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Der Hintermann

Der Hintermann

Titel: Der Hintermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Saudis gegenüber alles leugnen, falls etwas schiefgeht. Trägt dagegen Langley die Verantwortung, ist jede Chance futsch, etwas abstreiten zu können. Er verhält sich wie ein Boxer, der eine Gerade mit dem Kinn zu stoppen versucht.«
    »Wissen Sie, Gabriel, aus diesem Blickwinkel habe ich die Sache noch nie betrachtet.« Carter griff nach dem letzten Kartoffelchip. »Darf ich?«
    »Nur zu.«
    Carter steckte den Chip in den Mund und wischte sich umständlich das Salz von den Fingerspitzen. »Es ist Ihr gutes Recht, wütend zu sein«, sagte er dann. »An Ihrer Stelle wäre ich auch zornig.«
    »Weshalb?«
    »Weil ich hier mit einer billigen Story aufgekreuzt bin, die ich Ihnen unterjubeln wollte, obwohl Sie Besseres verdient haben. Tatsache ist, dass der Präsident und sein treuer, aber ahnungsloser Diener James A. McKenna nicht befürchten, das Unternehmen al-Bakari könnte fehlschlagen. Tatsächlich fürchten sie, es könnte erfolgreich sein.«
    »Bitte noch mal, Adrian. Ich habe ein paar anstrengende Tage hinter mir.«
    »Der Präsident scheint sich Hals über Kopf verliebt zu haben.«
    »Wer ist die Glückliche?«
    »Nadia al-Bakari«, murmelte Carter in seine zerknüllte Papierserviette. »Er ist verrückt nach ihr. Er liebt ihre Story. Er liebt ihren Mut. Und vor allem liebt er das Unternehmen, das Sie um sie herum aufgebaut haben. Es ist genau das, was er gesucht hat. Es ist sauber. Es ist clever. Es ist zukunftsorientiert. Es ist nachhaltig. Und es stimmt zufällig wunderbar mit der Weltsicht des Präsidenten überein. Eine Partnerschaft zwischen dem Islam und dem Westen, um die Macht des Extremismus zu brechen. Verstand siegt über brutale Gewalt. Er will, dass Raschid Husseinis Organisation ihm vor den nächsten Wahlen in Schutt und Asche auf einem Silbertablett präsentiert wird, und hat nicht die Absicht, sich den Ruhm mit irgendwem zu teilen.«
    »Er will das Unternehmen also allein durchziehen? Ohne Partner?«
    »Nicht ganz«, sagte Carter. »Er will, dass wir die Franzosen, die Briten, die Dänen und die Spanier mit ins Boot holen, weil sie unter den bisherigen Anschlägen zu leiden hatten.«
    »Warum nicht auch Gevatter Hase?«
    »Der arbeitet jetzt bei einem privaten Sicherheitsdienst. Verdient recht gut, wie man hört.«
    »Niemand darf mehr erfahren, als er wissen muss«, sagte Gabriel. »Das ist kein Werbeslogan, Adrian. Das ist ein heiliges Gebot. Es verhindert, dass Unternehmen auffliegen. Es hält Agenten und Informanten am Leben.«
    »Ihre Bedenken sind zur Kenntnis genommen worden.«
    »Und abgeschmettert worden.«
    Carter sagte nichts.
    »Was bedeutet das für mich und den Rest des Teams?«
    »Ihr Team zieht sich unauffällig zurück und wird schrittweise durch Leute der Agency ersetzt. Sie selbst bleiben beratend an Bord, bis die Show in Gang gekommen ist.«
    »Und dann?«
    »Dann werden Sie allmählich rausgedrängt.«
    »Ich habe eine Neuigkeit für Sie. Die Show ist längst in Gang gekommen. Tatsächlich gibt ihr Star übermorgen ihr Debüt hier in Zürich.«
    »Das werden wir verschieben müssen, bis die neue Direktion ihre Arbeit aufgenommen hat.«
    Gabriel sah die Lichter der Anlegestelle Rapperswil schwach die Uferpromenade beleuchten. »Sie vergessen etwas«, sagte er nach kurzer Pause. »Der Star der Show ist eine Diva. Sie ist sehr anspruchsvoll. Und sie arbeitet nicht mit jedem zusammen.«
    »Soll das heißen, dass sie mit Ihnen – mit dem Mann, der ihren Vater ermordet hat – zusammenarbeitet, aber nicht mit uns?«
    »Genau das behaupte ich.«
    »Davon möchte ich mich gern selbst überzeugen.«
    »Das können Sie gern tun. Nadia al-Bakari erreichen Sie über ihr Büro am Boulevard Haussmann im neunten Pariser Arrondissement.«
    »Tatsächlich haben wir gehofft, Sie würden in der Übergangszeit mit uns zusammenarbeiten.«
    »Wenn Menschenleben auf dem Spiel stehen, ist Hoffnung keine akzeptable Strategie.« Gabriel hielt den Umschlag mit den Fotos hoch. »Wäre ich Nadias Berater, würde ich ihr raten, auf möglichst weiten Abstand zu Ihnen und Ihren frisch von der Farm kommenden Agenten zu achten.«
    »Hören Sie, wir sind Erwachsene, Sie und ich. Wir haben gemeinsam Kriege geführt. Wir haben Leben gerettet. Wir haben die schmutzige Arbeit erledigt, die sonst niemand tun wollte … oder für die niemand den Mumm hatte. Aber zum jetzigen Zeitpunkt wünsche ich Sie einfach nur zur Hölle.«
    »Freut mich, dass ich damit nicht allein bin.«
    »Glauben Sie wirklich, dass dies

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