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Der Hintermann

Der Hintermann

Titel: Der Hintermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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hochgestylten schwarzen Haaren brachte Carter ein Dossier, woraufhin er Gabriel in einen abhörsicheren Konferenzraum mitnahm. Das einzige Fenster führte in das Operationszentrum hinaus. »Hier ist Ihr Mann«, sagte Carter und legte Gabriel ein Hochglanzfoto hin. »Das saudische Dilemma in Person.«
    Gabriel betrachtete das Foto, auf dem Scheich Marwan bin Taijib ohne zu lächeln zu ihm aufsah. Der saudische Geistliche trug den langen zottigen Bart eines Salafisten und den Gesichtsausdruck eines Mannes, der sich nur widerstrebend fotografieren ließ. Seine rot-weiße Kafija hing so von seinem Kopf hinunter, dass die Tapija , ein weißes Scheitelkäppchen, deutlich sichtbar war. Im Gegensatz zu den meisten Saudis sicherte er seine Kopfbedeckung nicht mit der Agal genannten schwarzen Kordel. Mit dieser betonten Frömmigkeit demonstrierte der Theologe der Welt, dass er keinen besonderen Wert auf seine äußere Erscheinung legte.
    »Was wissen Sie über ihn?«, fragte Gabriel.
    »Er stammt aus dem wahhabitischen Kernland nördlich von Riad. Tatsächlich steht in seiner Heimatstadt eine Lehmhütte, in der Wahhab einmal übernachtet haben soll. Die Männer dieser Stadt halten sich schon immer für die Hüter des wahren Glaubens, die Reinsten der Reinen. Noch heute sind ihnen Fremde nicht willkommen. Sollte sich doch mal einer in ihre Stadt verirren, verbergen die Einheimischen ihre Gesichter und wenden sich von ihm ab.«
    »Hat Bin Taijib Kontakt zur al-Qaida?«
    »Gelegentlich«, sagte Carter, »aber unbestreitbar gibt es ihn. Er war eine der Schlüsselfiguren des erwachenden islamischen Eifers, der das Königreich nach der Besetzung der Großen Moschee im Jahr 1979 erfasst hat. In seiner Dissertation hat er behauptet, das sei eine vom Westen angezettelte Verschwörung mit dem Ziel gewesen, den Islam und letztlich auch Saudi-Arabien zu vernichten. Mit solchen Thesen ist er bei bestimmten radikalen Angehörigen des Hauses Saud auf offene Ohren gestoßen – auch bei unserem alten Freund Prinz Nabil, dem saudischen Innenminister, der bis heute hartnäckig leugnet, dass neunzehn der Flugzeugentführer des 11.   Septembers Bürger seines Landes waren. Nabil war von Bin Taijibs Doktorarbeit so beeindruckt, dass er ihn persönlich für den einflussreichen Posten an der Universität Mekka empfohlen hat.«
    Gabriel schob das Foto zurück zu Carter hin, der es verächtlich anstarrte, bevor er es zum Dossier legte.
    »Dies ist nicht das erste Mal, dass Bin Taijib mit Raschids Netzwerk in Verbindung gebracht worden ist«, sagte er. »Trotz seiner radikalen Vergangenheit ist er als Berater für das hochgelobte saudi-arabische Programm zur Wiedereingliederung von Terroristen tätig. Mindestens fünfundzwanzig Saudis sind aufs Schlachtfeld zurückgekehrt, nachdem sie das Programm absolviert hatten. Vier davon sollen bei Raschid im Jemen sein.«
    »Irgendwelche anderen Verbindungen?«
    »Dreimal dürfen Sie raten, wer am Abend von Raschid al-Husseinis Flucht zuletzt mit ihm gesehen worden ist.«
    »Bin Taijib?«
    Carter nickte. »Es war Bin Taijib, der Raschid eingeladen hat, in der Universität Mekka zu sprechen. Und es war Bin Taijib, der Raschid am Abend vor seinem Überlaufen Gesellschaft geleistet hat.«
    »Haben Sie das jemals bei Ihren Freunden in Riad angesprochen?«
    »Wir haben’s versucht.«
    »Und?«
    »Ohne Erfolg«, gestand Carter ein. »Wie Sie wissen, sind die Beziehungen zwischen dem Haus Saud und dem geistlichen Establishment milde gesagt kompliziert. Das Königshaus kann nicht ohne Unterstützung der Ulema herrschen. Und wenn die GID auf unser Drängen gegen einen einflussreichen Theologen wie Bin Taijib vorginge …«
    »Das könnte die Dschihadisten empören.«
    Carter nickte, dann zog er zwei Blatt Papier aus dem Dossier – von der NSA zur Verfügung gestellte Protokolle abgehörter Telefongespräche.
    »Heute Morgen hat unser Freund der TransArabian Bank von seinem Büro aus zwei interessante Telefongespräche geführt – einmal mit Riad und einmal mit Dschidda. Beim ersten Anruf sagt er, dass er geschäftlich mit Nadia al-Bakari zu tun hat. Im zweiten sagt er, dass er eine Freundin hat, die mit Scheich bin Taijib spirituelle Dinge besprechen möchte. Einzeln schienen beide Anrufe ganz harmlos zu sein. Bringt man sie jedoch in Verbindung …«
    »Dann besagen sie, dass Nadia al-Bakari, eine Frau mit untadeligen dschihadistischen Wurzeln, den Scheich unter vier Augen sprechen möchte.«
    »Um spirituelle

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