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Der Hinterhalt

Der Hinterhalt

Titel: Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor Shane
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Untersuchungen durchführen«, sagte der Arzt, bevor er den Vorhang zur Seite schob und wieder ging.
    »Du hast ihnen deinen echten Namen genannt«, sagte ich, ohne nachzudenken, nachdem der Arzt gegangen war.
    »Tu mir das jetzt nicht an, Joe«, entgegnetest du. Ich beließ es dabei. Wir konnten uns später darüber Sorgen machen. Ich hoffte nur, dass es dann noch etwas geben würde, worüber wir uns Sorgen machen konnten.
    Der Arzt kam mit einer Krankenschwester zurück. Die beiden nahmen dir Blut ab. Er bat dich, die Beine zu spreizen, damit er dich untersuchen konnte. Ich wandte den Blick ab, als er das tat. Dann rollte eine andere Schwester ein Gerät herbei, das aussah wie ein Fernseher auf Rädern und das ich aus Filmen kannte. Es handelte sich um ein Ultraschallgerät. Ich wandte mich erneut ab, da ich nicht auf den Bildschirm schauen wollte, falls irgendetwas nicht stimmte. Der Arzt fuhr dir mit einer Sonde über den Bauch. »Sehen wir doch mal nach, was hier vor sich geht«, sagte er.
    Dann warteten wir. Wir warteten eine gefühlte Ewigkeit, obwohl es wahrscheinlich nur ein oder zwei Minuten waren. »Was ist zu sehen?«, fragtest du schließlich.
    Der Arzt zögerte einen Moment, ehe er antwortete. Er bewegte die Sonde über deinen Bauch und beobachtete den Bildschirm. »Da ist es«, sagte er endlich. Ich blickte auf. Ich konnte einfach nicht anders. Ich musste hinsehen, auch wenn ich eigentlich nicht wollte. »Sie sagten, Sie seien fast im fünften Monat?«, fragte der Arzt.
    »Ja«, erwidertest du, den Tränen nahe. »Ist alles in Ordnung?«
    »Nun«, sagte der Arzt, »sehen Sie diese Bewegung auf dem Monitor?« Ich richtete den Blick auf den Bildschirm. Ich sah sie. Ein winziges Zucken. Ich spürte, wie sich mein Puls beschleunigte. »Das ist der Herzschlag Ihres Babys.« Ich sah dich an. Du konntest die Augen nicht vom Bildschirm abwenden. Ich blickte ebenfalls wieder auf den Monitor. Da war es erneut, das gleichmäßige Zucken. Ich spürte, wie mein Herz zu rasen begann, bis mein Herzschlag und der unseres Babys völlig synchron zu sein schienen.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragtest du den Arzt noch einmal.
    »Der Herzschlag sieht gut aus«, antwortete er, »aber ich möchte mir erst noch die Ergebnisse der anderen Untersuchungen ansehen und Sie eine Weile im Auge behalten. Wir verlegen Sie nach oben.«
    »Wir sind nicht versichert«, sagte ich dem Arzt. Er wusste, was ich damit meinte. Er wusste, ich meinte damit, dass wir für nichts bezahlen konnten.
    »Das überlasse ich den Kollegen im ersten Stock«, erwiderte der Arzt, bevor er ging. Sie schoben dich zum Aufzug, ohne dass du dein Bett verlassen musstest. Ich ging neben dir her und hielt deine Hand. Wir kamen an anderen Patienten in der Notaufnahme vorbei, die husteten und schrien und nach Schmerzmitteln verlangten. Dann befanden wir uns im Aufzug, die Türen schlossen sich hinter uns, und alles war still.
    Als wir oben ankamen, wurdest du in dein eigenes Zimmer geschoben, in dem sich zwar noch ein zweites Bett befand, das jedoch nicht belegt war. Ein ganzes Team von Leuten kümmerte sich um dich. Krankenschwestern kamen herein und schlossen dich an verschiedene Geräte an – an einen Herzmonitor, an einen Tropf und an einige andere Geräte, über deren Aufgabe ich mir nicht im Klaren war. Ganz egal, wie oft wir nachfragten, niemand wollte uns sagen, ob alles in Ordnung war. Niemand wollte uns irgendetwas sagen. Ich setzte mich auf den Stuhl neben deinem Bett. »Es wird alles gut«, sagte ich zu dir.
    »Das kannst du nicht wissen«, erwidertest du. »Und wag es nicht, mir das zu sagen, wenn du dir nicht sicher bist, dass es stimmt.« Also hielt ich wieder den Mund und wartete. Irgendwann kamen sie herein und führten weitere Untersuchungen durch. Ich verlor den Überblick, was sie alles mit dir machten. Ich wollte das Zucken wieder sehen. Ich wollte sichergehen, dass es noch da war. Dieses Zucken war augenblicklich zu meinem ganzen Leben geworden.
    Nachdem die Untersuchungen zu Ende waren, bliebst du weiterhin an ein paar Geräten angeschlossen. Etwa eine Stunde später kam ein weiterer Arzt herein. Er trug normale Straßenbekleidung unter seinem weißen Kittel. Als er das Zimmer betrat, musterte er mich über seine Brille hinweg von Kopf bis Fuß. Er hatte ein Klemmbrett bei sich. Wie er mich ansah, gefiel mir nicht. Ich dachte sofort, er sei einer von ihnen. Ich unternahm allein aus dem Grund nichts, dass er unsere einzige Hoffnung war. Wir

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