Der Hintermann
gekümmert. Es gab auch keine Rechnung zu bezahlen, denn die lag bereits in der AAB-Zentrale in Paris vor. Nadia brauchte nur die Hotelhalle zu durchqueren, wo ihre Limousine auf der kreisförmigen Hotelzufahrt direkt vor der Drehtür auf sie wartete. Nachdem sie hinten eingestiegen war, bat sie Rafiq al-Kamal und den Chauffeur, sie kurz ungestört telefonieren zu lassen. Sobald sie allein war, wählte sie eine in ihrem Blackberry gespeicherte Nummer. Gabriel meldete sich sofort – auf Arabisch.
»Sagen Sie mir, wie er ausgesehen hat.«
»Weiße Kandura . Weiße Ghutra . Goldgeränderte Brille mit getönten Gläsern. Gepflegter schwarzer Vollbart mit ersten grauen Strähnen.«
»Gut gemacht, Nadia. Fahren Sie zum Flughafen. Fliegen Sie nach Hause.«
»Warten Sie!«, zischte sie. »Ich muss Ihnen noch mehr sagen.«
Was Nadia al-Bakari nicht wusste war, dass Gabriel in der Hotelhalle saß. Er sah wie ein Mann aus, der nach Dubai gekommen war, um zu arbeiten, statt sich hier zu vergnügen –, was tatsächlich der Wahrheit entsprach. Auf dem niedrigen Tisch vor ihm stand ein aufgeklapptes Notebook. Am rechten Ohr trug er einen Handy-Headset, der zugleich ein abhörsicheres Funkgerät war. Das benutzte er jetzt, um sein weit auseinander gezogenes Team zu warnen, dass ihr Unternehmen auf ein erstes Hindernis gestoßen war.
Nadia klopfte mit ihrem Mobiltelefon an die Scheibe, um zu signalisieren, dass sie abfahrbereit war. Als sie eine halbe Minute später in flottem Tempo auf dem Damm unterwegs waren, der das Burj al Arab mit dem Festland verband, fragte Rafiq al-Kamal: »Gibt es irgendwas, das ich wissen sollte?«
»Diese Besprechung hat nie stattgefunden.«
»Welche Besprechung?«, fragte der Chef ihres Sicherheitsdiensts.
Nadia rang sich ein Lächeln ab. »Sagen Sie Mansur, dass wir zum Flughafen unterwegs sind. Er soll die Abflugzeit vorverlegen lassen, wenn er kann. Ich will möglichst früh wieder in Paris sein.«
»Vielleicht steht Allah wirklich auf seiner Seite«, sagte Adrian Carter. Er starrte Gabriels letzte Meldung aus Dubai ungläubig an. Sie besagte, Malik al-Zubair, ein Meister des Terrors, schicke sich an, das Hotel Burj al Arab von vier Doppelgängern umringt zu verlassen.
»Damit hat Gott sehr wenig zu tun, fürchte ich«, sagte Navot. »Malik hat sich jahrelang gegen die besten Geheimdienste der Welt behauptet. Er weiß, wie dieses Spiel gespielt wird.«
Uzi Navot sah zu Schamron hinüber, der nervös sein altes Zippo-Feuerzeug zwischen den Fingern hin und her drehte.
Zweimal nach links, zweimal nach rechts …
»Wir haben vier Wagen in der Nähe des Hotels stehen«, sagte Navot. »Unseren Einsatzregeln nach genügen sie, um ein Auto zu verfolgen – notfalls auch zwei. Aber wenn fünf identisch gekleidete Männer in fünf Autos steigen …« Er zuckte mit den Schultern. »Wir sollten daran denken, unsere Leute abzuziehen, Boss.«
»Wir haben verdammt großen Aufwand betrieben, um ein Team nach Dubai zu schicken, Uzi. Jetzt sollten wir ihm wenigstens die Chance geben, Malik al-Zubair zu identifizieren.« Er sah zu den Uhren an einer Wand Raschidistans hinüber und fragte: »Was ist mit Nadias Flugzeug?«
»Betankt und startbereit. Ihre Mitarbeiter gehen schon an Bord.«
»Und wo ist der Star der Show im Augenblick?«
»Mit sechsundvierzig Meilen in der Stunde auf der Sheikh Zayed Road nach Nordostenunterwegs.«
»Kann ich sie sehen?«
Carter griff nach einem Telefonhörer. Wenige Sekunden später erschien auf einem der großen Monitore ein rot blinkender Punkt, der sich auf einem unterlegten Stadtplan von Dubai City nach Nordosten bewegte. Schamron spielte nervös mit seinem Feuerzeug, während er beobachtete, wie der Punkt vorankam.
Zweimal nach links, zweimal nach rechts …
Zwei Minuten nach Nadia al-Bakaris Abfahrt hielt der erste Range Rover vor dem Burj al Arab. Wenig später kam ein zweiter, dann folgten ein Mercedes GL und zwei GMC Denalis. Gabriel wollte sein Team über Funk warnen, aber Michail kam ihm zuvor.
»Sie verlassen das Zimmer«, meldete er.
Gabriel brauchte nicht zu fragen, wie viele Männer kommen würden. Die Antwort war draußen auf der Einfahrt abzulesen. Fünf Geländewagen für fünf Männer. Gabriel musste wissen, welcher von ihnen Malik al-Zubair war, bevor auch nur einer von ihnen das Hotel verließ. Und das ließ sich nur auf eine Weise feststellen. Er erteilte den Befehl.
»Sie sind zu fünft, und ich bin allein«, antwortete Michail.
»Je
Weitere Kostenlose Bücher