Der Hintermann
Organisationen ein, die es sich zur Aufgabe gesetzt haben, die Leiden von Muslimen in aller Welt zu lindern.«
»Deswegen habe ich Sie hergebeten.«
»Sie möchten Geld spenden?«
»Einen größeren Betrag.«
»Wem?«
»Menschen, die mir zu dem Recht verhelfen können, das mir zusteht.«
Abbas legte ihr Blackberry auf den Konferenztisch zurück, ohne etwas zu sagen. Nadia hielt seinem Blick unbehaglich lange stand.
»Wir leben zwar im Westen, Sie und ich, aber wir sind Kinder der Wüste. Meine Familie stammt aus dem Nedschd, Ihre aus dem Hedschas. Wir können mit wenigen Worten sehr viel sagen.«
»Mein Vater hat oft nur mit Blicken zu mir gesprochen«, sagte Abbas wehmütig.
»Meiner auch«, sagte Nadia.
Abbas schraubte eine Mineralwasserflasche auf und goss sich langsam ein Glas ein, als sei dies das letzte Wasser auf Erden. »Die Wohltätigkeitsorganisationen, mit denen ich in Verbindung stehe, sind völlig legal«, sagte er schließlich. »Die Spendengelder werden für den Bau von Straßen, Schulen, Krankenhäusern und dergleichen verwendet. Manchmal gelangt ein Teil davon in die Hände einer Gruppe aus den Stammesgebieten im Nordwesten Pakistans. Diese Gruppe wäre Ihnen für Ihre Unterstützung sicher dankbar. Wie Sie wissen, hat sie vor Kurzem ihren größten Förderer verloren.«
»Mich interessiert keine Gruppe in den Stammesgebieten Pakistans«, sagte Nadia. »Sie ist nicht mehr effektiv. Ihre Zeit ist vorbei.«
»Erzählen Sie das den Leuten in Paris, Kopenhagen, London und Madrid.«
»Meinen Informationen nach hatte die Gruppe aus den Stammesgebieten Pakistans nichts mit diesen Anschlägen zu tun.«
Abbas sah ruckartig auf. »Wer hat Ihnen das erzählt?«
»Ein Mann meines Sicherheitsdiensts mit engen Verbindungen zur saudischen GID.«
Nadia war überrascht, wie leicht ihr diese Lüge über die Lippen ging. Abbas schraubte die Mineralwasserflasche wieder zu und schien sorgfältig über ihre Antwort nachzudenken.
»Man hört Gerüchte über einen jemenitischen Prediger«, sagte er schließlich. »Ein Mann, der einen amerikanischen Pass besitzt und wie ein Amerikaner spricht. Gerüchteweise hört man auch, dass er seine Unternehmungen ausweiten will. Seine wohltätigen Unternehmungen, versteht sich«, fügte er hinzu.
»Wissen Sie, wie man Kontakt zu seiner Organisation aufnehmen kann?«
»Wenn Sie ihr wirklich helfen wollen, könnte ich die Verbindung herstellen, denke ich.«
»Je früher, desto besser.«
»Das sind keine Männer, die sich gern vorschreiben lassen, was sie zu tun haben, Frau al-Bakari, vor allem nicht von Frauen.«
»Ich bin nicht irgendeine Frau. Ich bin die Tochter von Abdul Aziz al-Bakari, und ich warte nun schon sehr lange.«
»Das tun auch diese Leute – tatsächlich seit Hunderten von Jahren. Ich kenne sie als Männer von großer Geduld. Und auch Sie müssen geduldig sein.«
Die Besprechung endete genau nach Plan. Samir Abbas fuhr in sein Büro in der Bank zurück. Nadia al-Bakari fuhr nach Zürich-Kloten hinaus, wo ihr Flugzeug auf sie wartete. Oded und Mordechai fuhren in das sichere Haus am Westufer des Zürichsees. Gabriel machte sich nicht die Mühe, ihre Ankunft bemerkbar zur Kenntnis zu nehmen. Er hockte im Wohnzimmer vor seinem Notebook, hatte den Kopfhörer aufgesetzt und wirkte sichtbar resigniert, während er die Aufnahme wieder und wieder abspielte.
»Das sind keine Männer, die sich gern vorschreiben lassen, was sie zu tun haben, Frau al-Bakari, vor allem nicht von Frauen.«
»Ich bin nicht irgendeine Frau. Ich bin die Tochter von Abdul Aziz al-Bakari und warte nun schon sehr lange.«
»Das tun auch diese Leute – tatsächlich seit Hunderten von Jahren. Ich kenne sie als Männer von großer Geduld. Und auch Sie müssen geduldig sein.«
»Eine Bitte habe ich, Herr Abbas. In Anbetracht des Schicksals meines Vaters ist es unabdingbar, dass ich im Voraus weiß, mit wem ich zusammentreffe, und dass mir von dieser Seite keine Gefahr droht.«
»Keine Sorge, Frau al-Bakari. Der Mann, an den ich denke, stellt keinerlei Gefahr für Ihre Sicherheit dar.«
»Wer ist er?«
»Er heißt Marwan bin Taijib. Er ist Dekan der Theologischen Fakultät der Universität Mekka und ein sehr heiliger Mann.«
Gabriel drückte die Stopptaste. Dann leitete er diesen Namen widerstrebend an Adrian Carter in Langley weiter. Carters Antwort kam fünf Minuten später. Sie bestand aus einer Reservierung für den ersten Flug am Morgen nach Washington. Natürlich Economy
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