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Der Hinterhalt

Der Hinterhalt

Titel: Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor Shane
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Killer abgeben würde.« Ich sah dich an. Es gefiel dir nicht, wenn ich dieses Wort benutzte. »Aber ich will ehrlich sein. Mit siebzehn oder achtzehn hätte ich mich für diesen Job freiwillig gemeldet, weil ich so wütend auf sie war.«
    »Und jetzt?«, wolltest du wissen.
    »Jetzt würde ich mir wünschen, meine Hände wären sauber. Aber wütend bin ich immer noch.«
    »Auf die anderen?«
    »Ja«, entgegnete ich, »auf die Leute, die meine Angehörigen ermordet haben.«
    »Hältst du mich für einen schlechten Menschen?«, fragte ich dich, nachdem ich den Mut dazu gesammelt hatte.
    »Nein«, erwidertest du. Ich stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Aber ich kenne dich nicht.« Ich sah dich an. Du kanntest mich. Du wusstest es nur nicht. Du kanntest mich bereits besser als jeder andere Mensch auf der Welt. Das konnte ich dir allerdings nicht erklären. Ich würde es dir beweisen müssen, und das würde dauern. »Ich kenne dich nicht, aber ich liebe dich.« Liebe war gut und hatte uns so weit gebracht. »Und ich denke, was du getan hast, ist falsch, wie sehr du auch versuchst, es zu rechtfertigen.« Das akzeptierte ich. Schließlich hattest du nicht mein Leben gelebt. »Und ich habe ein wenig Angst vor dir. Ich möchte, dass du aufhörst zu töten.«
    »Okay …«, sagte ich. Viel mehr als das konnte ich nicht verlangen. Ich war mein ganzes Leben lang von Angst begleitet worden. Es war nur natürlich, dass du ebenfalls Angst hattest, nach dem, was ich dir erzählt hatte. Ich wünschte mir nur, du hättest keine Angst vor mir gehabt, doch das würde sich im Lauf der Zeit legen. Du hieltst mich nicht für einen schlechten Menschen. Das war vorerst genug für mich.
    »Und, wirst du?«
    »Werde ich was?«
    »Aufhören zu töten.«
    »Ja, das werde ich«, erwiderte ich. »Wenn sie mich lassen.«
    »Wohin werden wir gehen?«, fragtest du. Darüber hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht. Wir mussten versuchen, einen Ort zu finden, an dem sie nicht nach uns suchen würden.
    »Ich weiß nicht. In den Süden?«
    »Warum in den Süden?«
    »Ich bringe dich irgendwohin, wo es warm ist«, erwiderte ich.
    »Wenn wir irgendwohin gehen, wo es warm ist, wozu brauche ich dich dann?« Unsere erste gemeinsame Nacht schien schon lange her zu sein. Ich starrte in die Ferne und erinnerte mich an deinen Gesichtsausdruck, als du mich batest, zu dir unter die Bettdecke zu kommen. »Woran denkst du, Joe?«, wolltest du wissen.
    »An dich«, erwiderte ich und beließ es dabei.
    Vor dem Fenster ging der Tag in den Abend über. »Und wann gehen wir?«, fragtest du.
    »Bald«, entgegnete ich. »Ich muss mich noch um eine Sache kümmern, die uns etwas Zeit verschaffen wird. Anschließend können wir aufbrechen.« Du stelltest keine Fragen. Ich glaube, du wusstest, was ich tun musste. Du hattest mich gebeten, aufzuhören zu töten. Ich hatte dir versprochen, dass ich das tun würde. Ich hatte vor, dieses Versprechen zu halten, aber noch konnte ich das nicht. Ich musste noch einen Job erledigen, um uns genug Zeit für unsere Flucht zu verschaffen. Und dieser Job erforderte einiges an Vorbereitung.
    Am Abend, nachdem uns die Fragen ausgegangen waren, die wir uns gegenseitig stellen konnten, checkte ich unter dem Pseudonym, das Allen mir gegeben hatte, in einem Hotel ein. Mit einem Mal war es wichtig, dass alles so normal wie möglich wirkte. Ich war mir sicher, sie würden meine Spur verfolgen, würden sich vergewissern, dass ich meiner Aufgabe dieses Mal gewachsen war. Ich erinnerte mich daran, was Jared mir gesagt hatte, dass sie große Pläne für mich hätten, doch ich wusste, dass ich nicht vorsichtig genug sein konnte. Im Lauf meiner Karriere hatte ich nur einen Mord verpfuscht, doch dieser eine genügte. Außerdem war ich bereits einen Tag im Rückstand. Eigentlich hätte ich schon am Abend zuvor in das Hotel einchecken sollen. Von jetzt an musste ich mich bei allem, was ich tat, genau an die Vorschriften halten. Ins Hotel einchecken. Den Job erledigen. Anschließend hätten wir zwei Wochen Vorsprung. Sie rechneten erst in zwei Wochen damit, dass ich wieder anrief. In zwei Wochen konnten wir um die halbe Welt reisen. Soweit ich es beurteilen konnte, war das auch nötig, wenn wir entkommen wollten.
    Ich wählte mein Hotel willkürlich aus und checkte in einer Unterkunft in der Altstadt ein, die früher einmal eine Bank gewesen war. Als wollte man mir unmissverständlich klarmachen, dass ich unter Beobachtung stand, bekam ich nur

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