Der Hintermann
ausgestatteten Boeing 747, war Besitzer dreier palastartiger Villen in Riad, an der französischen Riviera und in Aspen, Colorado, und machte Seereisen auf seiner schlachtschiffgroßen Jacht Alexandra. Seine Sammlung von Impressionisten und Moderner Kunst galt als eine der größten in Privatbesitz. Für kurze Zeit hatte auch Marguerite Gachet an ihrem Toilettentisch dazugehört, ein bei Isherwood Fine Arts, 7-8 Mason’s Yard, St. James’s, London, gekauftes Meisterwerk Vincent van Goghs. Vermittelt hatte den Ankauf eine junge Amerikanerin namens Sarah Bancroft, die anschließend für kurze Zeit Zizis Kunstberaterin gewesen war.
Um al-Bakari rankten sich zahlreiche Gerüchte, von denen die meisten sich um die Quellen seines märchenhaften Reichtums rankten. Nach offizieller Darstellung von AAB war es aus der bescheidenen Erbschaft entstanden, die Zizi beim Tod seines Vaters gemacht hatte, aber für diese Behauptung hatte ein US-Wirtschaftsjournal nach sorgfältigen Recherchen keinerlei Beweise finden können. Die ungewöhnliche Liquidität von AAB lasse nur einen Schluss zu, hatten die Fachjournalisten geschrieben: Die Holding werde vom saudischen Königshaus als Tarnfirma benutzt, um seine Petrodollars weltweit anzulegen. Zizi, den dieser Artikel empörte, hatte mit einer Klage gedroht, aber auf Anraten seiner Anwälte doch darauf verzichtet. »Die beste Rache ist, gut zu leben«, hatte er einem Journalisten des Wall Street Journal erklärt. »Und darauf verstehe ich mich.«
Vielleicht, aber die wenigen westlichen Ausländer, die in Zizis inneren Zirkel aufgenommen wurden, spürten stets eine gewisse Unruhe in ihm. Seine Partys waren verschwenderisch luxuriös, aber Zizi schien keinen Spaß daran zu haben. Er war Nichtraucher, trank keinen Alkohol und mied Schweinefleisch und Hunde. Er betete fünfmal täglich, und wenn die arabische Wüste im Winter blühte, zog er sich in ein einsames Lager im Nadschad zurück, um zu meditieren und mit seinen Falken zu jagen. Er behauptete, ein Nachkomme des Predigers Muhammad Abdul Wahhab aus dem achtzehnten Jahrhundert zu sein, dessen puritanisch strenge Auslegung des Islams Saudi-Arabien als Staatsreligion angenommen hatte. Er spendete für den Bau von Moscheen in aller Welt, auch in den USA und Westeuropa, und unterstützte die Palästinenser großzügig. Unternehmen, die mit Zizi ins Geschäft kommen wollten, waren gut beraten, keinen Juden zu den entsprechenden Verhandlungen zu entsenden. Wie es gerüchteweise hieß, mochte Zizi Juden noch weniger als Verluste bei seinen Investitionen.
Wie sich zeigen sollte, gingen Zizis wohltätige Aktivitäten weit über das hinaus, was öffentlich bekannt war. Er spendete großzügig für Wohltätigkeitsorganisationen, die mit islamischem Extremismus in Verbindung gebracht wurden, und sogar direkt an die al-Qaida. Irgendwann überschritt er den schmalen, aber klar definierten Grat, der Geldgeber und Förderer des Terrorismus von den Terroristen selbst trennt. Das Ergebnis war ein Anschlag auf den Vatikan, der über siebenhundert Menschenleben forderte und die Kuppel des Petersdoms schwer beschädigte. Mit Hilfe von Sarah Bancroft hatte Gabriel den Planer dieses Anschlags – Ahmed bin Schafiq, ein ehemaliger saudi-arabischer Geheimdienstoffizier – aufgespürt und in seinem Hotelzimmer in Istanbul ermordet. Eine Woche später hatte er auf dem Quai Saint-Pierre in Cannes auch Zizi liquidiert.
Obwohl Zizi überwiegend traditionell lebte, hatte er nur zwei Frauen, die er beide verstoßen hatte, und nur ein Kind: seine schöne Tochter Nadia. Sie setzte ihren Vater nach wahhabitischer Sitte in einem unbezeichneten Wüstengrab bei und übernahm sofort die Kontrolle über ihr riesiges Erbe. Als Erstes verlegte sie die europäische AAB-Zentrale von Genf, das sie langweilte, nach Paris, wo sie sich wohler fühlte. Einige der frömmsten Mitarbeiter ihres Vaters wollten nicht für eine Frau arbeiten – schon gar nicht für eine, die unverschleiert ging und Alkohol trank –, aber die meisten blieben. Unter Nadias Führung erschloss die Holding sich ganz neue Geschäftsfelder. Sie erwarb ein berühmtes französisches Modehaus, einen italienischen Hersteller von Luxuslederwaren, eine amerikanische Investmentbank und eine deutsche Filmgesellschaft. Und sie schichtete ihren Privatbesitz um. Die vielen Villen und Landgüter ihres Vaters wurden so unauffällig verkauft wie die Alexandra und seine Boeing 747. Nadia reiste jetzt mit einem
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