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Der Hintermann

Der Hintermann

Titel: Der Hintermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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siebenundvierzig?«
    Am Telefontisch begann Cynthia mit einer Hand zu rudern, als versuche sie, einen Rettungshubschrauber auf sich aufmerksam zu machen.
    »Das Höchstgebot liegt bei Cynthia, am Telefon, siebenundvierzig Millionen Pfund.«
    Die beiden anderen Telefonbieter schienen ausgestiegen zu sein.
    »Wollen wir Schluss machen?«, fragte Lovegrove.
    »Einverstanden«, sagte Hamdali.
    »Wie viel?«
    »Mein Klient mag runde Zahlen.«
    Lovegrove zog eine Augenbraue hoch und hob fünf Finger.
    »Geboten sind fünfzig Millionen Pfund«, sagte Mendenhall. »Das Höchstgebot liegt nicht bei Ihnen, Sir. Auch nicht bei Cynthia am Telefon. Fünfzig Millionen, im Saal, für den Tizian. Sie sind gewarnt. Letzte Chance. War es das?«
    Noch nicht ganz. Denn nun folgten das laute Krachen, mit dem der Hammer des Auktionators fiel, das begeisterte Stöhnen im Saal und letzte aufgeregte Worte mit Herrn Hamdali, die Lovegrove nicht ganz verstand, weil Oliver Dimbleby ihm etwas, das er ebenfalls nicht ganz verstand, ins andere Ohr schrie. Danach folgten das unaufrichtige Händeschütteln der Verlierer, das unvermeidliche Gesäusel mit der Presse wegen der Identität des Käufers und der lange Weg zu den Büros von Christie’s hinauf, in denen der notwendige Papierkram mit der Feierlichkeit eines Bestattungsunternehmens abgewickelt wurde. Es war fast zweiundzwanzig Uhr, als Lovegrove das letzte Schriftstück unterzeichnete. Als er durch das bedeutungsvolle Portal von Christie’s ins Freie trat, standen Oliver und sein Anhang noch auf der King Street herum. Sie wollten ins Nobu London, um pikante Thunfischröllchen zu essen und sich das neueste russische Talent anzusehen. »Komm mit, Nicky!«, blaffte Oliver. »Genieß die Gesellschaft deiner englischen Brüder. Du lebst schon viel zu lange in Amerika. Dir ist jeglicher Humor abhandengekommen.«
    Lovegrove war versucht, mitzufahren, aber er ahnte, dass dieser Ausflug schlimm enden würde. Deshalb sah er nur zu, wie sie ein halbes Dutzend Taxis bestiegen, und ging dann zu Fuß in sein Hotel zurück. Auf dem Weg die Duke Street entlang sah er einen Mann aus dem Mason’s Yard kommen und in ein wartendes Auto steigen. Der Mann war mittelgroß und von mittlerer Statur, der Wagen ein eleganter Jaguar, der nach britischem Beamtentum aussah. Zu dieser Limousine mit Fahrer passte die elegante silberhaarige Gestalt, die schon auf dem Rücksitz saß. Obwohl keiner der beiden den vorbeigehenden Lovegrove auch nur eines Blicks würdigte, hatte er das unbehagliche Gefühl, sie machten einen privaten Scherz auf seine Kosten.
    Ähnlich war ihm zumute, wenn er an die Auktion dachte – an die Versteigerung, bei der er soeben eine Hauptrolle gespielt hatte. Heute Abend war jemand reingelegt worden, das stand für Lovegrove fest. Und er fürchtete, dieser Jemand könnte sein Klient sein. Aber das ging ihn weiter nichts an. Er hatte mehrere Millionen Pfund nur damit verdient, dass er ein paarmal den Finger gehoben hatte. Keine schlechte Methode, sich den Lebensunterhalt zu verdienen, dachte er lächelnd. Vielleicht hätte er Olivers Einladung, nach der Auktion einen zu heben, doch annehmen sollen. Nein, sagte er sich, als er auf die Piccadilly Street abbog, dass er sich entschuldigt hatte, war bestimmt besser. Diese Sache würde schlimm ausgehen. Das tat sie meistens, wenn Oliver an etwas beteiligt war.

46
    L ANGLEY , V IRGINIA
    Drei Werktage später überwies das ehrwürdige Versteigerungshaus Christie’s, King Street, St.   James’s, den Betrag von fünfzig Millionen Pfund – nach Abzug von Provisionen, Steuern und allen möglichen Nebenkosten – auf ein Konto bei der TransArabian Bank in Zürich. Die Bestätigung für die Überweisung erhielt Christie’s um 14.18   Uhr Londoner Zeit – im selben Augenblick wie die zweihundert Männer und Frauen in dem als Raschidistan bekannten unterirdischen Operationszentrum. Diese Nachricht löste lauten Jubel aus, der bei den übrigen US-Geheimdiensten und sogar im Weißen Haus widerhallte. Aber die Feierlaune hielt nicht lange an, denn es gab viel zu arbeiten. Nach wochenlangen Mühen und Sorgen war Gabriels Unternehmen endlich erfolgreich gewesen. Nun würde die Ernte beginnen. Und nach der Ernte würde, so Gott wollte, gefeiert werden.
    Das Geld hatte einen ruhigen Zwischenstopp von einem Tag in Zürich, bevor es in die Zentrale der TransArabian Bank in Dubai weiterwanderte. Allerdings nicht vollständig. Auf Veranlassung von Samir Abbas, der die

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