ganz schön müde. Na, ich also raus aus dem Auto, steh da vor unserer Haustür und seh das Licht im Wohnzimmerfenster. Wird doch niemand vor dem Fernseher eingeschlafen sein?, denk ich. Ich betrete die Wohnung, will das Licht ausmachen und nachschauen, ob da noch jemand ist. Und da ist nicht nur einer, da sind sie alle. Meine Eltern, meine Brüder. Und Antonio. Mein Verlobter.«
    Sie zieht die Nase hoch und fingert blind nach einer Serviette aus den Aluminiumhaltern, die in Reih und Glied auf der Küchenplatte neben der Spüle stehen. Schnäuzt sich geräuschvoll in das dünne Zelltuch und lässt es zusammengeknüllt liegen.
    »Als ich reinkam, war Papa noch ganz ruhig. Saß breitbeinig im Fernsehsessel, linke Hand auf der Lehne, rechte am Limonadenglas, und sah mich an. Niemand sagte was. Eine ganze Weile. Dann ging es los. Ich hätte den Bogen endgültig überspannt. Er könnte den ganzen Quatsch nicht mehr hören, von wegen Tänzerin und Sängerin, und dieser Job im Diner täte mir auch nicht gut.«
    »Aber das hast du dir doch hoffentlich nicht einfach so angehört?«
    Conny lacht bitter.
    »Würde ich sonst hier rumlaufen mit einem Matschauge wie aus ’nem verdammten Horrorfilm? Ich hab gesagt, dass ich ein Recht habe auf mein eigenes Leben, auf meine eigenen Fehler. Und dass er mir gar nichts mehr vorzuschreiben hat. Zack, da ist er ausgetickt.«
    »Aber

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