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Der Hinterhalt

Der Hinterhalt

Titel: Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor Shane
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meinem Auftrag um einen bedeutenden strategischen Schlag. Trotz allem übte sich Mr Matsuda anscheinend in Zurückhaltung, und es deutete kaum etwas darauf hin, dass er sich schützen ließ. Für mich sah es so aus, als sei dieser Job verhältnismäßig einfach. Dann gelangte ich am Ende des Berichts an, bei dem Teil, der die Informationen enthielt, die ich benötigte, um meine Zielperson ausfindig zu machen. Hier fand ich heraus, dass meine Zielperson in Naples in einer kleinen, ruhigen und unbewachten Seniorensiedlung namens Crystal Ponds wohnte. Dieser Mistkerl Allen ließ mich einen Nachbarn meines Gastgebers töten. Brian wäre mir niemals mit einer derart linken Tour gekommen. Ich konnte mich des Verdachts nicht erwehren, dass es sich dabei um einen Test handelte.
    Am Abend, nachdem ich die Akte meiner Zielperson durchgelesen und den Umschlag in eine der Schubladen in Dans Schreibtisch gelegt hatte, machten Dan und ich uns auf den Weg zum Abendessen. Anstatt in den schicken Teil von Naples zu fahren, brausten wir in die entgegengesetzte Richtung. Wir gingen in irgendeine provinzielle Kaschemme, in der im vorderen Bereich Spareribs und Wels serviert wurden und im hinteren Bereich bei der Bar Country-Livemusik gespielt wurde. Dan sagte mir, er könne die protzigen neuen Restaurants in der Innenstadt nicht ausstehen. Die Spareribs, die in einer würzigen Barbecuesauce schwammen, schmeckten ausgezeichnet. Beim Essen genehmigten Dan und ich uns noch ein paar Biere. Je mehr Dan getrunken hatte, desto größer wurde sein Interesse an meinem Job. In seinen Augen war ich ein Held. Ich war der Rächer seiner Frau und seiner Tochter. Um ehrlich zu sein, kaufte ich ihm das auch ab. Nach der verbalen Abreibung, die mir Allen am Telefon verpasst hatte, tat es mir gut, gesagt zu bekommen, dass ich jemand war, dass es einen guten Grund dafür gab, warum ich kein Leben hatte. Es tat mir gut, gesagt zu bekommen, dass die Kompromisse, die ich einging, nicht völlig umsonst waren.
    Nach dem Abendessen begaben wir für ein paar weitere Biere an die Bar. »Und, was müssen Sie sonst noch tun, um ihren Job hier erledigen zu können?«, fragte mich Dan zwischen zwei Bieren.
    »Morgen werde ich ein paar Erkundungen anstellen, die Gewohnheiten und Vorlieben meiner Zielperson ausspähen und mir überlegen, wann und wo ich am besten zuschlage. Ehrlich gesagt scheint dieser Job ziemlich einfach zu sein. Ich glaube nicht, dass es allzu große Probleme geben wird.« Je schneller der Auftrag erledigt war, so hoffte ich, desto früher würde ich nach Montreal zurückkehren können.
    »Erkundungen, hm? Zu meiner Zeit wurde uns nur ein Name genannt. Man ging los, machte den Mistkerl ausfindig und erledigte den Job. Peng, peng, zwei Kugeln in den Kopf hinter einem Schuppen oder so.«
    »Tja, Leute von Ihrem Schlag gibt’s heutzutage nicht mehr, Dan«, erwiderte ich. Ich konnte nicht umhin, mir vorzustellen, wie gut Dan Michael gefallen hätte.
    »Ach was. Heutzutage ist alles viel komplizierter. Ihr Jungs habt es viel schwerer, als wir es zu meiner Zeit hatten. Wahrscheinlich würde ich heutzutage in diesem Job keine zwanzig Minuten überleben. Gott segne euch.« Dan hob seine Bierflasche und prostete mir zu. »Und, wer ist der Mistkerl?«, fragte er.
    »Wie bitte?«
    »Wer ist der Mistkerl, den Sie töten werden?«, fragte er noch einmal und sprach dabei lauter, als mir recht war.
    »Ich fürchte, das darf ich Ihnen nicht verraten«, erwiderte ich im Flüsterton. Ich sah sofort die Enttäuschung in seinem Blick. »Das wäre zu gefährlich.«
    »Was? Ich lade Sie zum Essen ein, ich lade Sie auf ein Bier ein, ich bringe Sie in meinem Haus unter, und Sie denken trotzdem, dass Sie mir nicht vertrauen können?« Dan scherzte. Er kannte die Regeln. Trotzdem hätte es ihm sehr gefallen, wenn ich ihm geantwortet hätte.
    »Damit hat es nichts zu tun«, entgegnete ich. »Es liegt nicht daran, dass ich Ihnen nicht vertraue. Es liegt daran, dass Informationen gefährlich sind. Je mehr Leute informiert sind, desto gefährlicher wird es. Für Sie und für mich.« Ich holte tief Luft. »Das wurde mir eingepaukt.«
    »Ich weiß, ich weiß. Scheiß Regelwerk, was?«, sagte Dan und klopfte mir auf den Rücken. »Halten Sie sich an die Vorschriften, mein Junge. Machen Sie mich stolz.« Dan hielt einen Moment inne und überlegte, was er sonst noch sagen konnte, überlegte, was sonst noch wichtig war. Dann kippte er den Rest seines Bieres hinunter und schlug mit

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