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Der Hinterhalt

Der Hinterhalt

Titel: Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor Shane
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auf dem so gut wie keine Haut mehr vorhanden war. Alles, was ich sah, war eine Mischung aus Blut und Knochen. Wir waren ein hübsches Pärchen, Michael und ich, aber zumindest wusste ich von meinen Wunden, dass sie heilen würden.
    Ich trat aufs Gaspedal und fuhr so schnell es ging die schmale Straße entlang. Wir näherten uns der einzigen Brücke, die von der Insel aufs Festland führte. Ich musste ein Krankenhaus finden.
    »Jared ist ein verdammter Schwachkopf«, brummelte Michael von der Rückbank. »Er hat tatsächlich gedacht, wir könnten es nicht mit ihnen aufnehmen. Aber wir haben sie alle vier ohne ihn erledigt.«
    »Entspann dich, Michael. Verschwende nicht deine Kraft. Du verlierst Blut.« Ich trat das Gaspedal noch weiter durch. Es dauerte nicht lange, bis wir auf Verkehr stießen. Ich flog an den anderen Autos vorbei, überholte sie links und rechts. Dann kam ich an eine rote Ampel und hielt neben einem anderen Wagen. Ich kurbelte das Fenster herunter und schrie hinüber: »Krankenhaus?« Die Insassen warfen einen Blick auf mein blutverspritztes Gesicht und riefen mir den Namen einer Stadt ganz in der Nähe der Insel zu: Manahawkin. Ich sah Hinweisschilder für das Krankenhaus und folgte ihnen, bis ich auf der Zufahrt zur Notaufnahme zum Stehen kam.
    »Schaffen wir dich rein«, sagte ich und drehte mich zu Michael um.
    »Nein«, erwiderte er. In seinen Augen zeigte sich wieder etwas Leben. »Du kannst nicht mitkommen.«
    »Was soll das heißen?«
    »Wenn du mit mir da reingehst, kommt keiner von uns beiden wieder raus. Setz mich an der Tür ab und verschwinde.«
    »Ich kann dich nicht im Stich lassen. Du wirst verhaftet werden, im besten Fall. Du kannst dich momentan nicht verteidigen. Du bist zurückgekommen, um mir zu helfen. Ich kann dich jetzt nicht sitzen lassen.«
    »Ich bin nicht deinetwegen zurückgekommen.« Michael rang sich tatsächlich ein Lächeln ab. Ich konnte eine Spur von Blut auf seinen Lippen erkennen. »Ich habe nicht versucht, dir zu helfen.« Seine Stimme war schwach. Jedes Wort kostete ihn Anstrengung. »Diese Scheiße macht mir einen Riesenspaß. Fahr. Fahr und setz dich mit Leuten in Verbindung, die mich hier rausholen können. Das würde Jared uns auch sagen.« Er hatte recht. Genau das hätte uns Jared auch gesagt. Wenn Michael allerdings auf Jared gehört hätte, wäre ich tot.
    Was er sagte, ergab jedoch einen Sinn. Ich redete mir ein, dass ich Michael mehr helfen konnte, wenn ich wegfuhr, als ich ihm helfen konnte, wenn ich dablieb. Also setzte ich meinen Freund, der soeben sein Leben riskiert hatte, um mir das Leben zu retten, und in dessen Bauch ein Messer steckte, im Empfangsbereich des Krankenhauses ab und suchte das Weite. Ich fuhr auf den Highway und in Richtung Süden nach Atlantic City. Zwischendurch zog ich in Erwägung, anzuhalten und die Leute vom Geheimdienst anzurufen, um sie über Michaels Situation in Kenntnis zu setzen, doch mir war klar, dass das sinnlos war. Wir hätten eigentlich gar nicht hier sein dürfen. Und ich hatte nicht genug Einfluss, um irgendwelche Hebel in Bewegung zu setzen. Ich kam mit zwanzig Minuten Verspätung im Casino an. Unterwegs hatte ich an einer Raststätte auf dem Highway angehalten und versucht, mich zumindest so weit zurechtzumachen, dass sie mich ins Casino lassen würden. Ich hatte mir das Blut aus dem Gesicht gewischt und meine Hand so gut es ging bandagiert. Ich hoffte, dass Jared noch nicht gegangen war. Als ich bei den Blackjack-Tischen ankam, sah ich Jared da sitzen, einen Stapel Chips im Wert von etwa tausend Dollar vor sich. Er wirkte beinahe elegant. Als er mich sah, löste er seine Chips sofort ein und gab dem Croupier einen Hundert-Dollar-Chip als Trinkgeld.
    »Du siehst total fertig aus«, sagte er zu mir. Es würde mehr als ein Boxenstopp nötig sein, um mich wieder salonfähig zu machen. »Wir müssen dich hier rausschaffen. Du erregst Aufsehen.« Er bugsierte mich eilig in Richtung Ausgang. »Hast du Michael gesehen?«, fragte er mich. Ich setzte an, um Jared die ganze Tortur zu berichten. »Die kurze Version«, sagte er. Also übersprang ich die Geschichte und erzählte ihm, dass Michael mit einem Messer im Bauch im Krankenhaus lag und dass ihn sowohl die Polizei als auch unsere Feinde ausfindig machen würden, wenn wir ihn nicht herausholten. »Michael ist in Sicherheit. Ich kümmere mich drum«, versicherte mir Jared. Er legte mir eine Hand auf die Schulter und schob mich Richtung Ausgang.
    »Was soll das

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