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Der Hinterhalt

Der Hinterhalt

Titel: Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor Shane
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durchtrainierten Körper wandern. Sie lehnte sich auf ihrem Hocker zurück, den Blick auf mich geheftet, und trank ihren Cocktail durch einen Strohhalm.
    »Und, möchtest du dich mal an diesem Ringspiel versuchen?«, fragte ich, da ich aufstehen musste, ehe ich von meinem Barhocker fiel. Bevor Catherine die Frage beantworten konnte, erhob ich mich und ging in den hinteren Bereich der Bar zu meinen unerträglich lauten Freunden. Ich hegte die zweifelhafte Hoffnung, dass sie mir folgen würde, dass wir dieses alberne Spiel spielen würden und dass ich sie anschließend mit nach Hause nehmen und am nächsten Morgen neben ihrem durchtrainierten nackten Körper aufwachen würde. Irgendwo tief in meinem Bauch spürte ich jedoch, dass es dazu nicht kommen würde.
    Etwa auf halbem Weg von der Theke zu meinen Freunden blieb ich stehen und blickte mich um. Catherine war weg. Sie war einfach verschwunden. Eine halbe Minute zuvor war sie noch da gewesen, doch jetzt war sie weit und breit nirgends zu sehen. Mir wurde flau im Magen. Ich gab mir Mühe, dieses Gefühl als Enttäuschung abzutun, log mir dabei aber in die eigene Tasche, und das wusste ich auch. Es hatte nichts mit Enttäuschung zu tun. Das Gefühl in meiner Magengegend sagte mir, dass irgendetwas nicht stimmte. Ein Jammer, dass ich nicht darauf hörte.
    »Also gut, Joe«, sagte Jared, als ich auf meine beiden alten Freunde zuging. »Mal sehen, wie du dich anstellst.« Er klopfte mir auf den Rücken.
    »Ich glaube, die Schnur ist zu kurz«, rief Michael. »Hey, Barmann, was ist mit dieser Schnur los?« Der Barkeeper reagierte nicht. Er schüttelte nur den Kopf und sah weg. Ich trat einen Schritt vor und positionierte die Füße hinter dem Klebeband auf dem Boden.
    »Wer war die Schönheit an der Theke?«, erkundigte sich Michael. Ich nahm den Ring in die rechte Hand und trat mit dem linken Fuß nach hinten, als wollte ich einen Dartpfeil werfen. »Und wohin ist sie verschwunden?« Michael lachte, da er davon ausging, dass ich bei ihr abgeblitzt war. Er hatte keinen blassen Schimmer. Ich schloss ein Auge und versuchte, den kleinen Ring in meiner Hand in eine Linie mit dem Haken an dem Pfosten zu bringen. Der Raum drehte sich, was zur Hälfte am Alkohol lag und zur Hälfte daran, dass ich mein Herz nicht dazu bringen konnte, langsamer zu schlagen.
    »Irgend so ein Mädchen«, erwiderte ich. Ich ließ den Ring los und schob ihn dabei leicht zur Seite. Er beschrieb einen langsamen Bogen nach links, kehrte um und näherte sich dem Haken. Der goldfarbene Ring funkelte im Licht der Bar, als er zu uns zurückschwang. Dann verfing er sich mit einem leisen Klimpern an dem Haken. Michael stieß ein unverständliches Heulen aus. Die Schnur wurde schlaff, und der Ring hing an dem Haken, der an den Pfosten geschraubt war. Volltreffer.
    Am nächsten Morgen stand ich früh auf, ging mit meinen Kopfschmerzen an die frische Luft und sah mir den Sonnenaufgang an. Als Kind war ich jeden Sommer mindestens ein Mal aufgestanden, um den Sonnenaufgang zu beobachten. Es hat mir schon immer gefallen, die Welt aufwachen zu sehen. Die Veranda des Strandhauses war dafür wie gemacht. Man konnte sich morgens dort hinsetzen und beobachten, wie der Himmel heller wurde, konnte zuhören, wie die Möwen lebendig wurden, konnte die Sonne auf der Haut spüren, wenn sie am Horizont aufging, und brauchte sich dazu trotzdem nicht viel weiter als fünf Meter von seinem Bett zu entfernen. Mein Plan war, mich wieder hinzulegen, sobald das Spektakel vorüber war. Ich hatte noch ein wenig Schlaf nachzuholen.
    Am Morgen waren Catherine und meine kleine Panikattacke nur noch undeutliche Erinnerungen. Ich redete mir ein, dass ich einfach noch ein bisschen Zeit brauchte, um runterzukommen. Sieh dir den Sonnenaufgang an. Leg dich wieder ins Bett. Schlaf bis Mittag. Ich glaubte, das wäre alles, was ich brauchte, um mich auszukurieren.
    Der Himmel war noch dunkelviolett, als ich die Veranda betrat. Der Wind wehte vom Meer. Es war kalt. Kurz vor Tagesanbruch mag es zwar nicht am dunkelsten sein, aber es ist ganz bestimmt am kältesten. Ich ging wieder ins Haus und zog ein Laken von meinem Bett, damit ich mich darin einwickeln konnte, während ich dasaß und zum Horizont starrte. Dann begann ich meine Nachtwache, saß in das Laken eingewickelt auf der Veranda des alten Ferienhauses und wartete auf den Sonnenaufgang.
    Der Himmel war kaum heller geworden, als ich auf der Veranda Gesellschaft bekam. »Wie in alten Zeiten«,

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