Der Hinterhalt
behalten. Jedes Mal, wenn sich mir ein Lichtstrahl näherte, tauchte ich lautlos ins Wasser und in die Finsternis ab. Ich versuchte, nur so lange wie unbedingt nötig unter Wasser zu bleiben, da ich den Taxifahrer nicht aus den Augen verlieren wollte. Er machte immer drei Schwimmzüge und hielt dann inne, um sich umzusehen. Aus Angst, er könnte mich hören, vermied ich es, mich zu schnell zu bewegen. Ich ließ mich einfach treiben und bewegte mich nur so viel wie nötig, um mich aus seinem Blickfeld fernzuhalten.
Es dauerte nicht lange, bis sich der Taxifahrer mir bis auf fünf oder sechs Meter genähert hatte. Jedes Mal, wenn er schwamm, entfernte ich mich ein Stück zur Seite. Mir fiel bald auf, dass ich mich dabei wieder dem Strand näherte. Da ein Lichtstrahl auf mich zukam, tauchte ich lautlos ab. Als ich Sekunden später den Kopf aus der Finsternis hob, war ich nur noch etwa drei Meter von dem Taxifahrer entfernt und befand mich genau hinter ihm. Ich wollte den Abstand zwischen uns vergrößern und schwamm deshalb langsam und leise rückwärts, weg von seiner massigen Gestalt. Es erwies sich jedoch als Fehler, weil ich mich dabei dem Strand noch mehr näherte. Ich geriet in den Brandungsgürtel. In meinem Bemühen, den Taxifahrer und die Lichtkegel im Auge zu behalten, hatte ich die größte Gefahr überhaupt außer Acht gelassen: das Meer. Plötzlich kam aus der Dunkelheit eine Welle auf mich zu. Sie riss mich um und saugte mich in die Tiefe. Sobald ich unter Wasser war, verlor ich völlig die Orientierung. Die Welle drehte mich mindestens einmal um die eigene Achse. Sekundenlang wusste ich nicht, in welche Richtung ich mich bewegen musste, um wieder an die Oberflache zu gelangen. Ich kämpfte einfach nur gegen die Strömung an. Schließlich gelang es mir herauszufinden, wo oben war, und den Kopf in die Nachtluft zu recken. Als ich auftauchte, schnappte ich nach Luft. Der Taxifahrer hörte mich und drehte sich abrupt zu mir um. Ich glaube nicht, dass er sich sicher war, was er gehört hatte. Er wusste nur, dass er etwas gehört hatte. Ich erhaschte einen kurzen Blick vom Weiß in seinen Augen und sah die Verwirrung in ihnen. Ich tauchte abermals mit dem Kopf unter und schwamm zur Seite weg, um mich wieder von ihm zu entfernen. Nach zwei oder drei kräftigen Zügen hob ich den Kopf, um Luft zu holen. In diesem Augenblick kam eine weitere Welle aus der Dunkelheit angerollt.
Diesmal gelang es mir, den Kopf über Wasser zu halten, doch es war unmöglich, dabei gleichzeitig im Verborgenen zu bleiben. Ich hatte mich verraten. Mein Herz begann zu rasen. Die Wellen konnte ich erst dann sehen, wenn sie fast schon über mir waren. Ich versuchte, mit dem Kopf unterzutauchen, um mich zu verstecken, hatte aber keine Luft mehr übrig. Ich musste wieder an die Oberfläche. Ich musste Atem holen. Also tauchte ich auf und schnappte laut nach Luft.
Der Taxifahrer hörte mein Keuchen erneut, und diesmal war er sich sicher, was es war. Er drehte sich im Wasser zu mir um. Wir waren etwa fünf Meter voneinander entfernt. »Ich habe ihn!«, schrie er, so laut er konnte. Aus seiner Stimme klang die Begeisterung eines Jägers. Binnen Sekunden leuchtete einer der Taschenlampen-Lichtstrahlen direkt auf den Taxifahrer, während ein anderer auf der Suche nach mir über die Wasseroberfläche wanderte. Die Augen des Taxifahrers weiteten sich, als er die Arme hob und auf mich zuschwamm. Die Klinge des Messers in seiner Hand schimmerte im Lichtkegel der Taschenlampe. Da ich zu sehr außer Atem war, um wieder abzutauchen, versuchte ich, Luft zu holen, bevor mich eine weitere Welle erneut nach unten zog. Der Taxifahrer schwamm im Licht der Taschenlampe auf mich zu. Genau in diesem Augenblick ertönte abermals ein Donnern, unmittelbar hinter dem Taxifahrer. Er war ebenfalls in die Brecher geschwommen. Da der Lichtstrahl auf ihn gerichtet war, konnte ich die Welle diesmal sehen. Sie bewegte sich schnell auf uns zu. Der Taxifahrer hörte sie und drehte sich zu ihr um. Die Welle erfasste ihn und zog ihn unter Wasser. Ich schaffte es, unter der Welle durchzutauchen, da ich sie kommen sah. In diesem Moment erkannte ich meine Chance. Ich hatte eine Gelegenheit, und ich würde sie mir nicht entgehen lassen. Also wartete ich darauf, dass der Taxifahrer wieder auftauchte, da mir klar war, dass er orientierungslos und außer Atem sein würde. Ich schwamm mit drei kräftigen Zügen zu ihm, wobei mich kurz der Lichtkegel der Taschenlampe erfasste. Dann
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