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Der Hinterhalt

Der Hinterhalt

Titel: Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor Shane
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zurückzukehren und den Job zu Ende zu bringen.« Ich hatte keine großen Hoffnungen, dass er mich zurückschicken würde.
    »Diesen Job wird so bald niemand zu Ende bringen, Kleiner. Du hast ihn zu gründlich vermasselt. Ich habe einen anderen Auftrag für dich.«
    »Was heißt bald ?«, fragte ich, ohne nachzudenken.
    »Du hast es immer noch nicht kapiert, oder, Kleiner? Ich brauche dir gar nichts zu erklären. Du musst dir Respekt verdienen, und momentan bist du in den roten Zahlen. Bald heißt bald. Wochen, vielleicht Monate. Wenn es so weit ist, dass der Job erledigt werden kann, schicken wir wieder jemanden dorthin, vorher nicht. Wenn du mich mit deinem nächsten Auftrag beeindruckst, schicken wir vielleicht dich. Vielleicht aber auch nicht.« Ich kam mir vor wie eine Marionette: Zieh die Fäden, und ich tanze. Wochen, vielleicht Monate. Ich hatte dir versprochen, früher zurückzukommen. Was konnte ich tun?
    Ich gab mich geschlagen. »Okay, was hast du für mich?«
    »Naples, Florida. Die sichere Unterkunft steht in drei Tagen bereit. Dein Gastgeber holt dich dann am Flughafen ab, aber nicht früher. Nimm den ersten Flug von Boston an diesem Tag. Dein Gastgeber weiß, wie du aussiehst. Die Details zu deinem Auftrag liegen bereit, wenn du ankommst.«
    »Und was mache ich in den nächsten drei Tagen?«, fragte ich. Ich rechnete nicht damit, dass ihn das interessierte.
    »Du halst dir keine Probleme auf, du hältst dich von Kanada fern, und du gehst mir nicht auf die Nerven.« Bevor ich noch ein weiteres Wort sagen konnte, nannte Allen mir den Code: Jimmy Lane, Sharon Bench, Clifford Locklear. Dann legte er auf.

NEUNTES KAPITEL
    Die nächsten zwei Tage verbrachte ich auf dieselbe Art und Weise, wie ich auch die letzten beiden verbracht hatte. Ich trainierte, sah mir schlechte Sendungen im Fernsehen an, ging in die Bar, um zu trinken und zu essen, und schlief schlecht. Jeder Tag zog sich endlos in die Länge. Ich erwog, nach Montreal zurückzukehren, um dich zu sehen, hatte jedoch Angst davor, was passieren würde, wenn sie mich dabei erwischten. Wenn ich jetzt erwischt worden wäre, hätte ich dich vermutlich nie wiedergesehen. Ich kam zu dem Schluss, dass es zu schmerzhaft wäre, dich anzurufen. Deine Stimme zu hören, ohne zu wissen, wann ich wieder bei dir sein konnte, war einfach zu viel. Außerdem wäre es dir gegenüber nicht fair gewesen. Das redete ich mir zumindest ein. Also kämpfte ich mich durch jede Minute jedes Tages, sah auf die Uhr und wünschte mir, ich könnte einfach ihre Zeiger weiterdrehen, um die Zeit schneller vergehen zu lassen. Deine letzten Worte hallten in meinem Kopf wider: »Ich werde so lange auf dich warten, wie es sein muss.« Nach zwei weiteren qualvollen Tagen fuhr ich nach Boston und bestieg eine Maschine nach Florida.
    Ich landete mittags am Fort Myers Airport außerhalb von Naples. Am Flughafen war wenig los. Es waren einige Großeltern da, die ihre Enkel abholten, aber das war auch schon so ziemlich alles. Ich stieg mit meinem Rucksack aus dem Flugzeug. Der Rucksack war leichter als sonst, weil ich diesmal ausnahmsweise Gepäck aufgeben hatte, eine kleine Reisetasche, die ich mit an Bord hätte nehmen können, wenn ihr Inhalt ein anderer gewesen wäre. Ich war noch nicht bereit, auf die Pistole zu verzichten. In Anbetracht der Umstände glaubte ich, dass ich sie womöglich brauchen würde.
    Ich warf mir den Rucksack über eine Schulter und wollte gerade zur Gepäckausgabe gehen, als ein breitschultriger Mann mit breitem Lächeln auf mich zukam. Er streckte die Hand aus. »Joe?«, fragte er mich, als er vor mich trat. Ich nickte und schüttelte ihm die Hand. Sein Lächeln wurde noch breiter. Sein Händedruck war kräftig und bestimmt, wie der Händedruck eines Mannes, der viel Zeit damit verbracht hatte, Hände zu schütteln. Ich vermutete, dass er früher einmal Vertreter oder Politiker gewesen war. Er trug eine Pilotenbrille mit klaren Gläsern. Sein Gesichtsausdruck war freundlich und aufrichtig. Eigentlich wirkte er viel zu ehrlich, um Politiker gewesen zu sein. »Ich bin Dan«, sagte er. »Ich glaube, Sie wohnen die nächsten paar Tage bei mir.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Dan«, erwiderte ich wesentlich formeller, als ich es normalerweise getan hätte, und ahmte Dan unbewusst nach. »Ich weiß es zu schätzen, dass Sie mich abholen.«
    »Gern geschehen, gern geschehen. Ist mir eine Ehre. Ich helfe gerne, wo ich kann.« Er nickte beim Sprechen mit dem Kopf.

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