Der himmlische Weihnachtshund
Michael eine Kleinigkeit zu kochen. Er ist bestimmt hungrig und erschöpft, wenn er nach Hause kommt.«
»Haben Sie nicht selbst bis eben gearbeitet?« Anna-Maria sah ihr beim Kochen interessiert zu.
»Deshalb muss ich trotzdem etwas essen, oder? Dieses Pastagericht geht ganz schnell und ist nicht zu schwer für den Abend.« Fiona stellte eine Pfanne auf den Herd, um das Gemüse anzubraten.
»Sie kochen regelmäßig?«
»Wenn ich es einrichten kann. Nicht jeder kann sich einen Koch leisten.«
Anna-Maria lächelte schmal. »Verstehen Sie mich nicht falsch, Fiona – ich darf Sie doch so nennen? Ich habe gar nichts gegen eine häusliche Ader. Sie geht mir nur selbst vollkommen ab, wissen Sie. Ich kann gerade mal Kaffee oder Tee kochen. Es war mir immer wichtiger, mich ganz auf meine Karriere und die meines Mannes zu konzentrieren.« Sie setzte sich auf einen der hohen Barstühle am Küchentresen. »Und auf das Wohlergehen meines einzigen Sohnes.«
»Sind Sie deshalb hier?«, fragte Fiona geradeheraus.
»Michael war seit weit mehr als einem Jahr mit Linda Kreuzbacher liiert«, antwortete Anna-Maria. »Das war die mit Abstand längste Beziehung, die er je hatte. Und sie war sehr wünschenswert. Linda ist eine intelligente Frau aus gutem Hause und sehr engagiert in unserer Firma. Wir haben gehofft, dass Michael und sie sich bald verloben. Dann sind Sie auf einmal wie aus dem Nichts wieder aufgetaucht.« Beinahe vorwurfsvoll kam Fiona der Blick vor, der sie nun traf. »Sie können sich vielleicht vorstellen, dass wir sehr überrascht waren, als wir erfuhren, dass Michael die Beziehung zu Linda wegen Ihnen sang- und klanglos beendet hat. Und dass wir nicht sehr erfreut über diesen Umstand sind. Ich habe nichts gegen Sie, Fiona«, sprach sie rasch weiter, um jedem Kommentar zuvorzukommen. »Ich möchte Sie nur warnen. Michael gehört nicht zu den beständigsten Menschen. Ich vermute, dass er, was Lindabetrifft, kalte Füße bekommen und sich deshalb mit Ihnen eingelassen hat. Bitte glauben Sie mir, das sähe ihm ähnlich. Es schmerzt mich, das über meinen Sohn sagen zu müssen, aber er ist bekannt für seine Eskapaden. Vermutlich haben Sie auch selbst schon das Eine oder Andere von ihm gehört oder gelesen. Erhoffen Sie sich also nicht zu viel von ihm. Möglicherweise wird er sich bald besinnen und wieder zu Linda zurückkehren.«
Was redest du denn da? So ein Unsinn, mein Michael
geht nicht mehr zu der doofen Linda zurück. Er ist jetzt
mit Fiona zusammen. Die mag ich viel lieber, und sie
riecht auch viel besser. Und sie ist immer nett zu mir. Na
ja, wenn sie nicht gerade schimpft. Aber ich glaube, das bin
ich dann selbst schuld.
»Bist du jetzt fertig mit deiner Ansprache?«, kam von der Tür her Michaels amüsierte Stimme.
Keks sauste mit einem Freudenjaulen auf ihn zu und sprang an ihm hoch, ließ aber sofort von ihm ab, als er ihr befahl, sich zu setzen.
»Michael.« Anna-Maria erhob sich und trat auf ihn zu. »Schön, dass du dich endlich blicken lässt. Ich war doch sehr erstaunt, als ich nur Fiona hier angetroffen habe. Ich wusste nicht, dass ihr schon zusammenwohnt.«
»Wir wohnen nicht zusammen«, protestierte Fiona.
Michael grinste und signalisierte ihr, sich herauszuhalten. »Mama, wann wäre ich jemals nach zwei Wochen mit einer Frau zusammengezogen? Wenn du dich erinnern möchtest – nicht mal Linda hat hier gewohnt. Obwohl ich bei Fiona durchaus eine Ausnahme machen könnte.« Er trat an den Herd und schnupperte neugierig. »Wenn ich dann jeden Abend so wunderbar bekocht werde.«
»Es ist nur eine simple Gemüsepfanne mit Nudeln«, sagte Fiona verlegen. Die ganze Situation war ihr unangenehm«Mit der offenen Feindseligkeit seitens Frau Sahlers hatte sie nicht gerechnet. Michael schien das aber nicht weiter zu stören.
»Was willst du hier, Mama? Ich bin gerade mehrere Stunden mit dem Zug gefahren. In einem Abteil mit schreienden Kleinkindern und genervten Eltern auf dem Weg zu irgendwelchen Advents- oder Weihnachtsbesuchen. Warum die Leute über die Feiertage nicht einfach zu Hause bleiben können, ist mir ein Rätsel.«
»Ich dachte, du wolltest über Weihnachten in die Karibik fliegen.«
»Das war Lindas Plan, nicht meiner«, korrigierte er.
»Ich habe mir Sorgen gemacht«, sagte Anna-Maria leicht verärgert. »Das wird einer Mutter doch wohl noch erlaubt sein.«
»Natürlich. Aber ich erlaube dir nicht, Fiona mit deiner gekränkten Eitelkeit auf den Geist zu gehen.«
»Wie bitte?«
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