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Der Hinterhalt

Der Hinterhalt

Titel: Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor Shane
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taktvoller sein müssen, glaubte aber, dass dafür keine Zeit war. »Willst du es behalten?«
    Du fingst wieder an zu weinen. Deine Tränen ließen keinen Zweifel daran, dass ich Vater werden würde. Ich würde Vater des Kindes einer Frau werden, die noch keine achtzehn Jahre alt war. Mein Kind würde mein Feind werden. So lauteten die Regeln.
    Ich ging zu dir, weil ich dich halten wollte, weil ich dich beruhigen wollte, damit ich dir meine Reaktion erklären konnte. Als ich versuchte, dich in die Arme zu nehmen, schlugst du mir ins Gesicht. Es tat weh, doch für Schmerz war einfach keine Zeit. Ich versuchte abermals, dich zu umklammern, und kämpfte mich durch deine Arme, mir denen du wild um dich schlugst, bis dein Körper an meinen gepresst war.
    »Tut mir leid, tut mir leid, tut mir leid«, murmelte ich. Ich wiederholte die Worte immer und immer wieder. Sie waren wie ein Mantra. Ich wiederholte sie so lange, bis du aufhörtest, dich zu wehren, und dein Körper in meinen Armen schlaff wurde. Das Geheimnis, das ich gerade offenbart hatte, rückte bereits in den Hintergrund, doch ich durfte nicht zulassen, dass es verblasste. Ich durfte dich den Krieg und auch meine Rolle darin nicht vergessen lassen. Ich durfte dich nichts davon vergessen lassen, da es jetzt noch mehr zu erzählen gab. Du hattest mich gefragt, warum ich kämpfe. Ich konnte dir keine Antwort darauf geben, zumindest keine, die du verstanden hättest. Jetzt jedoch gab es einen neuen Grund zu kämpfen. »Natürlich freue ich mich«, sagte ich und versuchte, dich zu beruhigen, »aber du bist selbst noch ein Kind. Du bist siebzehn. Bist du dir sicher, dass du weißt, was du tust?«
    »Ein Kind, Joe? Du kannst mich mal. Bis jetzt hast du mich nicht wie ein Kind behandelt. Letzte Nacht hast du mich nicht wie ein Kind behandelt. Vielleicht ist das jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um damit anzufangen, mich wie ein verdammtes Kind zu behandeln.« Siebzehn. Großer Gott. Ich sah dich an. Du hattest recht. Wenn sich einer von uns beiden wie ein Kind benahm, dann ich.
    »Entschuldige«, flehte ich dich erneut an. »Entschuldige, dass ich dich als Kind bezeichnet habe. Es tut mir leid, wie ich reagiert habe. Entschuldige für alles. Ich war einfach überrascht. Du hast mich auf dem falschen Fuß erwischt.« Du begannst in mein Hemd zu schluchzen, das feucht wurde und an meiner Haut klebte. Ich beschloss zu sagen, was du meiner Meinung nach von mir hören wolltest. »Ich freue mich darauf, mit dir ein Kind zu haben. Ich freue mich.« Ich stand noch zu sehr unter Schock, um überzeugend zu klingen. Das wusste ich. Du saugtest es jedoch auf, da du dir so sehr wünschtest, überzeugt zu werden. »Ich möchte ein Kind mit dir haben, aber es gibt noch eine Sache, die ich dir sagen muss.« Ich hielt dich ein Stück von mir weg, damit ich dir in die Augen sehen konnte, während ich sprach. Du wurdest langsam ruhiger, als meine Worte schließlich dem entsprachen, was du zu hören gehofft hattest.
    »Ich glaube nicht, dass ich noch mehr ertragen kann«, erwidertest du. Deine Vorahnung war zutreffender, als du wissen konntest.
    »Tut mir leid, aber es gibt da noch eine Sache.« Siebzehn? Ich war erst sechzehn gewesen, als mich dieser Krieg überrollte. Das kam mir so jung vor und schien eine Ewigkeit her gewesen zu sein. Doch ich hatte überlebt, und du warst stärker als ich. Ich erzählte dir nochmals von den Regeln, die ich immer als sicheren Hafen im Wahnsinn dieses Krieges betrachtet hatte. Jetzt erschienen mir diese Regeln mehr als grausam. Regel Nummer eins: Unbeteiligte dürfen nicht getötet werden. Regel Nummer zwei: Minderjährige dürfen nicht getötet werden. Jetzt brauchte ich dir nur noch die dritte Regel zu erklären: Babys von Minderjährigen mussten der Gegenseite ausgehändigt werden. Du rangst nach Luft, als ich sie dir nannte, und brauchtest nicht lange, um sie zu begreifen. »Ich könnte dir sagen, dass du davonlaufen sollst, aber sie würden dich finden«, sagte ich. Ohne mich davonzulaufen kam nicht mehr in Frage. »Sie würden dich finden und dir unser Kind wegnehmen. Wenn du bei mir bist, kann ich dich beschützen.«
    »Es muss eine andere Möglichkeit geben.«
    »Nein, die gibt es nicht. Wenn wir dieses Baby bekommen, haben wir keine andere Wahl.« Du schütteltest ungläubig den Kopf. Ich wünschte, ich hätte eine bessere Antwort gehabt, doch es gab keine bessere.
    »Und was machen wir jetzt? Ich gebe dieses Baby nicht her, Joe.« Deine

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