Der Hintermann
Bar im Green’s? Kein Bettgeflüster mit dieser abenteuerlich jungen Frau aus der Tate?«
»Sie heißt Penelope«, sagte Isherwood.
»Weiß sie von dem Gemälde, Julian?«
»’türlich nicht. So funktioniert die Sache nicht, wenn man einen Coup plant, mein Lieber. Mit solchen Dingen gibt man nicht an. Man schweigt eisern, bis der richtige Augenblick gekommen ist. Dann verkündet man seine Sensation wie üblich mit Pauken und Trompeten. Und man erwartet einen fetten Bonus für seine Cleverness. Aber nach deinem Szenario soll ich sogar einen Verlust hinnehmen – zum Wohle von Gottes Kindern, versteht sich.«
»Dein Verlust wäre nur vorübergehend.«
»Wie vorübergehend?«
»Die operativen Kosten werden alle von der CIA übernommen.«
»Das ist nichts, was man in einer Galerie oft zu hören bekommt.«
»Keine Sorge, Julian, du bekommst deinen Verlust irgendwie ersetzt.«
»Aber klar doch«, sagte Isherwood gespielt zuversichtlich. »Das erinnert mich an den Tag, an dem meine Penelope gesagt hat, ihr Mann komme frühestens in zwei Stunden heim. Ich bin schon ein bisschen zu alt dafür, um über Gartenmauern zu klettern.«
»Bist du noch mit ihr zusammen?«
»Penelope? Hat mich verlassen.« Isherwood schüttelte den Kopf. »Irgendwann verlassen sie mich alle. Aber nicht du, mein Lieber. Und auch dieser verdammte Husten nicht. Allmählich kommt er mir wie ein alter Freund vor.«
»Warst du beim Arzt?«
»Konnte keinen Termin kriegen. Der Nationale Gesundheitsdienst ist heutzutage so schlecht, dass ich überlege, ob ich zu den Christlichen Wissenschaftlern gehen soll.«
»Ich dachte, du seist ein Hypochonder.«
»Orthodoxer, wenn du’s genau wissen willst.« Isherwood zupfte an dem Seidenpapier in der rechten oberen Ecke der Leinwand.
»Jedes Farbplättchen, das du verschiebst, muss ich wieder fixieren.«
»Sorry«, sagte Isherwood und vergrub beide Hände in den Manteltaschen. »Es gibt sogar einen Präzedenzfall, weißt du. Christie’s hat vor ein paar Jahren ein Gemälde aus der Schule Tizians für kümmerliche achttausend Pfund verkauft. Aber das Gemälde war in Wirklichkeit ein echter Tizian. Wie du dir vorstellen kannst, waren die Einlieferer ziemlich sauer. Sie haben Christie’s auf Schadenersatz verklagt. Die Anwälte hatten mächtig zu tun. Übler Tratsch in der Presse. Vorwürfe und Verleumdungen auf allen Seiten.«
»Vielleicht sollten wir Christie’s eine Chance geben, sich zu rehabilitieren.«
»Das würde ihnen vielleicht sogar gefallen. Nur leider gibt’s dabei ein Problem.«
»Nur eines?«
»Wir haben die große Altmeister-Versteigerung schon verpasst.«
»Richtig«, bestätigte Gabriel, »aber du vergisst die für die erste Februarwoche angekündigte Sonderauktion mit Werken der Venezianischen Schule. Ein wiederentdeckter Tizian könnte genau das Mittelchen sein, um für zusätzliche Aufregung zu sorgen.«
»Böser Junge. Böser, böser Junge.«
»Schuldig im Sinne der Anklage.«
»Wegen meiner früheren Beteiligung an bestimmten zwielichtigen Taten dieses Unternehmens wäre es vielleicht ratsam, eine gewisse Distanz zwischen der Galerie und dem endgültigen Verkauf herzustellen. Das bedeutet, dass wir die Dienste eines weiteren Kunsthändlers in Anspruch nehmen müssen. Um seiner Rolle gerecht zu werden, muss er geldgierig, listig und verschlagen, eben ein richtiger Scheißkerl sein.«
»Ich weiß, an wen du denkst«, sagte Gabriel, »aber ist er der Sache auch gewachsen?«
»Er ist perfekt«, sagte Isherwood. »Jetzt brauchst du nur noch einen Tizian, der wie ein echter aussieht.«
»Das schaffe ich.«
»Wo willst du arbeiten?«
Gabriel sah sich in dem Ausstellungsraum um, dann sagte er: »Hier geht’s sicher gut.«
»Brauchst du sonst noch was?«
Gabriel drückte ihm eine Liste in die Hand. Isherwood setzte seine Lesebrille auf, dann runzelte er die Stirn. »Eine Rolle italienisches Leinen, ein Schneiderbügeleisen, eine Vergrößerungsbrille, ein Liter Azeton, ein Liter Methylproxitol, ein Liter Terpentinersatz, ein Dutzend Pinsel von Winsor & Newton, Serie 7, zwei Halogen-Arbeitslampen auf Ständern, ein CD-Album mit La Bohème von Giacomo Puccini …« Er starrte Gabriel über die Brillengläser hinweg an. »Weißt du, was mich das kosten wird?«
Aber Gabriel schien nicht zu hören, was er sagte. Er stand vor den Gemälde, ließ das Kinn in einer Hand ruhen und hielt den Kopf nachdenklich leicht schief.
Gabriel war der Meinung, eine Restaurierung habe ein
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