Der himmlische Weihnachtshund
nennen. Ich habe die Beziehung beendet.«
»Hältst du das für vernünftig? Ihr wart seit fast anderthalb Jahren ein Paar. Wegen eines kleinen Abenteuers oder Seitensprungs zerstört man nicht gleich eine gute Partnerschaft.«
»Ach ja?« Michael zog die Augenbrauen zusammen. »Es ist aber kein einfacher Seitensprung. Und selbst wenn es einer wäre – hast du jemals von mir gehört, dass ich mitzwei Frauen gleichzeitig zusammen gewesen wäre?« Er schüttelte verärgert den Kopf. »Das ist nicht mein Stil, Vater. Denn es wäre respektlos den Frauen gegenüber.«
Georg hob die Schultern. »Also gut, da will ich dir nicht widersprechen. Aber du weißt genau, dass wir in Bälde deine Verlobung mit Linda erwartet haben. Sie hat fest damit gerechnet. Warum dieser plötzliche Sinneswandel?«
Michael löste seine Arme wieder voneinander und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Weil mir klargeworden ist, dass ich Linda weder liebe noch bereit bin, mit ihr in dieser Zweckpartnerschaft zu verharren. Was für dich und Mama passt, muss auf mich doch nicht auch zutreffen, oder?«
»Du hast Linda sehr verletzt.«
Michael nickte leicht. »Wenn es so sein sollte, tut es mir leid.«
»Was, wenn es mit dieser Fiona nichts wird?«
Seufzend erhob sich Michael und trat ans Fenster, blickte auf die von einer dünnen Schneedecke verhüllten Fabrikanlagen und Lagerhallen ringsum. »Dann wäre das ganz allein mein Problem, Vater. Aber warum sollte es nichts werden? Ich liebe Fiona.«
»Du liebst sie?« Georg stand auf und trat neben ihn. »Ist das nicht ein bisschen starker Tobak? Bisher waren die Frauen, auf die du geflogen bist, auch nicht mehr als … « Er stockte, als Michael sich umdrehte und ihn ruhig ansah. Sichtlich verblüfft rieb er sich übers Kinn. »So, hm. Aha. Du meinst das ernst, ja?«
»Ich habe Fiona immer geliebt, und das weißt du.«
»Ihr wart noch Kinder damals. Seither sind über zwanzig Jahre vergangen.«
»Zeit spielt dabei keine Rolle, Vater. Das wüsstest du, wenn du jemals so etwas wie Liebe für jemanden empfunden hättest.« Michaels Ton war bitter geworden.
Georg hob den Kopf und musterte ihn schweigend. »Ich liebe deine Mutter, Michael.«
»Ja, sicher.« Michael winkte ab. »Ihr führt eine Musterehe.«
»Vielleicht zeigen wir es nicht so, wie du es dir in deiner jugendlichen Impulsivität vorstellst. Aber deine Mutter und ich sind sehr zufrieden miteinander.«
»Zufrieden, ja, aber auch glücklich?«
Georg zögerte, nickte dann aber. »In gewisser Weise kann man es wohl so nennen. Wir sind beide keine romantischen Persönlichkeiten; woher du diese Neigung hast, ist mir nicht ganz klar. Wir haben geheiratet, weil man es von uns erwartet hat. Aber das heißt nicht, dass wir es je bereut hätten.«
»Trotzdem ist das nicht der Weg, den ich gehen will«, erklärte Michael. »Mir ist damals das Herz gebrochen, als Fiona weggezogen ist.«
»Du warst noch ein kleiner Junge!«, rief Georg verärgert. »Wir waren froh, als diese Phase endlich vorbei war.«
»Diese Phase, wie du es nennst, war nie wirklich vorbei«, fuhrt Michael fort. »Und was die Rezeptur angeht: Ich will die Ergebnisse der Tests noch diese Woche haben. Wenn die Hundekekse für eine unserer ökologischen Produktlinien in Frage kommen, leite ich die Produktion einer Test-Charge ein und setze einen Vorvertrag für Fiona auf.«
»Hältst du es nicht für auffällig, dass sie gerade jetzt damit gekommen ist? Kann es sein, dass sie Geld riecht?«
Michael verdrehte die Augen. »Jetzt fang du nicht auch noch damit an, Vater! Hat Linda dir diesen Floh ins Ohr gesetzt?«
»Nein. Ich bin bloß misstrauisch.«
»Spar dir die Energie. Fiona ist keine Hochstaplerin.« Demonstrativ beugte Michael sich wieder über den Geschäftsbericht und ignorierte seinen Vater, der daraufhin mit einem skeptischen Blick das Büro verließ.
15. Kapitel
Langsam steuerte Fiona ihren Wagen in Michaels Auffahrt und stellte den Motor ab. Keks auf dem Rücksitz winselte und zappelte wild herum, bis sie sie endlich von dem speziellen Hundesicherheitsgurt befreit und nach draußen gelassen hatte. Die kleine Hündin erleichterte sich unter einem mit Schnee bedeckten Busch, dann rannte sie bellend zur Haustür. Fiona folgte ihr und kramte dabei den Schlüssel aus ihrer Manteltasche, den Michael ihr gegeben hatte. Er hatte vor drei Tagen kurzfristig noch einmal nach Brüssel fahren müssen und hatte sie gebeten, sich so lange um Keks zu kümmern. Heute
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