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Der Hinterhalt

Der Hinterhalt

Titel: Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor Shane
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Mund geschlossen, nachdem er inhaliert hatte, und stieß zwei lange Rauchsäulen durch die Nasenlöcher aus. Ich verschwand wieder hinter der Häuserecke und lehnte mich gegen die Wand, um sicherzugehen, dass sie mich nicht sahen. Ich lauschte, aber keiner von ihnen sagte etwas. Ich blickte mich um, da ich wusste, dass ich mich in Bewegung setzen musste, sobald die Geschäftspartner meiner Zielperson auftauchten, doch ich hatte Glück. Sie kamen aus der anderen Richtung. Ich hörte, wie meine Zielperson sie begrüßte. Nachdem ich seine Stimme in der Vorlesung gehört hatte, erkannte ich sie sofort wieder. Man begrüßte sich und stellte sich einander vor. Im Freien wurde nicht über Geschäftliches gesprochen – darüber würde man sich im Restaurant unterhalten. Ich wusste, wozu diese Männer hier waren. Sie wollten Waffen kaufen. Ich wusste nur nicht, für welchen Krieg, und das war mir eigentlich auch egal.
    Ich wollte mir das Äußere der Käufer genau einprägen, bevor sie das Restaurant betraten, da ich sichergehen musste, dass ich sie von meinen Zielpersonen unterscheiden konnte. Deshalb trat ich kurz einen Schritt vor und sah beiläufig in beide Richtungen die Straße hinunter, als würde ich nach jemandem Ausschau halten. Dabei warf ich einen flüchtigen Blick auf die Gesichter der Käufer. Sie waren zu viert und alle ähnlich gekleidet. Jeder von ihnen war mit schwarzer Hose, einem dunklen Hemd und einer hellen Krawatte bekleidet. Außerdem trug jeder anstelle eines Jacketts eine schwarze Lederjacke. Alle hatten dunkles Haar. Sie sahen aus wie Brüder. Nachdem ich einen kurzen Blick auf sie erhascht hatte, trat ich zurück in den Schatten. Sie miteinander zu verwechseln würde kein Problem darstellen. Meine einzige Sorge war, dass sie bewaffnet sein könnten. Falls einer von ihnen eine Pistole bei sich hatte und beschloss, den Helden zu spielen, war ich geliefert. Schließlich war ich nicht Dirty Harry. Auf eine Schießerei war ich nicht vorbereitet.
    Ich blieb noch kurz mit dem Rücken an die Backsteinmauer gelehnt stehen, lauschte und wartete darauf, sie hineingehen zu hören. Ich wollte beobachten, wenn sie zu ihrem Tisch geführt wurden, damit ich wusste, auf welcher Seite des Restaurants sie sitzen würden. Die linke Seite wäre besser gewesen, da man von dort schneller in die Küche gelangte, doch ich konnte mit beiden Seiten leben. Ich musste es nur unbedingt vorher wissen. Es wäre ein Desaster, wenn ich in den falschen Nebenraum gehen würde, nachdem ich ins Restaurant spaziert war und jemandem in den Kopf geschossen hatte. Ich wartete, bis ich die letzten Schritte auf den Stufen zur Eingangstür des Restaurants hörte, dann ging ich um die Ecke und spähte durch eines der vorderen Fenster. Das Restaurant war ziemlich klein. Das Gebäude selbst war leuchtend rot gestrichen, und in den Torbogen über der Tür war ein Drache geschnitzt. Die gesamte Gebäudefront war mit Fenstern versehen, die sich an heißen Sommertagen zur Straße hin öffnen ließen. Ich spähte durch eines dieser Fenster und beobachtete, wie meine Zielperson zu ihrem Tisch geführt wurde. Ich hatte Glück. Der neue Leibwächter betrat das Restaurant als Letzter und würde deshalb im Haupt-Essbereich Platz nehmen. Während die Gruppe in den Nebenraum auf der linken Seite des Restaurants geführt wurde – das Glück schien abermals auf meiner Seite zu sein –, brachte eine andere Kellnerin den blauäugigen Bodyguard zu einem freien Tisch in der rechten hinteren Ecke des Haupt-Essbereichs. Er nickte und setzte sich.
    Noch hätte ich die Sache abblasen können. Wir hätten weglaufen können. Ich hätte meinen Job ausfallen lassen und zu dir zurückkehren können, und wir hätten uns noch am selben Nachmittag aus dem Staub machen können. Wir hätten trotzdem noch einen kleinen Vorsprung gehabt. Vermutlich hätte es ein bis zwei Tage gedauert, bis ihnen bewusst geworden wäre, dass ich den Job nicht erledigen würde. In zwei Tagen wären wir ziemlich weit gekommen. Wir hätten nach Europa oder Asien fliegen können. Wir hätten den großen Australier in seiner Heimat besuchen können. Die Welt war klein. Ein bis zwei Tage hätten uns womöglich genügt, um abzuhauen und unterzutauchen, doch unsere Fährte wäre in diesem Fall noch frisch gewesen. Unser Geruch hätte noch an allem gehaftet, was wir angefasst hatten. Es spielte keine Rolle, wohin wir uns hätten absetzen können, da sie ebenso schnell dorthin hätten gelangen

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