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Der Hintermann

Der Hintermann

Titel: Der Hintermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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einem Zweierteam bewachen.
    Nach Chiaras Ankunft verbrachte Gabriel längst nicht mehr so viel Zeit in Raschidistan. Er kam rechtzeitig zur Morgenbesprechung der Gruppenleiter nach Langley und verbrachte dann ein paar Stunden damit, Analysten und Datengräbern über die Schulter zu sehen, bevor er nach Georgetown zurückfuhr, um mit Chiara zu Mittag zu essen. Bei schönem Wetter erledigten sie anschließend Einkäufe oder gingen spazieren und sprachen dabei über ihre Zukunft. Manchmal schienen sie einfach das Gespräch fortzuführen, das durch den Bombenanschlag im Covent Garden unterbrochen worden war. Chiara schnitt sogar das Thema ihrer Mitarbeit in Isherwoods Galerie an. »Denk mal darüber nach«, sagte sie, als Gabriel Einwände erhob. »Mehr will ich gar nicht, Liebster. Du sollst bloß darüber nachdenken.«
    Im Augenblick konnte Gabriel jedoch nur an Nadia al-Bakaris Sicherheit denken. Mit Carters Einverständnis begutachtete er die Pläne der Agency für ihren langfristigen Schutz und redigierte sogar das Material, das inoffiziell an die US-Medien gehen sollte. Hauptsächlich führte er jedoch innerhalb Raschidistans einen unermüdlichen Feldzug gegen die geplanten Verhaftungen, indem er jedem willigen Zuhörer erklärte, dass die Agency im Begriff sei, einen katastrophalen Fehler zu machen, wenn sie sich dem politischen Druck beuge. Carter gewöhnte sich an, Besprechungen zu schwänzen, an denen Gabriel teilnahm. Sie führten zu nichts. Das Weiße Haus hatte Carter befohlen, hart zuzuschlagen. Er stand jetzt in ständigem Kontakt mit Freunden und Verbündeten in einem Dutzend Staaten, um die größte Verhaftungswelle unter Gotteskriegern seit dem amerikanischen Einmarsch in Afghanistan zu koordinieren.
    An einem Freitagmorgen Ende März zog Gabriel ihn lange genug beiseite, um ihm mitzuteilen, er habe vor, Washington zu verlassen und nach England zurückzukehren. Carter schlug vor, Gabriel solle noch etwas länger bleiben. Sonst werde er die große Show verpassen.
    »Wann fängt sie an?«, fragte Gabriel trübselig.
    Carter sah auf seine Uhr und lächelte.
    Innerhalb weniger Stunden begannen die Dominosteine zu fallen. Sie fielen so rasch und so zahlreich, dass die Medien Mühe hatten, auf dem Laufenden zu bleiben.
    Die ersten Verhaftungen gab es in den Vereinigten Staaten, wo SWAT-Teams des FBIs in vier Großstädten gleichzeitig zuschlugen. Sie fassten eine Zelle aus Ägyptern in Newark, die einen Amtrak-Zug auf der Fahrt nach New York entgleisen lassen wollte. Und eine Zelle aus Somaliern in Minneapolis, die Giftgasanschläge auf mehrere Verwaltungsgebäude in der Innenstadt plante. Sowie eine Zelle aus Pakistani in Denver, deren Plan für Attentate auf ausverkaufte Sportstätten schon fast fertig ausgearbeitet war. Am beunruhigendsten war jedoch eine sechsköpfige Zelle in Falls Church, Virginia, die kurz vor einem Anschlag auf das neue U.S. Capitol Visitor Center stand. Auf dem Computer eines der Verdächtigen entdeckte das FBI Planungsfotos von Touristen und Schulkindern, die auf Einlass warteten. Ein weiterer Verdächtiger hatte eine abgelegene Lagerhalle gemietet, um mit dem Bau von Bomben auf Peroxidbasis zu beginnen. Das Geld dafür stammte von dem Algerier in Montreal, der zur selben Zeit mit acht weiteren in Kanada lebenden Migranten verhaftet wurde.
    In Europa war der Fang sogar noch größer. In Paris hatten die Terroristen Anschläge auf den Eiffelturm und das Musée d’Orsay geplant. In London wären ihre Ziele das Riesenrad und der Parliament Square gewesen. Und in Berlin bereiteten sie einen Überfall wie in Mumbai auf das Holocaust-Denkmal in der Nähe des Brandenburger Tors vor. In Kopenhagen und Madrid, die unter den ersten Anschlägen zu leiden gehabt hatten, wurden weitere Zellen ausgehoben. Ebenso in Stockholm, Malmö, Oslo und Rom. In ganz Europa wurden Bankguthaben eingefroren und Firmen geschlossen. Alles dank Nadia al-Bakaris Geld.
    Regierungschefs und Staatspräsidenten gaben nacheinander Pressekonferenzen, um zu verkünden, welche Katastrophe abgewendet worden sei. Der US-Präsident sprach als Letzter. Er bezeichnete die Bedrohung resolut als die schlimmste seit dem 11.   September 2001 und deutete an, weitere Verhaftungen stünden bevor. Als er gefragt wurde, wie die Zellen enttarnt worden seien, gab er die Frage an James A. McKenna weiter, seinen Berater für Terrorismusbekämpfung, der die Antwort verweigerte. Er unterstrich jedoch, der Durchbruch sei ohne Rückgriff

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