Der Hintermann
niemals an Zufälle zu glauben. Du natürlich auch.«
»Was ist mit dem Unternehmen zur Überwachung Maliks passiert?«
»Er ist uns durch die Finger geschlüpft, wie er den Amerikanern in Bagdad entwischt ist. Uzi hat überlegt, ob er Arwisch überwachen lassen sollte, aber das hat sich als unnötig erwiesen. Drei Tage nach Maliks Verschwinden ist der Leichnam von Kemel Arwisch in der Wüste östlich von Damaskus aufgefunden worden. Er hatte einen relativ schmerzlosen Tod gefunden.«
»Malik hat ihn ermorden lassen?«
»Vielleicht Malik, vielleicht Raschid. Das ist nicht weiter wichtig. Arwisch war ein kleiner Fisch in einem großen Teich. Er hatte die ihm zugewiesene Rolle gespielt. Er hatte eine Botschaft überbracht, und danach war er zu einer Belastung geworden.«
Gabriel schien nicht recht überzeugt zu sein. »Was hast du sonst noch?«
»Die Bauweise der von den Schahids in Paris, Kopenhagen und London getragenen Sprengstoffgürtel«, sagte Dina. »Sie waren mit dem Typ identisch, den Malik während der Zweiten Intifada perfektioniert hat, der wiederum mit dem in Bagdad verwendeten Typ identisch war.«
»Die Konstruktion muss nicht von Malik gestammt haben. Sie kann seit Jahren im dschihadistischen Untergrund bekannt gewesen sein.«
»Malik al-Zubair hätte sie niemals ins Internet gestellt, um sie der Welt zu zeigen. Die Verdrahtung, die Zündung, die Form der Sprengladung und die Nagelfüllung sind alles seine Innovationen. Er verkündet praktisch, dass diese Sprengsätze von ihm stammen.«
Gabriel äußerte sich nicht dazu. Dina zog eine Augenbraue hoch und fragte: »Keine weiteren Kommentare über Zufälle?«
Gabriel ignorierte ihre Bemerkung. »Sein letzter bekannter Aufenthaltsort?«
»Nach unbestätigten Berichten sollte er wieder in Zarqa sein, und unser Stationschef in der Türkei hat ein hässliches Gerücht gehört, er lebe in großem Stil in Istanbul. Dieses Gerücht hat sich als falsch erwiesen. Aus der Sicht des Diensts ist Malik ein Gespenst.«
»Auch ein Gespenst braucht einen Pass.«
»Wir glauben, dass er einen syrischen Pass hat, den der große Reformator in Damaskus ihm persönlich überreicht hat. Leider haben wir keine Ahnung, welchen Namen er benutzt oder wie er heutzutage aussieht. Das letzte Foto, das wir von ihm haben, ist über zwanzig Jahre alt. Es ist wertlos.«
»Gibt es eine Malik nahestehende Person, die wir umdrehen könnten? Einen Verwandten? Einen Freund? Einen alten Kameraden aus seiner Hamas-Zeit?«
»Das haben wir schon versucht, als Malik uns während der Zweiten Intifada mit Attentaten zugesetzt hat«, sagte Dina kopfschüttelnd. »In Israel und den besetzten Gebieten leben keine al-Zubairs mehr, und die aus dem Lager Zarqa sind viel zu fanatisch, um mit uns zu kooperieren.« Sie machte eine kurze Pause. »Allerdings wirkt sich vielleicht etwas zu unseren Gunsten aus.«
»Und das wäre?«
»Ich denke, seinem Netzwerk könnte das Geld ausgehen.«
»Sagt wer?«
Dina zeigte auf das Foto von Farid Khan, dem Londoner Selbstmordattentäter.
»Sagt er.«
18
G EORGETOWN , W ASHINGTON , D.C.
In den letzten Wochen seines kurzen, aber unheilvollen Lebens hatte Farid Khan, Mörder von achtzehn unschuldigen Menschen in seinem Geburtsland, in einem islamischen Internetforum eine Serie von zunehmend verzweifelten Mitteilungen hinterlassen, in denen er die Tatsache beklagte, dass er nicht genug Geld hatte, um ein anständiges Hochzeitsgeschenk für seine Schwester zu kaufen. Anscheinend spielte er mit dem Gedanken, nicht zu der Hochzeit zu gehen, um sich nicht zu blamieren. Nur stimmte diese Story nicht, worauf Dina hinwies. Allah hatte die Khans mit vier Söhnen gesegnet, aber Mädchen gab es in der Familie keine.
»Ich glaube, dass er seinen Märtyrerlohn gefordert hat – eine Zahlung, die Malik ihm versprochen hatte. Nach Art der Hamas. Die Hamas übernimmt stets die finanzielle Absicherung der Angehörigen ihrer Schahids .«
»Hat er das Geld jemals bekommen?«
»Eine Woche vor dem Anschlag hat er mitgeteilt, er habe die Mittel erhalten, um seiner Schwester ein Geschenk kaufen zu können. Nun würde er doch zu der Hochzeit gehen können, Allah sei Dank.«
»Also hat Malik zuletzt Wort gehalten.«
»Richtig, aber erst nachdem sein Schahid damit gedroht hat, den Auftrag nicht auszuführen. Das Netzwerk hat vielleicht genügend Reserven, um eine weitere Anschlagsserie zu finanzieren, aber wenn Raschid und Malik wirklich Bin Laden und Zawahiri nacheifern
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