Der Hinterhalt
heißen? Was hast du vor?«
»Ich werde ein paar Anrufe tätigen. Während ihr beiden Räuber und Gendarm gespielt habt, habe ich daran gearbeitet, uns in Sicherheit zu bringen. Manchmal muss man einfach darauf zählen, dass unsere Leute besser sind als ihre. Das ist der Vorteil daran, zu den Guten zu gehören. Hier, bitte schön, Mr Robertson.« Jared zog Unterlagen aus der Hosentasche und drückte sie mir in die Hand. Es handelte sich um ein Flugticket vom Atlantic City Airport nach Atlanta. Ich reiste unter dem Namen Dennis Robertson. Nur Jared und der liebe Gott wussten, was dem echten Dennis Robertson zugestoßen war. »Also, halt dich bis morgen bedeckt. Fahr rechtzeitig zum Flughafen. Bring dich wieder in Ordnung. Ich sorge dafür, dass unser Freund keine Probleme bekommt.«
»Er hat mir das Leben gerettet, Jared.« Ich sah Jared an und versuchte ihm einzuschärfen, wie wichtig es war, dass wir Michael halfen.
»Ich weiß. Aber was auch immer du tust, geh nicht zurück ins Krankenhaus.« Er schüttelte den Kopf. »Keine Heldentaten. Irgendwann sorgst du noch dafür, dass wir alle umgebracht werden. Ich erledige das. Vertrau mir.«
Ich hoffte, dass ich Jared oder Michael am Flughafen sehen würde – dass Jared arrangiert hatte, dass wir uns alle zur selben Zeit auf den Weg an verschiedene Orte machten. Doch dafür war Jared zu schlau. Als ich die Maschine nach Atlanta bestieg, ging ich allein an Bord. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich immer noch nicht, wie es meinen Freunden ergangen war.
SECHSTES KAPITEL
Nachdem ich in Atlanta gelandet war, mietete ich ein Auto – oder vielleicht sollte ich sagen, mietete Dennis Robertson ein Auto – und machte mich auf den Weg Richtung Westen. Ich fuhr ein paar Stunden ziellos umher, bis ich ein Motel am Straßenrand fand, in dem ich untertauchen und genesen konnte. Der Mitarbeiter an der Rezeption würdigte mich beim Einchecken trotz meiner bandagierten Hand und meines blauen Auges keines zweiten Blickes.
Sobald ich mich in meinem Motelzimmer befand, schlief ich fast dreißig Stunden am Stück. Als ich schließlich aufwachte, war es Morgen, einen vollen Tag später. Es war ein verrücktes Gefühl zu wissen, dass ich einfach so einen ganzen Tag verpassen konnte. Nach dem Aufwachen hörte ich die Leute im Zimmer nebenan miteinander streiten. Da ich Ruhe brauchte, ging ich nach draußen, um eine Runde zu joggen. Ich besaß neue Turnschuhe und neue Bekleidung, die ich am Flughafen mit Dennis Robertsons Kreditkarte gekauft hatte. Ich lief fast anderthalb Stunden, ehe ich ins Motel zurückkehrte. Wieder angekommen duschte ich. Mir gingen langsam die Möglichkeiten aus, um das Unvermeidliche hinauszuzögern. Deshalb griff ich zum Telefon, wählte und wartete. Es ertönte zweimal das Freizeichen. Mein Anruf wurde von einer fröhlich klingenden Frau entgegengenommen. »Global Innovation Incorporated. Wie können wir Ihnen behilflich sein?«
»Michael Bullock, bitte«, entgegnete ich.
»Einen Moment, bitte.«
Ich wartete kurz, bis abermals das Freizeichen zu hören war. Nachdem es zweimal ertönt war, meldete sich eine ebenso fröhlich klingende Frau. »Spartan Consultants, wie können wir Ihnen behilflich sein?«
»Dan Donovan, bitte«, entgegnete ich dieses Mal.
»Einen Moment, bitte.«
Wieder das Warten. Wieder die zwei Freizeichen. Wieder eine fröhliche Rezeptionistin. Offenbar genügte es nicht, dass sie uns unser Leben riskieren ließen, sie mussten auch noch die schlimmste Art von Unternehmenskultur imitieren. »Verbündete auf Abruf. Wie können wir Ihnen behilflich sein?«
»Ich würde gern mit Pamela O’Donnell sprechen.«
»Einen Moment, bitte.« Ich rief nicht zu einer vereinbarten Zeit an. Trotzdem war ich mir ziemlich sicher, dass jemand meinen Anruf entgegennehmen würde. Vermutlich waren sie nach dem Debakel, das ich gerade erlebt hatte, gespannt darauf, von mir zu hören.
Diesmal ertönte nur ein halbes Freizeichen, bis jemand den Hörer abnahm. »Meine Güte, Joe, was zum Teufel ist passiert?« Es war Matt, mein Ansprechpartner.
»Sitzt du etwa seit zwei Tagen neben dem Telefon und wartest auf meinen Anruf?«
»Mehr oder weniger, ja.«
»Lassen sie dich denn nie nach Hause gehen?«
»Nicht nach dem Scheiß, den du gebaut hast. Nicht, wenn du eigentlich in Montreal sein solltest. Verdammt, was war denn los, Joe?«
»Ich weiß auch nicht. Wir wurden in einen Hinterhalt gelockt.«
»Ja, ich auch. Von meinen Chefs. Du hast mir einen Haufen
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