Der Hintermann
Terrorfahnder der Welt erworben. Er war nicht nur ein perfekter Bombenbauer, sondern wusste auch, wie man seine Schahids durch schärfste Sicherheitsmaßnahmen schleust. Nach allgemeiner Überzeugung war er der Planer einiger der tödlichsten und spektakulärsten Attentate der Aufständischen. Sein größter Erfolg war eine eintägige Attentatsserie im Schiitenviertel von Bagdad, bei der über zweihundert Menschen ums Leben kamen.«
Maliks letztes Attentat im Irak war ein Bombenanschlag auf eine schiitische Moschee, bei dem es fünfzig Tote gab. Unterdessen war er die Zielperson einer Großfahndung der Task Force 6-26, einer US-Sondereinheit aus Spezialtruppen und Geheimagenten. Zehn Tage nach dem Anschlag erfuhr die Task Force, Malik halte sich mit zwei weiteren al-Qaida-Führern in einem sicheren Haus fünfzehn Kilometer nördlich von Bagdad versteckt. In derselben Nacht griffen zwei Jagdbomber F-16 dieses Haus mit zwei lasergesteuerten Bomben an, aber bei der Durchsuchung der Trümmer wurden nur die Überreste zweier Männer gefunden. Malik al-Zubair war entkommen.
»Er muss das Haus wenige Minuten vor dem Angriff verlassen haben«, sagte Dina. »Später hat er seinen Gefährten erzählt, das habe er auf Befehl Allahs getan. Dieser Vorfall hat ihn in seiner Überzeugung bestärkt, dafür auserwählt zu sein, Großes zu tun.«
Malik beschloss, international tätig zu werden. Weil er mit der Zeit Gefallen daran gefunden hatte, Amerikaner im Irak zu töten, wollte er sie jetzt in ihrer Heimat angreifen. Deshalb reiste er nach Pakistan, um sich in der al-Qaida-Zentrale Geld und Unterstützung zu besorgen. Bin Laden hörte ihm aufmerksam zu. Aber dann schickte er Malik mit leeren Händen weg.
»In Wirklichkeit aber«, fügte Dina hastig hinzu, »scheint Ayman al-Zawahiri diese Entscheidung erzwungen zu haben. Der Ägypter plante zu der Zeit mehrere Terroranschläge im Westen und wollte verhindern, dass sie durch einen aufstrebenden Palästinenser aus Zarqa gefährdet wurden.«
»Daraufhin ist Malik in den Jemen gegangen und hat seine Dienste Raschid angeboten?«, fragte Gabriel.
»Genau.«
»Beweis?«, fragte Gabriel. »Wo ist der Beweis?«
»Ich bin Analystin«, sagte Dina, ohne dass das entschuldigend klang. »Den Luxus, etwas hieb- und stichfest beweisen zu können, kenne ich praktisch nicht. Ich habe nur Vermutungen zu bieten, die allerdings durch handfeste Tatsachen untermauert sind.«
»Zum Beispiel?«
»Damaskus«, sagte sie. »Im Herbst 2008 hat der Dienst von einem Informanten im syrischen Geheimdienst den Tipp bekommen, Malik al-Zubair halte sich dort auf und benutze in raschem Wechsel mehrere sichere Häuser, die Angehörigen seines Clans gehörten. Auf Schamrons Drängen hat der Ministerpräsident uns gestattet, Maliks längst überfällige Liquidierung zu planen. Damals war Uzi noch Chef der Operationsabteilung. Er hat ein Agententeam nach Damaskus geschickt – ein Team, zu dem ein gewisser Michail Abramow gehört hat«, fügte Dina mit einem Blick zu ihm hinüber hinzu. »Binnen weniger Tage hat Malik unter dauernder Überwachung gestanden.«
»Bitte weiter, Dina.«
»Malik war nicht leicht zu überwachen, wie Michail bestätigen kann. Er hat sein Aussehen ständig verändert – durch angeklebte Bärte, Brillen, Mützen, Kopfbedeckungen, Kleidung, sogar wechselnde Fortbewegungsarten –, aber das Team hat sich nicht abschütteln lassen. Am Abend des 23. Oktobers hat es dann beobachtet, wie Malik die Wohnung eines Mannes namens Kemel Arwisch betreten hat. Arwisch hat sich gern als aufgeklärter Vermittler dargestellt, der das Volk auch gegen seinen Widerstand ins einundzwanzigste Jahrhundert zerren wollte. In Wirklichkeit aber war er ein Islamist mit losen Kontakten zur al-Qaida und ihren Randgruppen. Weil er in den Westen reisen konnte, ohne Verdacht zu erregen, war er als Kurier und für Aufträge aller Art wertvoll.« Dina wandte sich direkt an Gabriel. »Nachdem du dich eingehend mit Raschids CIA-Akten befasst hast, sind dir Kemels Name und Adresse sicher ein Begriff.«
»Raschid war zum Abendessen in Kemels Wohnung eingeladen, als er 2004 im Auftrag der CIA in Damaskus war«, bestätigte Gabriel. »Seinem Agentenführer hat er erzählt, Arwisch und er hätten viele interessante Ideen zur Dämpfung der Feuer des Dschihad besprochen.«
»Und wenn du das glaubst …«
»Das könnte ein Zufall sein, Dina – nicht mehr.«
»Könnte, ja, aber ich habe in der Ausbildung gelernt,
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