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Der Hinterhalt

Der Hinterhalt

Titel: Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor Shane
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zusammengesackt und berührte mit dem Gesicht beinahe ihren Teller. All die Planung und Vorbereitung, die ich in den ersten Mordanschlag auf ihn investiert hatte, und jetzt war er einfach tot. Es war tatsächlich so einfach gewesen. Dann betrachtete ich die ernsten, hässlichen Gesichter der Käufer. Sie wirkten stoisch und erweckten nicht den Anschein, als wollten sie in das Kampfgeschehen von jemand anderem verwickelt werden. Einer von ihnen griff zu seinem Löffel und aß seine Suppe weiter.
    Ich hörte es hinter mir ein weiteres Mal knallen und spürte plötzlich einen stechenden, brennenden Schmerz hinten an meinem linken Bein. Ich drehte mich um und blickte durch den Perlenvorhang. Dahinter stand der blauäugige Bodyguard mit seiner Pistole in der ausgestreckten Hand. Sein Gesicht war zur Hälfte mit Blut bedeckt. Er hatte ein Auge geschlossen, damit ihm kein Blut hineinlief, stolperte nach vorn und betätigte erneut den Abzug. Diesmal sauste die Kugel an meinem Kopf vorbei und schlug in der Wand hinter mir ein. Ich hörte jemanden schreien und sah ein paar Leute zur Eingangstür laufen. Der Bodyguard hob die Pistole abermals an, doch bevor er schießen konnte, bahnte ich mir den Weg durch den Perlenvorhang in Richtung Küche. Erst als ich den ersten Schritt machte, wurde mir der Schmerz in meinem Bein wieder bewusst, das beim Gehen vor Qual aufzuschreien schien. Ich hatte einen Schuss hinten in meinen Oberschenkel abbekommen, glücklicherweise ein paar Zentimeter oberhalb der Kniekehle. Ich versuchte, so schnell wie möglich in die Küche zu gelangen. Dabei hörte ich einen weiteren Knall und ein Zischen neben meinem Ohr. Ich musste sofort verschwinden.
    Ich ging schnell durch die Küche und hielt die Pistole dabei auf Kopfhöhe. Das Küchenpersonal kam mir nicht in die Quere. Ich humpelte zur Hintertür. Sie führte neben den Mülltonnen auf der Rückseite des Gebäudes ins Freie. Es roch nach verfaultem Fleisch. Der Gestank der Mülltonnen in Verbindung mit dem brennenden Schmerz in meinem Bein hätte beinahe dafür gesorgt, dass mir übel wurde. Ich holte tief Luft. Ich musste mich in Bewegung setzen. Ich musste weg vom Tatort. Als ich die Seitenstraße etwa einen halben Häuserblock entlanggelaufen war, hörte ich, wie sich hinter mir die Küchentür öffnete. Ich blickte mich um und sah den blauäugigen Bodyguard auf mich zustolpern wie einen Zombie aus einem Billig-Horrorfilm. Er war ein wandelnder Albtraum. Ich konnte erkennen, wo ich ihn getroffen hatte, wo meine Kugel seinen Scheitel gestreift und ein Stück von seiner Schädeldecke weggerissen hatte. Es war kein direkter Treffer gewesen. Er richtete seine Pistole auf mich und feuerte erneut. Die Kugel sauste an mir vorbei, und ich hörte Glas splittern. Der Leibwächter war nicht mehr in der Lage zu zielen. Er verlor Blut und wurde schwächer. Sein geschlossenes Auge muss seine Tiefenwahrnehmung völlig auf den Kopf gestellt haben. Aber selbst mit geschlossenen Augen trifft man irgendwann ins Schwarze, wenn man genug Dartpfeile wirft. Ich hatte nicht vor, herumzustehen und ihm für Schießübungen zu dienen.
    Ich versuchte, um die nächste Ecke zu laufen und zu verschwinden, konnte mich mit meinem linken Bein aber nicht abstoßen. Stattdessen wankte ich auf die Ecke zu, dicht gefolgt von dem wandelnden Albtraum. Trotz seiner Verletzung waren seine Beine besser in Form als meine. Ich bog um die Ecke, bevor er mir zu nahe kam. Dann wartete ich.
    Ich hörte ihn gehen. Er ließ dabei die Füße über den Boden schleifen wie ein Betrunkener. Ich warf einen Blick auf meine Jeans. Die Rückseite meines linken Hosenbeins war unterhalb des Knies dunkelrot verfärbt. Scheiße, dachte ich. Das war nicht gut. Das Monster näherte sich der Ecke. Es kannte keine Gnade. Wenn der Leibwächter auch nur einen Funken Verstand besessen hätte, dann hätte er eine andere Route gewählt oder einfach aufgegeben und versucht, seine Haut zu retten. Er folgte mir trotzdem. Als er mit der Pistole in der ausgestreckten linken Hand um die Hausecke kam, streckte ich den Arm aus und packte ihn am Handgelenk. Ich hielt seine Hand mit der Pistole hoch über unsere Köpfe, damit er nicht auf mich zielen konnte. Bei dieser Bewegung zog ich seinen Körper zu mir heran, bis wir mit der Brust zusammenstießen und unsere Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. Er war geschwächt.
    Ich blickte ihm direkt in die Augen und sah Tod. Wie oft hatte ich das schon gesehen? Er

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