Der Hobbknick (German Edition)
selbstgefällige Übersetzung: also um Kokolores. Denn die Fünfzehn Wanderer vagabundierten immer noch durch die Außenbezirke des Flauen Lands, und die Döskoppe, die allein dort wohnten, wurden von den Lendhenzwergen mitnichten als achtbar angesehen, sondern als schrulliges Bauernvolk, das, falls es silberne Löffel besessen haben sollte, diese allesamt wahrscheinlich geklaut hätte.
Eine andere Abenteuergemeinschaft wählte in späteren Jahren die gleiche Reiseroute, doch derweil deren Fahrt in allen Übersetzungen detailliert ausgeschmückt wird durch Beschreibungen eines jeden Stöckchens, das im Weg lag, wird die Fahrt der Fünfzehn in fast allen Erzählungen verstörend schnell abgehandelt: Es werden zwar Wirtshäuser erwähnt, an denen die legendäre Reisegesellschaft vorbeikam, doch nicht mit Namen. Der Fluss Southaern Comforth wird nicht genannt, genauso wenig wie der Frische Wald; selbst das heimelige Dörfchen Brei findet keinerlei Erwähnung. Obgleich es doch wegen seines rustikalen Hinterwäldler-Charakters hervorragend zur Geschichte um den einfältigen Döskopp gepasst hätte. Sonderbar.
Die Mückenwassermoore oder die Unwetterkuppe: an allen landschaftlich interessanten Sehenswürdigkeiten eilt das Heldenepos achtlos vorbei, ohne dass man Genaueres erfährt. Es wird lediglich erwähnt: Sie wanderten durch eine Gegend, und es war Wetter. Doch die Gegenden waren bald von erschreckender Leere, und das Wetter wurde zusehends schlechter. Nach einigen Tagen gab es keine Häuser mehr, und sorgsam gestutzte Hecken schienen wie ein Gaukelbild längst verschwommener Erinnerungen, und obendrein hagelte es dauernd. Die Abenteuerfahrt geriet zu einem wenig spektakulären und unangenehmen Unterfangen. So erscheint es dem Leser späterer Zeitalter fast wie eine Erlösung, dass die schrullige Episode mit den Drei Dollen an dieser Stelle in die Geschichte tritt.
Sechstes Kapitel:
Die Drei Dollen
Die Drei Dollen hausten zu jener Zeit, Anfang Juni des Jahres 2941 im Drittletzten Zeitalter, in ihrem verwahrlosten Wald – und es wurde damals gemunkelt, sie selber hätten nicht wenig zu dessen Verwahrlosung beigetragen. Bei den Dollen handelte es sich um drei riesige, klobige Kerle, die sich aus südlich gelegenen Bergketten in diese einsame Gegend verlaufen hatten. Sie gehörten offenbar der Rasse der hässlichen Stein-Dollen an. Die Drei haben in den untereinander konkurrierenden Übersetzungen der Bilbord-Geschichte ganz unterschiedliche Namen. In der vorliegenden Version heißen sie Huto, Herpert und Willibar. Was, wie in allen anderen Übersetzungen, nicht recht zu dieser insgesamt archaisch anmutenden Abenteuergeschichte passen will.
Egal jetzt, weiter! Sonst erreichen wir ja nie das Ende dieser Geschichte – und stellt euch vor, wie enttäuscht ihr dann wärt! Also: Die Drei Dollen Huto, Herpert und Willibar, diese riesigen und klobigen Typen: sie hockten seinerzeit, im verregneten Frühling jenes lang entschwundenen Jahres, auf einer kleinen Lichtung inmitten ihres verwahrlosten Waldes und unterhielten sich, genauso wie zu anderen Jahreszeiten, in ihrer abscheulichen und ungehobelten Sprache. Und gerade als die Gemeinschaft der Fünfzehn, nicht ahnend, wer dort hinterm Gebüsch hockte, an der unheilvollen Lichtung vorbeihuschen wollte, wurden Tordrin und Company ungewollt Zeugen dieser Unterhaltung. Die Gefährten hielten sich verborgen hinter pieksenden yhleks -Sträuchern 8 , von wo sie die Drei Klobigen beobachteten. Und was sie sahen und hörten, war Folgendes:
»Halt´s Maul! Drecksack!«, schrie Huto gerade, der, von den Wichten aus gesehen, links auf einem Felsbrocken saß – und er meinte offensichtlich Herpert, der rechts auf einem Stein hockte. Herpert zog seine mächtigen Augenbrauen hoch, tippte sich mit der klobigen Hand mittig an die Brust und brüllte: »Meinst du etwa mich, du verrottete elende Sau?«
Und Willibar, der in der Mitte saß, klagte: »Oder meinst du etwa mich, du… duller Esel?« Und er klatschte sich seinerseits gegen die breite Brust.
»Stopp!«, rief nun Herpert, wandte sich zu Willibar und flüsterte dem etwas ins Ohr.
»Meinst du wirklich?«, flüsterte Willibar zurück, und Herpert nickte.
»Ich weiß nicht, ob ich das schaffe…«
»Klar doch!«, sagte Herpert aufmunternd und tätschelte dem Mittigsitzenden auf die Schulter. »Du schaffst das! Einfach loslassen! Keine Schüchternheit vorschützen!«
»Nun denn«, murmelte Willibar, straffte sich, holte tief
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