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Der Hintermann

Der Hintermann

Titel: Der Hintermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Kontovollmacht hatte, wurden zwei Millionen Pfund an eine kleine Privatbank in der Zürcher Talstrasse überwiesen. Außerdem veranlasste Abbas große Spenden an mehrere islamische Gruppen und Wohltätigkeitsorganisationen – unter anderem an den Islamischen Weltfonds für Gerechtigkeit, die Initiative Freies Palästina, die Zentren für Islamische Studien, die Islamische Gesellschaft in Westeuropa, die Islamische Weltliga und das Institut für Jüdisch-islamische Versöhnung, Gabriels persönlicher Favorit. Abbas genehmigte sich auch ein großzügiges Beraterhonorar, das er seltsamerweise in bar abhob. Einen Teil dieses Geldes spendete er dem Imam seiner Moschee zur freien Verwendung. Den größeren Teil versteckte er in der Speisekammer seiner Zürcher Wohnung, was von der Webcam seines manipulierten Computers beobachtet und auf die Großbildschirme in Raschidistan projiziert wurde.
    Weil die TransArabian Bank schon lange verdächtigt wurde, Verbindungen zu Dschihadisten in aller Welt zu unterhalten, kannten Langley und die NSA ihre Buchhaltung so gut wie die Experten für Terrorfinanzierung von FBI und Finanzministerium. Deshalb konnten Gabriel und der Stab in Raschidistan den Weg des Geldes fast in Echtzeit verfolgen, als es durch Schein- und Briefkastenfirmen weitergereicht wurde, die in den Tagen nach Nadia al-Bakaris Treffen mit Scheich bin Taijib hastig in Staaten mit lockerer Gesetzgebung errichtet worden waren. Die Geschwindigkeit, mit der das Geld von Konto zu Konto wanderte, zeigte deutlich, dass Raschid al-Husseinis Netzwerk leistungsfähiger war, als seine bisherige Größe und relative Jugend erwarten ließen. Und sie bewies auch – sehr zur Beunruhigung Langleys –, dass sein Netzwerk schon weit über den Nahen Osten und Westeuropa hinausgewachsen war.
    Die Beweise für Raschids globale Reichweite waren überwältigend. Dazu gehörten die dreihunderttausend Dollar, die plötzlich auf dem Konto eines Fuhrunternehmens in Ciudad del Este in Paraguay auftauchten. Und die halbe Million Dollar, die bei einem Bauunternehmen in Caracas eingingen. Und die achthunderttausend Dollar, die an eine Internet-Beratungsfirma in Montreal flossen, deren algerischer Besitzer dem Islamischen Maghreb mit Verbindungen zur al-Qaida angehört hatte. Die größte Einzelüberweisung – zwei Millionen Dollar – erhielt die internationale Spedition QTC Logistics in dem juristisch porösen Golfemirat Schardscha. Schon wenige Stunden nach Eingang des Geldes hörte Raschidistan die Telefone von QTC Logistics ab und durchforstete die Geschäftsunterlagen der letzten drei Jahre. Das galt auch für die Internetfirma in Montreal, obwohl die Überwachung des Algeriers an den kanadischen Security and Intelligence Service delegiert wurde. Gabriel sprach sich entschieden gegen die Einbeziehung der Kanadier aus, wurde jedoch von Adrian Carter und dessen neuem Freund im Weißen Haus – James A. McKenna – überstimmt. Das war nur eines der vielen großen und kleinen Gefechte, die Gabriel verlieren würde, während ihm das Unternehmen mehr und mehr entglitt.
    Während weiter Riesenmengen von Informationen ins Operationszentrum strömten, erstellte der Stab eine aktualisierte Netzwerkmatrix, die alles übertraf, was Dina und Gabriels Team nach den ersten Anschlägen erarbeitet hatten. McKenna kam alle paar Tage vorbei, nur um sie zu bewundern, und das taten auch Mitglieder verschiedener Kongressausschüsse für Geheimdienste und Innere Sicherheit. Und an einem schneereichen Februartag sah Gabriel den Präsidenten persönlich auf der Beobachtungsplattform stehen – zwischen dem CIA-Direktor und Adrian Carter, die beide sichtbar stolz waren. Dem Präsidenten gefiel offenbar, was er sah. Es war sauber. Es war clever. Es war zukunftsorientiert. Eine Partnerschaft zwischen dem Islam und dem Westen, um die Macht des Extremismus zu brechen. Verstand siegte über brutale Gewalt.
    Das Unternehmen war Gabriels Schöpfung, ein von ihm geschaffenes Kunstwerk, doch hatte es bisher noch keine eindeutigen Fährten zum Chefstrategen des Netzwerks oder seinem charismatischen Führer zutage gefördert. Deshalb war Gabriel sehr überrascht, als er gerüchteweise von bevorstehenden Verhaftungen hörte. Am Tag darauf stellte er Adrian Carter im abhörsicheren Konferenzraum des Zentrums zur Rede. Nachdem Carter zuerst noch den Inhalt eines Dossiers neu sortiert hatte, bestätigte er schließlich, dass die Gerüchte zutrafen. Gabriel tippte auf den grünen

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