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Der Hintermann

Der Hintermann

Titel: Der Hintermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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folgenden Morgen zurück, worauf bei Madame Dubois Funkstille eintrat. Im Château Treville verfiel Gabriels Team in ungewohnte Niedergeschlagenheit, als kostbare Tage ohne weitere Kontaktaufnahmen verstrichen. Nur Zoe blieb optimistisch. Sie hatte Erfahrung mit solchen Verführungen und wusste, wann der Angelhaken saß. »Ich hab sie, mein Lieber«, versicherte sie Gabriel eines Nachts, während das Blackberry auf ihrem Nachttisch nachgeladen wurde. »Ihre Kapitulation ist nur noch eine Frage der Zeit.«
    Zoes Voraussage erwies sich als richtig, obwohl die Französin weitere vierundzwanzig Stunden verstreichen ließ, bevor sie zu eigenen Bedingungen einlenkte. Ihr Einlenken kam in Form einer widerstrebend ausgesprochenen Einladung. Wegen einer Terminverschiebung würde Ms. al-Bakari übermorgen unerwartet Zeit für einen Lunch haben. Wäre Ms. Reed bereit, so kurzfristig nach Paris zu kommen? Als Vollprofi wartete Zoe neunzig lästige Minuten lang, bevor sie zurückrief und zusagte.
    »Lassen Sie mich eines klarstellen«, sagte Madame Dubois. »Dies ist kein Interview. Der Lunch findet ganz inoffiziell statt. Fühlt Ms. al-Bakari sich in Ihrer Gesellschaft wohl, wird sie über den nächsten Schritt nachdenken.«
    »Wo treffen wir uns?«
    »Wie Sie sich denken können, geht Ms. al-Bakari nur ungern in Restaurants, in denen sie angegafft werden könnte. Deshalb haben wir im Hotel Crillon die Louis-Quinze-Suite reservieren lassen. Ms. al-Bakari erwartet Sie dort um halb zwei. Sie besteht darauf, Sie einzuladen. Das ist eine ihrer Regeln.«
    »Gibt es noch andere, die ich kennen sollte?«
    »Ms. al-Bakari ist empfindlich in Bezug auf Fragen nach dem Tod ihres Vaters«, sagte Madame Dubois. »Und an Ihrer Stelle würde ich das Thema Islam und Terrorismus aussparen. Sie findet es schrecklich langweilig. A tout à l’heure, Ms. Reed.«

23
    P ARIS
    Bei der Nachbesprechung würde das Team die nun anlaufenden Vorbereitungen als die unangenehmsten bewerten, die es je hatte bewältigen müssen. Der Grund dafür war einzig und allein Gabriel, dessen reizbare Stimmung wie ein Schlagschatten über dem Château Treville lag. Er kritisierte die geplante Aufstellung von Beobachtungsposten, zweifelte an Notfallplänen und überlegte sogar kurz, ob sie versuchen sollten, den Treff zu verschieben. Normalerweise hätten die anderen nicht gezögert, dagegenzuhalten, aber sie spürten, dass irgendetwas an diesem Unternehmen Gabriel nervös machte. Dina vermutete, das liege am Covent Garden und den quälenden Erinnerungen an einen nicht abgegebenen Schuss, aber Eli Lavon wies diese Theorie zurück. Nicht London laste auf Gabriel, erklärte Lavon, sondern Cannes. Dort hatte er in jener Nacht gegen seine Prinzipien verstoßen, als er Zizi vor den Augen seiner Tochter erschossen hatte. Zizi al-Bakari, Finanzier von Massenmorden, hatte den Tod verdient. Aber Nadia, sein einziges Kind, hätte nicht Augenzeugin sein müssen.
    Nur Zoe blieb von Gabriels schlechter Laune verschont. Nach einem ruhigen letzten Tag in New York ging sie um 17.30   Uhr an Bord von Air France Flight 17 nach Paris. Als Vielfliegerin war sie nur mit einem kleinen Reisekoffer und einer Aktentasche unterwegs, die ihr Notebook und einige Unterlagen über Nadia al-Bakari und die AAB Holding enthielt. Eine Akte mit streng geheimem Material und eine detaillierte Strategie für das Mittagessen erhielt sie kurz nach dem Start von ihrem Sitznachbarn, einem Mitarbeiter der New Yorker Niederlassung des Diensts, der sie kurz vor der Landung wieder an sich nahm.
    Zoe, die weiter einen britischen Pass besaß, benutzte den Ausgang für EU-Bürger, die nichts zu verzollen hatten, und fuhr mit einem Taxi in die Stadt. Kurz vor neun Uhr traf sie im Hotel Crillon ein, bekam ihr Zimmer zugewiesen, zog ihren Jogginganzug an und trabte eine Stunde über die Wege im Jardin des Tuileries. Um halb zwölf erschien sie in dem exklusiven Salon neben dem Hotel, um sich die Haare waschen und fönen zu lassen, und kehrte dann in ihr Zimmer zurück, um sich fürs Mittagessen umzuziehen. Sie kam frühzeitig wieder herunter und stand mit gefalteten Händen – um einen Anfall von Nervosität zu verbergen – in der eleganten Hotelhalle, als die stattliche Standuhr Viertel nach eins schlug.
    Im Crillon herrschte zurzeit ruhige Nebensaison, der jährliche Waffenstillstand zwischen den tobenden Gefechten der Sommersaison und den Überfällen der Berühmtheiten in den Winterferien. Monsieur Didier, der

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