Der himmlische Weihnachtshund
hartes Wort!«, rief Linda gespielt entsetzt. »Keinesfalls. Wir sind nur der Meinung, dass diese Summe angemessen hoch ist, um Ihren Kummer, falls die Trennung von Michael einen solchen hervorrufen sollte, so gut wie möglich zu lindern.«
»Das ist ja abscheulich!« Schon wollte Fiona sich angewidert abwenden, doch Linda legte ihr vertraulich eine Hand auf den Arm und hielt sie zurück. »Das ist es ganz und gar nicht. Ich bitte Sie, Frau Dr. Maier, überlegen Sie es sich gut. Ich lasse den Vertrag hier bei Ihnen. Es eilt ja nicht.«
»Weiß Michael, was Sie hier tun?«, fauchte Fiona aufgebracht und entzog der Frau ruckartig ihren Arm.
»Wie gesagt, er ist sehr beschäftigt. Als er mich gestern Mittag anrief, klang er ziemlich erschöpft.«
»Gestern Mittag?«
»Aber ja, er rief während seiner Mittagspause bei mir an. Das tut er oft sogar abends, auch wenn er schon recht müde ist, aber noch jemanden braucht, mit dem er sich über seine Arbeit und deren … spezielle Probleme unterhalten will.« Linda lächelte überfreundlich.
In Fiona stieg heftiger Widerwille gegen diese Frau auf. »Verlassen Sie meine Praxis«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Ja, genau, hau ab! Du redest so gemeine Sachen und
machst Fiona unglücklich. Ich spüre geradezu, dass es ihr
schlechtgeht. So was kann ich nicht ausstehen.
»Wie Sie wünschen, Frau Dr. Maier. Aber bitte werfen Sie den Vertrag nicht gleich in den Papierkorb«, empfahl Linda mit süffisantem Unterton. »Denken Sie darüber in Ruhe nach.« Damit drehte sie auf dem Absatz um und verließ die Praxis. Dabei machte sie einen großen Bogen um Keks, die inzwischen doch wieder knurrend hinter dem Weihnachtsbaum hervorgekommen war.
Im nächsten Moment ging die Tür erneut, und Inge trat ein. »Guten Morgen, Fiona! Sag mal, war das diese Linda Kreuzbacher, die mir da gerade entgegengekommen ist?«
Fiona starrte noch immer auf den Punkt, wo Linda eben noch gestanden hatte. Nur mit Mühe riss sie sich zusammen. »Ja, das war sie.«
»Was wollte sie denn?«
Kopfschüttelnd nahm Fiona den Vertrag und überflog die ersten Zeilen. »Entschuldige mich für einen Moment, Inge. Ich muss mal telefonieren.«
18. Kapitel
»Na, so etwas aber auch!«, schimpfte Santa Claus aufgebracht. »Das gibt’s doch nicht. Mit so viel Gemeinheit hätte ich nie gerechnet.« Fahrig strich er sich durch seinen weißen Bart. »Was mache ich denn jetzt?«
Seine Frau, die durch die ganze Aufregung ebenfalls aus ihrer Küche angelockt worden war, trat neben ihn und legte ihm eine Hand auf den Arm. Eine Wolke aus Plätzchenduft umgab sie. »Also ich sage es ja nur ungern, Santa, aber ich habe gleich gesagt, dass deine Einmischung problematisch werden könnte«, sagte sie. »Mir war gleich nicht wohl dabei. Man kann nicht erwachsenen Menschen in ihr Leben eingreifen, ohne eine Lawine von Ereignissen auszulösen.«
»Ja, ja, mein Schatz. Aber es sah alles so perfekt aus.« Besorgt ging der Weihnachtsmann im Büro auf und ab. Abrupt blieb er stehen. »Schalte mal Michael auf einen der Bildschirme, Elfe-Sieben! Ich will sehen, ob das, was diese Linda behauptet, tatsächlich stimmt. Denn dann hätte ich mich doch sehr in ihm getäuscht. O je, o je, hoffentlich habe ich kein Unglück über die arme Fiona gebracht.« Er wartete ungeduldig, bis die Verbindung auf dem zweiten Bildschirm stand. Seine Miene hellte sich auf. »Wenigstens wird sie ihn sofort anrufen. Wisst ihr was? Damit müsste sich doch sofort alles aufklären, oder etwa nicht? Und Linda wird als Lügnerin entlarvt.«
»Ja, wenn er es tatsächlich ehrlich mit Fiona meint«, gab Elfe-Sieben zu bedenken. »Aber der Gefühlsradar zeigt gerade ganz negative Schwingungen an.«
19. Kapitel
Als ihr Wecker am folgenden Morgen um halb sieben klingelte, quälte Fiona sich wie gerädert aus dem Bett. Der vergangene Tag war grässlich anstrengend gewesen. Erst hatte es mehrere kleinere und größere Notfälle in ihrer Praxis gegeben, dann hatte kurz vor Ende der Sprechstunde noch eine Kollegin aus der Tierklinik in der Nachbarstadt angerufen. Dort half Fiona hin und wieder aus, und auch diesmal war sie zu gleich zwei schwierigen Operationen gerufen worden. Sie war erst nach Mitternacht nach Hause zurückgekehrt. Zum Glück hatte sie Keks in dieser Zeit bei den Pflegerinnen der Tierklinik lassen können, die sich gut um die Kleine gekümmert hatten. Allerdings war sie nicht mehr dazu gekommen, Michael anzurufen,
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