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Der Hintermann

Der Hintermann

Titel: Der Hintermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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fliegen.«
    Zur großen Überraschung aller war es Sarah, die Gabriel zur Hilfe kam. Sarah kannte die von Schamron vorgeschlagene Person viel besser als die anderen und glaubte an die Macht bewussten Wandels. »Sie ist nicht wie ihr Vater«, sagte Sarah. »Sie ist ganz anders. Sie versucht, die Dinge zum Besseren zu verändern.«
    »Gut, das stimmt«, sagte Dina, »aber das bedeutet noch lange nicht, dass sie jemals bereit wäre, mit uns zu kooperieren.«
    »Sie kann im schlimmsten Fall nein sagen.«
    »Schon möglich«, meinte Lavon trübselig. »Oder vielleicht kann sie im schlimmsten Fall Ja sagen.«

19
    V OLTA -P ARK , W ASHINGTON , D.C.
    Gabriel wartete bis Sonnenaufgang, bevor er Adrian Carter anrief. Carter war bereits unterwegs nach Langley, der ersten Etappe eines brutal langen Tages. Auf der Tagesordnung standen außerdem noch eine Anhörung hinter verschlossenen Türen auf dem Capitol Hill, ein Mittagessen mit einer Besuchergruppe polnischer Spione und nachmittags eine Diskussion über neue Strategien zur Terrorbekämpfung, bei der kein anderer als James McKenna den Vorsitz führen würde. Kurz nach achtzehn Uhr stieg Carter erschöpft und niedergeschlagen auf der Q Street aus seinem gepanzerten Cadillac Escalade und betrat im abendlichen Zwielicht den Volta-Park. Gabriel wartete dort mit gegen die Kälte hochgeklapptem Mantelkragen auf einer Bank in der Nähe der Tennisplätze. Carter setzte sich neben ihn. Das gepanzerte SUV wartete unauffällig wie ein gestrandeter Wal mit laufendem Motor auf der Straße.
    »Darf ich?«, fragte Carter und zog Pfeife und Tabakbeutel aus der Manteltasche. »Der Nachmittag war anstrengend.«
    »McKenna?«
    »Der Präsident hat beschlossen, uns mit seiner Anwesenheit zu beehren, und ich fürchte, dass meine Ausführungen ihm nicht gefallen haben.« Carter wirkte hochkonzentriert, wie er seine Pfeife stopfte. »Seitdem ich unserem großartigen Land zu Diensten stehe, habe ich die Ehre gehabt, von vier Präsidenten zusammengestaucht zu werden. Es bleibt eine unangenehme Erfahrung.«
    »Wo liegt das Problem?«
    »Die NSA zeichnet viel Geschwätz auf, das darauf hinzuweisen scheint, dass weitere Anschläge bevorstehen könnten. Der Präsident wollte genaue Einzelheiten wie Ort, Zeit und Methode genannt bekommen. Als ich damit nicht dienen konnte, war er verärgert.« Carter zündete sich die Pfeife an, wobei seine hageren Züge kurz erhellt wurden. »Vor zwölf Stunden hätte ich das Geschwätz bestimmt noch als unwichtig abgetan. Aber seitdem ich nun weiß, dass wir’s mit Malik al-Zubair zu tun haben, bin ich nicht mehr so optimistisch.«
    »Sind Kämpfer gegen den Terrorismus optimistisch, wird’s für Unbeteiligte lebensgefährlich.«
    »Sind Sie immer so gut gelaunt?«
    »Ich habe ein paar lange Tage hinter mir.«
    »Wie sicher weiß Dina, dass er unser Mann ist?«
    Gabriel zählte ihre Hauptargumente auf: sein fehlgeschlagener Versuch, sich Bin Ladens Unterstützung zu sichern, der Treff in Kemel Arwischs Wohnung in Damaskus und die typische Konstruktion von Maliks Sprengstoffgürteln. Malik war der Typ Terrorist, den Carter am meisten fürchtete. Eine Zusammenarbeit Maliks mit Raschid al-Husseini war für ihn ein Wirklichkeit gewordener Albtraum.
    »Eines möchte ich klarstellen«, sagte er. »In unserem Zentrum für Terrorismusbekämpfung hat noch keiner eine Verbindung zwischen Raschid und Malik hergestellt. Dina war die Erste.«
    »Das ist sie meistens.«
    »Was macht man in meiner Position mit solchen Informationen? Leitet man sie an die Analysten weiter, die in unserem Zentrum schuften? Berichtet man seinem Direktor oder seinem Präsidenten davon?«
    »Man behält sie für sich, weil man sonst mein Unternehmen torpedieren würde.«
    »Welches Unternehmen wäre das?«
    Gabriel stand auf und führte Carter durch den Park zu einer anderen Bank mit Blick auf den Spielplatz. Dort erläuterte er ihm halblaut seinen Plan, während eine kinderlose Schaukel leise quietschend im leichten Wind schwang.
    »Riecht nach Ari Schamron, finde ich.«
    »Und das aus gutem Grund.«
    »Was haben Sie vor? Eine anonyme Großspende an eine islamische Wohltätigkeitsorganisation Ihrer Wahl?«
    »Tatsächlich denken wir an eine etwas konkretere Aktion.«
    »Eine Direktspende an Raschid?«
    »Etwas in dieser Art.«
    Ausgelöst durch einen Windstoß rieselte von den umstehenden Bäumen ein Laubregen nieder. Carter wischte ein Blatt von seiner Schulter und sagte: »Ich fürchte, das dauert

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