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Der Hintermann

Der Hintermann

Titel: Der Hintermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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jetzt sogar unter Ihrem Niveau, mein Lieber.«
    Gabriel nickte zustimmend. Dann fasste er Zoe am Ellbogen und führte sie weiter den Literaturweg entlang.
    »Sie vergessen etwas Wichtiges«, sagte sie. »Dass ich im Fall Iran zur Zusammenarbeit mit Ihnen und Ihren Freunden bereit gewesen bin, bedeutet nicht, dass ich meine Wertvorstellungen aufgegeben habe. Im Herzen bleibe ich eine ziemlich orthodoxe links stehende Journalistin. Als eine solche halte ich es für wichtig, dass wir den globalen Terrorismus mit Methoden bekämpfen, die mit unseren Prinzipien vereinbar sind.«
    »Solche markigen Äußerungen klingen wundervoll, wenn sie aus einem sicheren Fernsehstudio kommen, aber im richtigen Leben funktioniert das leider nicht.« Gabriel machte eine Pause, dann fügte er hinzu: »Sie erinnern sich an das richtige Leben, nicht wahr, Zoe?«
    »Sie haben mir noch immer nicht erklärt, was dies alles mit mir zu tun hat.«
    »Wir möchten, dass Sie zwei Personen miteinander bekannt machen. Sie brauchen nur das Gespräch einzufädeln. Dann ziehen Sie sich unauffällig zurück und werden nie wieder gesehen.«
    »Hoffentlich gelingt mir das noch mit meinem Kopf auf den Schultern.« Das war scherzhaft gemeint, klang aber nicht so. »Jemand, den ich kenne?«
    Gabriel wartete, bis ein entgegenkommendes Liebespaar vorbei war, bevor er den Namen sagte. Zoe blieb stehen und zog die Augenbrauen hoch.
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Eine überflüssige Frage, nicht wahr, Zoe?«
    »Sie ist eine der reichsten Frauen der Welt.«
    »Genau darum geht es.«
    »Außerdem ist sie notorisch medienscheu.«
    »Aus gutem Grund.«
    Zoe setzte sich wieder in Bewegung. »Ich erinnere mich an den Abend, an dem ihr Vater in Cannes ermordet wurde«, sagte sie. »Sie war an seiner Seite, als er niedergeschossen wurde. Augenzeugen haben ausgesagt, er sei in ihren Armen gestorben. Das muss ziemlich schlimm gewesen sein.«
    »Ja, das habe ich auch gehört.« Gabriel sah sich kurz um. Eli Lavon folgte ihnen in zwanzig Meter Abstand. Mit seinem Moleskin-Notizbuch unter dem Arm sah er wie ein Dichter auf der Suche nach einer Inspiration aus. »Haben Sie sich jemals näher damit beschäftigt?«
    »Cannes?« Zoe kniff die Augen zusammen. »Ich habe an den Rändern herumgekratzt.«
    »Und?«
    »Ich habe nie genug Material für einen Artikel zusammenbekommen. In Londoner Finanzkreisen war man allgemein der Ansicht, er sei das Opfer irgendeiner saudi-arabischen Fehde geworden. In die Sache verwickelt war angeblich ein Prinz, ein wenig bedeutender Angehöriger des Königshauses, der in Europa mehrmals Schwierigkeiten mit Hotelpersonal und der Polizei gehabt hatte.« Sie musterte Gabriel prüfend. »Sie werden mir wahrscheinlich erzählen, dass an der Sache mehr dran war.«
    »Es gibt Dinge, die ich Ihnen erzählen kann, Zoe, und andere, die ich lieber verschweige. Zu Ihrem Schutz.«
    »Genau wie letztes Mal?«
    Gabriel nickte. »Genau wie letztes Mal.«
    Einige Meter vor ihnen saß Chiara allein auf einer Bank. Zoe schaffte es, an ihr vorbeizugehen, ohne sie anzusehen. Sie gingen etwas weiter, bis zu der Glyzinienpergola, und suchten dort Unterschlupf. Als der Regen wieder einsetzte, erklärte Gabriel Zoe genau, was er von ihr brauchte.
    »Was passiert, wenn sie wütend wird und beschließt, meinen Bossen mitzuteilen, dass ich für den israelischen Geheimdienst arbeite?«
    »Sie hat zu viel zu verlieren, um es mit dieser Masche zu versuchen. Und wer würde ihr das schon glauben? Zoe Reed gehört zu den angesehensten Journalisten der Welt.«
    »Ein bestimmter Schweizer Geschäftsmann wäre sicher anderer Meinung.«
    »Der macht uns am wenigsten Sorgen.«
    Zoe verfiel in nachdenkliches Schweigen, das durch das Ping! ihres Blackberrys unterbrochen wurde. Sie angelte es aus ihrer Handtasche, dann starrte sie das Display stumm und sichtlich verstört an. Wenige Sekunden später vibrierte auch Gabriels Blackberry. Ihm gelang es, keine Miene zu verziehen, als er die Nachricht las.
    »Das aufgezeichnete Geschwätz scheint doch nicht harmlos gewesen zu sein«, sagte er. »Glauben Sie noch immer, dass wir diese Ungeheuer nur mit Mitteln bekämpfen sollten, die unsere Grundwerte nicht beschädigen? Oder möchten Sie für kurze Zeit ins richtige Leben zurückkehren und uns helfen, Unschuldige zu retten?«
    »Ich kann nicht dafür garantieren, dass sie auch nur meinen Anruf entgegennimmt.«
    »Das tut sie«, sagte Gabriel. »Das tun alle.«
    Er ließ sich Zoes Blackberry geben.

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