Der Hinterhalt
stetiges Klingeln in den Ohren, das ich darauf schob, dass diese sich an den Wasserdruck anpassten. Abgesehen von dem Klingeln vernahm ich jedoch auch das Geräusch des Sandes, der von der Strömung über den Meeresgrund getrieben wurde. Es klang wie Schleifpapier auf Holz. Das Brechen der Wellen am Strand drang an mein Ohr wie ein Gewitter in der Ferne. Abgesehen davon waren noch andere Geräusche zu hören, die ich allerdings nicht einordnen konnte, ein Pochen oder Klopfen in der Dunkelheit, das nicht allzu weit von mir entfernt war. Ich hatte das Gefühl, in einem Albtraum gefangen zu sein, und gab mir Mühe, die Geräusche zu ignorieren. Ich versuchte, den Blick auf das Licht gerichtet zu halten, das sich übers Wasser bewegte, damit ich meine Atemzüge timen konnte. Aus Angst, dass sie mich hören könnten, schnappte ich beim Auftauchen nicht nach Luft. Ich wartete auf eine weitere Welle, die mich schützen würde. Einmal mehr spürte ich, wie sie über mich hinwegrollte. Ich hob kaum mehr als den Mund aus dem Wasser, schnappte ein weiteres Mal tief nach Luft und ließ mich wieder in die Tiefe sinken.
Das ging noch fünf Minuten so weiter, bis die Taschenlampen urplötzlich aufhörten, sich zu bewegen. Ich hob vorsichtig den Kopf aus dem Wasser und fragte mich, was sie wohl als Nächstes tun würden. Ich hatte wenig Hoffnung, dass sie ihre Suche aufgeben würden, da sie dazu schon zu weit gegangen waren. Ich fragte mich, wie sie uns überhaupt gefunden hatten. Vermutlich war mein Taxifahrer derjenige gewesen, der die anderen alarmiert hatte, nachdem ich ausgestiegen war. Wenn es so gewesen war, dann suchte irgendjemand nach mir. Ich hob abermals langsam den Kopf aus dem Wasser. Nach und nach ermüdete es mich, in den Wellen Wasser zu treten. Die drei Männer steckten am Strand die Köpfe zusammen und planten ihren nächsten Schritt. Das Einzige, was ich hören konnte, waren die brechenden Wellen.
Nach ein paar Minuten zogen der dunkelhaarige Typ und mein Taxifahrer die Schuhe aus und gingen in Richtung Meer. Sie kamen, um mich zu holen. Der Anführer blieb am Strand und schwenkte weiterhin den Lichtstrahl seiner Taschenlampe über die Wasseroberfläche. Als seine Untergebenen ins Wasser wateten, sah ich, wie er eine Pistole hinten aus seinen Shorts zog. Jetzt war alles nur noch ein Geduldsspiel.
Nachdem sich der Taxifahrer und der dunkelhaarige Typ ins Meer begeben hatten, war mir klar, dass ich ihnen gegenüber im Vorteil war. Ich wusste, wo sie sich befanden, während ich für sie nach wie vor ein Phantom war. Solange ich sie in der Dunkelheit nicht aus den Augen verlor, brauchte ich nicht mehr zu tun, als mich lautlos durchs Wasser zu bewegen und mich aus ihrem Blickfeld fernzuhalten. Wenn es mir gelang, kein Geräusch zu verursachen und nicht gesehen zu werden, war ich in Sicherheit. Ihnen war ein strategischer Fehler unterlaufen. Sie hätten einfach am Strand bleiben sollen. Sie hätten sich bis zum Morgen hinsetzen und hoffen sollen, dass ich nicht in die Nacht davonschwamm. Bei Tageslicht wäre ich eine leichte Beute gewesen.
Der dunkelhaarige Typ schwamm nach rechts, im Freistil und mit dem Kopf über Wasser. Alle paar Züge hielt er inne und blickte sich um. Ich sah das Messer, das er in der rechten Hand hielt. Der Taxifahrer kam geradewegs auf mich zugeschwommen. Ich hatte Glück, da er offenbar kein annähernd so guter Schwimmer war wie der Dunkelhaarige. Er war allerdings noch frisch, während ich bereits seit einiger Zeit Wasser getreten hatte. Je weiter sich der Taxifahrer vom Ufer entfernte, desto schwieriger wurde es, ihn im Auge zu behalten. Seine dunkle Haut erwies sich im pechschwarzen Wasser als perfekte Tarnung. Ich gab mir alle Mühe, seinem Kurs durch die Wellen zu folgen und wann immer es ging einen Blick auf seine weißen Augäpfel zu erhaschen. Wenn ich ihn aus den Augen verlor, würde es schwierig werden, ihn wieder ausfindig zu machen, es sei denn, er verhielt sich irgendwie auffällig. Ich konnte nicht erkennen, ob er eine Waffe bei sich hatte, ging jedoch davon aus. Er wäre niemals unbewaffnet ins Wasser gestiegen.
Den Schwimmern auszuweichen wäre einfach gewesen, hätte der Anführer nicht unentwegt die Lichtkegel der Taschenlampen über die Wasseroberfläche geschwenkt. Er benutzte alle drei Taschenlampen: Zwei davon hielt er in der linken Hand, die dritte in der rechten. Deshalb musste ich leise sein, den Lichtstrahlen ausweichen und gleichzeitig den Taxifahrer im Auge
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