Der Hobbit
der als Letzter kam. »Die Täler haben Ohren, und manche Elben haben ein loses Mundwerk. Gute Nacht!«
Und so kamen sie schließlich zum Letzten Heimischen Haus und fanden seine Türen weit offen.
Es ist seltsam, aber was es von freundlichen Orten und guten Zeiten zu sagen gibt, ist schnell erzählt und hört sich nach nichts an; während unangenehme oder sogar grausige Erlebnisse, bei denen das Herz klopft, vielleicht eine gute Geschichte abgeben und auf jeden Fall ausführlich berichtet sein wollen. Sie blieben lange in diesem guten Haus, mindestens vierzehn Tage, und mochten es nur ungern wieder verlassen. Bilbo wäre mit Freuden für immer dort geblieben – selbst wenn er kraft eines Wunsches ohne Beschwerlichkeiten in seine Hobbithöhle hätte zurückversetzt werden können. Und doch gibt es über ihren Aufenthalt wenig zu erzählen.
Der Herr des Hauses war ein Elbenfreund – einer vondenen, deren Väter schon an den seltsamen Ereignissen vor Beginn der Weltgeschichte Anteil gehabt hatten, an den Kriegen der Elben und der ersten Menschen in den Nordlanden gegen die bösen Orks. Zur Zeit unserer Erzählung lebten immer noch manche, die sowohl Elben als auch Helden des Nordens zu ihren Vorfahren zählten, und ihr Oberhaupt war Elrond, der Herr des Hauses.
Er war edel und schön von Angesicht wie ein Elbenfürst, stark wie ein Krieger, weise wie ein Zauberer, würdevoll wie ein Zwergenkönig und freundlich wie der Sommer. Von ihm ist in vielen Erzählungen die Rede, aber in der Geschichte von Bilbos großem Abenteuer spielt er nur eine kleine, obgleich wichtige Rolle, wie ihr sehen werdet, wenn wir je bis ans Ende gelangen. In seinem Haus stand alles zum Besten, ob es einem nun auf gutes Essen oder ruhigen Schlaf ankam, auf tüchtige Arbeit, spannende Geschichten und schöne Lieder oder einfach auf ruhiges Dasitzen und Nachdenken oder auf eine angenehme Mischung von alledem. Nichts Böses kam in jenes Tal.
Ich wünschte, ich hätte die Zeit, euch auch nur einige wenige von den Geschichten oder ein, zwei Lieder aufzuschreiben, die sie in diesem Haus hörten. Binnen weniger Tage waren sie alle, mitsamt ihren Ponys, erfrischt und neu gestärkt. Ihre Kleider wurden ausgebessert, ihre Schrammen geheilt, und ihre Launen und Hoffnungen wurden besser. Die Proviantsäcke wurden mit Nahrung gefüllt, die leicht zu tragen und doch kräftig genug war, um sie über die Gebirgspässe zu bringen. Ihre Pläne wurden mit den besten Ratschlägen verfeinert. So kam der Abend der Sommersonnenwende heran, und am nächsten Morgen wollten sie bei Sonnenaufgang wieder aufbrechen.
Elrond, der sich mit jederlei Runen auskannte, sah sich an diesem Abend die Schwerter an, die sie aus der Trollhöhle mitgenommen hatten. Er sagte: »Die sind nicht von Trollen geschmiedet. Es sind alte, sehr alte Schwerter der Hochelben aus dem Westen, meiner Sippe. Sie wurden in Gondolin für die Orkkriege geschmiedet. Sie müssen aus einem Drachenhort oder einer Beutekammer der Orks stammen, denn Drachen und Orks haben diese Stadt vor vielen Zeitaltern zerstört. Dieses Schwert, Thorin, nennen die Runen Orkrist, Orkspalter, in der alten Sprache von Gondolin; es war eine berühmte Klinge. Und dieses, Gandalf, war Glamdring, Feindhammer, das einst der König von Gondolin trug. Hütet sie gut!«
»Ich frage mich nur, wo die Trolle sie herhatten«, sagte Thorin und betrachtete sein Schwert mit neu erwachtem Interesse.
»Schwer zu sagen«, sagte Elrond, »aber man kann vermuten, dass eure Trolle sie anderen Plünderern abgenommen hatten; oder vielleicht sind sie auf Reste alter Raubgüter in irgendeiner Kammer im Gebirge gestoßen. Ich habe gehört, dass noch immer vergessene Schätze aus alter Zeit in den verlassenen Höhlen der Minen von Moria zu finden sind, seit dem Krieg der Zwerge mit den Orks.«
Thorin dachte über seine Worte nach. »Ich werde dies Schwert in Ehren halten«, sagte er. »Möge es bald wieder Orks spalten!«
»Ein Wunsch, der dir in den Bergen schnell genug erfüllt werden könnte«, sagte Elrond. »Aber zeig mir nun deine Karte!«
Er nahm sie und betrachtete sie lange; er schüttelte den Kopf, denn wenn er auch mit den Zwergen und ihrer Liebezum Gold nicht ganz einverstanden war, so hasste er doch von ganzem Herzen die grausamen und tückischen Drachen, und betrübt dachte er an die zerstörte Stadt Thal mit ihren tönenden Glocken und an die versengten Ufer des klaren Flusses Eilend. Der Mond stand am Himmel, eine breite,
Weitere Kostenlose Bücher