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Der Hintermann

Der Hintermann

Titel: Der Hintermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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bescheideneren Boeing Business Jet und besaß nur zwei Häuser: eine elegante Stadtvilla an der Avenue Foch in Paris und einen protzigen Palast in Riad, den sie nur selten aufsuchte. Sie hatte nie Betriebswirtschaft studiert, war aber als Managerin ein ausgesprochenes Naturtalent. Das jetzige Vermögen der AAB Holding war höher als je zuvor, und Nadia al-Bakari galt mit ihren nur dreiunddreißig Jahren als eine der reichsten Frauen der Welt.
    Für die absichtlich sparsam gehaltenen Medienkontakte der AAB war Nadias persönliche Assistentin zuständig: eine gemäß ihres Alters jünger wirkende Französin von fünfzig Jahren namens Yvette Dubois. Madame Dubois machte sich selten die Mühe, auf Anfragen von Journalisten zu reagieren, vor allem wenn sie aus Amerika kamen. Aber als die berühmte Zoe Reed erneut anrief, musste sie wohl doch zurückrufen. Trotzdem ließ sie erst einen weiteren Tag verstreichen und rief dann an, als es in New York mitten in der Nacht war, sodass Ms. Reed vermutlich schlafen würde. Aus für Madame Dubois unbekannten Gründen war das jedoch nicht der Fall. Das nun folgende Gespräch verlief freundlich, aber nicht sehr vielversprechend. Madame Dubois erklärte, das Angebot, zur besten Sendezeit ein einstündiges Special zu bringen, sei schmeichelhaft, aber unmöglich zu verwirklichen. Ms. al-Bakari sei ständig auf wichtigen Geschäftsreisen. Darüber hinaus gebe Ms. al-Bakari einfach nicht die Art Interview, die Ms. Reed vorschwebe.
    »Legen Sie ihr meine Anfrage zumindest vor?«
    »Das tue ich«, versprach die Französin, »aber die Chancen sind nicht sehr groß.«
    »Aber sie liegen auch nicht bei null?«, fragte Zoe bohrend.
    »Bitte keine Wortklaubereien, Ms. Reed. Dafür sollte uns die Zeit zu kostbar sein.«
    Madame Dubois’ letzte Bemerkung sorgte im Château Treville, einem Herrenhaus aus dem achtzehnten Jahrhundert, das nördlich von Paris am Rand des Dorfs Seraincourt lag, für heiteres Gelächter. Das durch dreieinhalb Meter hohe Mauern vor neugierigen Blicken geschützte Château hatte einen beheizten Pool, zwei Tennisplätze, einen acht Hektar großen gepflegten Park und vierzehn luxuriöse Gästezimmer. Gabriel hatte es unter dem Namen einer deutschen Hightech-Firma gemietet, die nur in der Phantasie eines für den Dienst tätigen Anwalts existierte, der die Mietrechnung postwendend an Ari Schamron am King Saul Boulevard weiterleitete. Unter gewöhnlichen Umständen hätte Schamron gegen die exorbitant hohe Miete protestiert. Diesmal schickte er die Rechnung nur schmunzelnd nach Langley weiter, weil Carter versprochen hatte, die Kosten dieses Unternehmens zu tragen.
    Die folgenden Tage verbrachten Gabriel und sein Team größtenteils damit, Zoes Blackberry abzuhören, das nun als unermüdlicher kleiner elektronischer Spion in ihrer Tasche funktionierte. Sie kannten jederzeit ihren genauen Standort, und wenn sie in Bewegung war, wussten sie, wie schnell sie sich fortbewegte. Sie wussten, wann sie ihren Morgenkaffee bei Starbucks kaufte, wann sie in New York im Stau stand und wann sie sich über ihre Produzenten ärgerte, was sie oft tat. Durch die Überwachung ihrer Internetaktivitäten wussten sie, dass sie ihr Apartment an der Upper West Side neu einrichten wollte. Aus ihren E-Mails wussten sie, dass sie mehrere Verehrer hatte, darunter einen millionenschweren Börsenhändler, der selbst an Tagen mit hohen Verlusten die Zeit fand, ihr mindestens zwei Mails zu schreiben. Sie spürten, dass Zoe trotz ihrer Erfolge in Amerika nicht recht glücklich war. Sie flüsterte ihnen oft kodierte Grüße zu. Nachts schlief sie schlecht, weil sie Albträume hatte.
    Dem Rest der Welt präsentierte sie sich jedoch in unerschütterlich kühler Selbstsicherheit. Und den wenigen Ohrenzeugen, die mithören durften, wie sie Nadia al-Bakaris Assistentin bezirzte, bewies sie erneut, dass sie als Spionin das größte Naturtalent war, das sie alle jemals kennengelernt hatten. Ihre Überzeugungskraft basierte auf einer Kombination aus vorbildlicher Methode mit zäher Beharrlichkeit. Zoe schmeichelte, Zoe redete gut zu, und Zoe rang sich am Ende eines besonders schwierigen Gesprächs sogar ein paar Tränen ab. Aber Madame Dubois erwies sich als völlig gleichwertige Gegnerin. Nach einer Woche erklärte sie die Verhandlungen für gescheitert, nur um zwei Tage später umzuschwenken und Zoe einen detaillierten Fragebogen zu mailen. Zoe füllte ihn in perfektem Französisch aus und schickte ihn am

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