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Der Hinterhalt

Der Hinterhalt

Titel: Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor Shane
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können. Wir brauchten mehr Zeit. Wir brauchten nicht nur Zeit, um abzuhauen, sondern auch Zeit, um abzutauchen.
    Ich atmete tief durch. Ein Job. Das war alles. Ich holte die Pistole aus meinem Rucksack und steckte sie in meine Jackentasche. Dann warf ich mir den Rucksack wieder über die Schulter. Er enthielt die anderen beiden Magazine für meine Pistole, drei Pässe, die auf drei verschiedene Namen ausgestellt waren, und ein paar hundert Dollar in bar. Ich war bereit, meinen Job hinzuschmeißen und für immer zu verschwinden. Ich griff mit der Hand in meine Jackentasche, umschloss die Pistole, legte den Zeigefinger an den Abzug und streichelte ihn. Der Schalldämpfer war noch an die Mündung montiert. Ich hatte ihn nie entfernt. Die Pistole war entsichert. Es wurde Zeit, dass ich mich in Bewegung setzte.
    Ich steuerte geradewegs auf die Eingangstür des Restaurants zu, erklomm die Stufen, zog die Tür auf und ging auf die Kellnerin zu. Dabei hielt ich den Blick nach vorn gerichtet, doch aus dem Augenwinkel beobachtete ich den blauäugigen Bodyguard. Er beobachtete mich ebenfalls. Ich trat zwei Schritte auf die Kellnerin zu. Sie lächelte mich an und machte Anstalten, mich zu fragen, mit wie vielen Leuten ich hier sei. Doch bevor sie die Worte aussprechen konnte, sah ich, dass sich der Leibwächter bewegte. Er nahm vorsichtig die Serviette von seinem Schoß und faltete sie auf dem Teller zusammen, der vor ihm stand. Das war seltsam. Warum nahm er sich die Zeit, um seine Serviette zusammenzufalten? Ich ging schnell an der Tischanweiserin vorbei. Dabei sah ich die Verwirrung in ihrem Gesicht. Ich machte zwei große Schritte auf den Bodyguard zu, der inzwischen aufgestanden war. Er hielt irgendeinen Gegenstand in der linken Hand. Als ich mich ihm noch ein Stück näherte, begann er die linke Hand in meine Richtung auszustrecken. Ich ging bis auf etwa drei Meter an ihn heran und zog dann meine Pistole aus der Jackentasche. Meine Bewegungen waren schnell, schneller als seine. Ich hob die Pistole und drückte ab. Ein Schuss. Ich traf ihn in den Kopf. Nicht zwischen die Augen, aber trotzdem in den Kopf. Er hatte seinen Arm ungefähr zu drei Vierteln in meine Richtung ausgestreckt. Blut spritzte an die Wand hinter ihm, und er fiel zu Boden.
    Niemand im Restaurant bewegte sich. Die Tischanweiserin, die sofort gespürt hatte, dass irgendetwas nicht stimmte, als ich an ihr vorbeigegangen war, unterdrückte einen Schrei. Abgesehen davon hatte ich das Gefühl, in einem Museum zu sein oder in einem Bestattungsinstitut. Ich hatte damit gerechnet, dass sich alles langsam bewegen würde. Ich hatte damit gerechnet, dass sich die Zeit verlangsamen würde. Ich hatte damit gerechnet, alles in Zeitlupe zu sehen. Ein paar Sekunden lang war es auch so. Nachdem ich jedoch zum ersten Mal den Abzug betätigt hatte, spielte sich alles im Schnelldurchlauf ab.
    Ich ging unverzüglich quer durch den Haupt-Essbereich zu dem Nebenraum. Niemand im Restaurant rührte sich von der Stelle. Ich gab mir Mühe, fokussiert zu bleiben. Alle Bilder außerhalb des schmalen Tunnels meines Blickfelds verschwammen. Ich hielt die Pistole im Gehen vor mir, schob den Holzperlen-Vorhang mit der linken Hand beiseite und trat an den langen, rechteckigen Tisch. Alle sechs Personen am Tisch blickten zu mir auf. Meine Zielperson und ihr Leibwächter saßen mir gegenüber an der Wand. Die vier Käufer saßen mit dem Rücken zu mir auf Stühlen, drehten sich jedoch um und sahen mich an, als ich den Raum betrat. Ich verzichtete auf Blickkontakt. Ich hob die Pistole und schoss dem amerikanischen Bodyguard einmal in die Brust. Er sah mich einen Moment lang an und senkte dann verwirrt den Blick auf seine Brust. Ich drehte mich zu meiner Zielperson, richtete die Pistole auf seinen Kopf und feuerte. Anschließend feuerte ich noch einmal. Und noch einmal. Ich erinnere mich nicht mehr, wie oft ich den Abzug betätigte. Die ersten beiden Schüsse trafen ihn am Kopf. Danach durchlöcherte ich ihn mit Kugeln. Bei jedem Schuss zuckte sein Körper, und mit jedem Zucken verlor ich das Vertrauen, dass er tatsächlich tot war. Alles hing davon ab, dass er tot war. So oft, wie ich den Abzug betätigte, hätte ich ihn fünf Mal töten können.
    Dann hörte ich hinter mir ein lautes Knallen, das mich aus meiner Trance riss. Ich hörte auf zu schießen und sah mich am Tisch um. Der Amerikaner saß einfach da, mit glasigem Blick, und rührte sich nicht. Meine Zielperson war in sich

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