Der Hintermann
weiß genau, was ihnen durch den Kopf geht. Sie wollen Malik al-Zubair unbedingt – vielleicht noch mehr als McKenna und der Präsident. Und sie werden sich diese Gelegenheit, an ihn heranzukommen, auf keinen Fall entgehen lassen. Deshalb schlage ich vor, dass sie aufhören, sich unnötig zu zieren, damit wir endlich mit der Planung beginnen können.«
Gabriel sah ratsuchend zu seinen Vorgesetzten hinüber. Navot rieb sich die Stelle auf dem Nasensattel, wo seine modische Brille ihn gedrückt hatte. Schamron hatte sich noch nicht gerührt. Er starrte an Gabriel vorbei zu Chiara hinüber, als biete er ihr Gelegenheit, sich einzubringen. Aber das tat sie nicht.
»Eines muss klar sein«, sagte Gabriel. »Wir riskieren keinen Vorstoß nach Dubai, um jemanden festzunehmen. Ist der Kerl Malik, kommt er dort nicht lebend raus.«
»Ich erinnere mich deutlich, dass McKenna nichts von einer Verhaftung gesagt hat.«
»Nur damit das klar ist.«
»Sonnenklar«, sagte Carter. »Sehen Sie sich als eine Lenkwaffe vom Typ Hellfire, aber ohne dass Sie Kollateralschäden und Todesfälle unter Unbeteiligten vermelden.«
»Lenkwaffen brauchen keine Reisepässe, Hotelzimmer und Flugtickets. Und für sie ist’s kein Problem, in arabischen Staaten zu operieren. Für uns schon.« Gabriel machte eine Pause. »Sie wissen doch, dass Dubai ein arabischer Golfstaat ist, nicht wahr, Adrian?«
»Vielleicht habe ich das mal irgendwo gelesen.«
Gabriel zögerte kurz. Sie waren im Begriff, das schwierige Thema operativer Fähigkeiten und Tendenzen anzusprechen. Diese Geheimnisse hüteten Nachrichtendienste eifersüchtig und vertrauten sie selbst Verbündeten nur unter Zwang an. Für den Dienst grenzte dergleichen an Verrat. Mit einem Nicken delegierte Gabriel diese Aufgabe an Uzi Navot, der seine Brille wieder aufsetzte und Carter sekundenlang schweigend anstarrte.
»Wir leben in einer komplexen Welt, Adrian«, sagte er schließlich, »deshalb ist es manchmal nützlich, die Dinge zu vereinfachen. Aus unserer Sicht gibt es zwei Arten von Staaten – Länder, in denen wir gefahrlos operieren können, und welche, in denen das nicht der Fall ist. Die erste Kategorie bezeichnen wir als Basis länder.«
»Zum Beispiel die Vereinigten Staaten«, bestätigte Carter lächelnd.
»Und Großbritannien«, ergänzte Navot mit einem Blick zu dem stellvertretenden MI5-Direktor hinüber. »Trotz Ihrer Kontrollen kommen und gehen wir nach Bedarf und unternehmen so ziemlich alles, was wir wollen. Gibt es Schwierigkeiten, haben wir ein Netz aus sicheren Häusern und Verstecken, das der Mann neben mir eingerichtet hat. Sollte eine Katastrophe eintreten, was Gott verhüten möge, können unsere Agenten sich in die Botschaft flüchten oder einen uns freundlich gesinnten Geheimpolizisten wie Graham um Hilfe bitten.«
Schamron bedachte Navot mit einem vernichtenden Blick. Navot sprach weiter, als habe er ihn nicht bemerkt.
»Die zweite Kategorie bezeichnen wir als Ziel länder. Das sind Feindstaaten, in denen es keine Botschaften und keine sicheren Häuser gibt. Ihre Geheimpolizeien sind uns nicht freundlich gesinnt. Bekämen sie uns in die Hände, würden sie uns foltern, erschießen, vor laufenden Fernsehkameras als Volksbelustigung aufhängen oder für sehr lange Zeit ins Gefängnis stecken.«
»Was brauchen Sie?«, fragte Carter.
»Pässe«, sagte Gabriel, als Navot ihm zunickte. »Aber solche, mit denen wir ohne zuvor erteiltes Visum in Dubai einreisen dürfen.«
»Welche Geschmacksrichtung?«
»Amerikanische, britische, kanadische, australische.«
»Wieso kanadische und australische?«, fragte Graham Seymour.
»Weil wir ein großes Team brauchen werden, das wir geografisch etwas verteilen wollen.«
»Wieso benutzen Sie nicht Ihre eigenen falschen Pässe?«
Diesmal war es Schamron, der antwortete. »Weil ihre aufwendige Herstellung sehr viel Zeit, Mühe und Planung kostet. Und wir möchten sie nicht für ein Unternehmen vergeuden, auf das wir uns nur einlassen, um nach dem amerikanischen Grundsatz von Recht und Billigkeit behandelt zu werden.«
Über diesen Seitenhieb, der James A. McKenna galt, musste Carter unwillkürlich lächeln. »Wir beschaffen Ihnen, was Sie an Pässen brauchen.«
»Und die entsprechenden Kreditkarten«, fügte Gabriel hinzu. »Aber keine auf Guthabenbasis. Ich will richtige Kreditkarten von richtigen Banken.
Carter nickte ebenso wie Graham Seymour.
»Was noch?«, fragte der Amerikaner.
»Dubai stellt uns vor
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