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Der Hinterhalt

Der Hinterhalt

Titel: Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor Shane
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hatte es keinen Sinn mehr. Ich versuchte, Energie aufzusparen, da ich auf eine letzte Überlebenschance hoffte. Ich brauchte nur eine Gelegenheit.
    Schließlich ließ der dunkelhaarige Typ meine Haare los, sodass ich mit dem Rücken in den Sand fiel. Einen Augenblick später leuchtete mir der grauhaarige Anführer mit einer Hand mit der Taschenlampe ins Gesicht, während er mit der anderen seine Pistole auf mich richtete. Das Licht der Taschenlampe blendete mich. Meine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. »Wo ist Trevor?«, hörte ich eine Stimme hinter dem Licht fragen. Ich nahm an, Trevor war der Taxifahrer.
    »Haifutter«, murmelte ich.
    »Ja?«, entgegnete der Anführer. Er schien kaum zur Kenntnis zu nehmen, dass sein Kumpan tot war. »Tja, du bist als Nächster dran.« Dann sah ich, wie sich ein Schatten schnell ins Licht bewegte. Es handelte sich um den Absatz eines Schuhs. Bevor ich Zeit hatte, um diese Information zu verarbeiten, landete er hart auf meiner Nase. Ich war einen Moment lang benommen. Sie drehten mich um. Jemand drückte mir das Gesicht in den Sand, zog mir die Hände auf den Rücken und fesselte meine Handgelenke mit einem Plastikring. All das geschah in einer Bewegung und dauerte nur etwa fünf Sekunden. Sie taten das nicht zum ersten Mal.
    Nachdem meine Hände auf dem Rücken fixiert waren, drehte mich der Grauhaarige wieder um. Ich spuckte den Sand aus, den ich im Mund hatte, und versuchte, ihn genauer unter die Lupe zu nehmen. Ich hatte ihn noch nie zuvor gesehen, zumindest nicht leibhaftig. Vielleicht hatte ich ein Foto von ihm gesehen. Ich konnte mich nicht erinnern. Er starrte mich an, als versuchte er, in meinem Gesicht etwas zu lesen.
    »Du hast meine Frau umgebracht, du Scheißkerl.« Ich hatte ein Foto von ihm gesehen. Es hatte sich in der Kurzbiografie zu meinem letzten Mordauftrag befunden. Ich erinnerte mich, was Jared mir gesagt hatte. Ich hatte die Frau in Brooklyn getötet, um ihrem Mann eine Botschaft zu übermitteln. Er war einer ihrer besten Soldaten. Allein im vergangenen Jahr hatte er acht von unseren Männern getötet – acht, von denen wir wussten. Mein Name würde bald einer äußerst erlesenen Liste hinzugefügt werden.
    Ich kam langsam wieder zu Atem und gewann einen Teil meiner Fassung zurück. »Und wie viele Leute hast du umgebracht?«, fragte ich ihn.
    Er überlegte kurz. »Mehr als du.« Er starrte mich wütend an, das Gesicht voller Gehässigkeit. »Da bin ich mir sicher.« Dann warf er einen Blick auf die Pistole in seiner Hand. »Ich erinnere mich nicht mehr, wie viele genau.« Ich sah, wie sich seine Brust beim Atmen hob und senkte. Durch seinen Körper strömte Adrenalin. »Irgendwann verschwimmen alle einfach miteinander. An einige von ihnen erinnere ich mich allerdings …« Er starrte mich mit einem wütenden Funkeln in den Augen an. »Und an dich werde ich mich ganz bestimmt erinnern.« Dann wandte er sich dem dunkelhaarigen Typen zu, der tropfnass neben ihm stand. »Gib mir dein Messer, Steve.« Steve hielt ihm das Messer hin. Der Anführer nahm es und gab Steve die Pistole. Dann wandte er sich wieder mir zu. »Ich würde dir raten zu beten, Freundchen, aber in fünf Minuten werde ich dich daran nicht mehr erinnern müssen. Steh auf«, befahl er mir. Ich kämpfte mich auf die Beine. Er ging einen Schritt auf mich zu. Ich schloss die Augen, um mich auf den Schmerz vorzubereiten. Ich wusste nicht, was er vorhatte. Ich wusste nur, dass es wehtun würde und dass es nicht schnell gehen würde. Dann nahm ich einen letzten tiefen Atemzug, da mir bewusst war, dass ich womöglich nie wieder schmerzfrei würde einatmen können. Ich dachte nicht an den Tod, nur an die Schmerzen. Ich spürte, wie mir die Meeresbrise übers Gesicht strich, und konnte den Geruch des Salzwassers riechen, der vom Meer hergeweht wurde. Dann nahm ich von irgendwoher noch einen anderen Geruch wahr, der durch die salzige Luft schwebte. Es war der Geruch von billigem Rasierwasser.
    Mit noch immer geschlossenen Augen hörte ich aus der Ferne einen Schrei, einen markerschütternden, manischen Schrei. Er kam mit jeder Sekunde näher. Ich öffnete die Augen gerade noch rechtzeitig, um Michael mit ausgestreckten Armen wie Superman durch die Luft fliegen zu sehen. Er war zurückgekommen, um mir zu helfen. Wie bereits erwähnt, machte er sich nicht gern aus dem Staub. Michael packte den dunkelhaarigen Typen und rang ihn nieder. Er hatte sein Tauchermesser in der Hand. Der grauhaarige

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