Der Hobbknick (German Edition)
um den Döskopp Bilbord in einem früheren Zeitalter angenommen hat. Ein wahrer Hallodri vor dem Herrn Eydu war er, wie man wohl sagen könnte. Denn Valthersherv behandelt das Original mit einem Hochmut, den man als verblüffend bezeichnen darf. Er nimmt es mit allem möglichen nicht allzu genau, erfindet gern ganze Sätze, die sich im Original nicht finden, lässt dafür aber generös andere Passagen komplett wegfallen, baldowert gar Zeitangaben neu aus. Mit einem Wort: ein echter Bruder Leichtfuß. Ich hingegen versuche akribisch zu sein – was bisweilen zu Ratlosigkeit führt. So komme ich zum zweiten Punkt der Einlassung: Dass Ganzhalb der Zauberer an dieser Stelle in den zahllosen Taschen seines Umhangs kramt, will so recht nicht einleuchten. Denn Umhänge verfügen gemeinhin nicht über Taschen. Diese verblüffende Ungereimtheit indes könnte auf einen Übersetzungsfehler in früheren Versionen des Blauen Buches zurückzuführen sein: denn hrrööb-roetth , das Döskopp-Wort für Umhang, mag man verwechseln mit hrrueb-rjüdh , was bedeutet: Rucksäckchen, kleiner Beutel. Vielleicht – wahrscheinlich gar – kramte Ganzhalb in einem solchen. Doch die ältere Übersetzung spricht hier von Umhang. Und vielleicht stimmt es? Wer weiß, wie die Umhänge der Fünf Zauberer in jenem Zeitalter gestrickt waren? Niemand! Genau! Also weiter!)
Als Ganzhalb sein Kramen beendet hatte, hielt er als Resultat seines Kramens dem verdutzten Allround, den kaum minder verdutzten Steinköpfen wie auch dem Verdutztesten von allen, Bilbord, eine waschechte Geheimkarte entgegen, die den Überlaufenen Berg Erigor abbildete; und auf ihr war eine Geheimtür verzeichnet, hinter der sich ein Geheimgang befand, der ins Berginnere führte.
»Na also, hier haben wir ja alles, was wir brauchen… den ganzen Kram«, murmelte der Zauberer.
Nun herrschte eine unangenehme Stille im blumenverzierten Raum, wie auch draußen vor dessen Fenstern – vor allem, nachdem Tordrin das gezischelt hatte, was er nun zischelte: »Wieso habt Ihr uns bislang nichts von dieser Geheimkarte mit der darauf verzeichneten Geheimtür und dem ebenfalls abgebildeten Geheimgang erzählt, Ganzhalb, o Zauberer?«
»Ja«, lautete die unzauberisch wirkende Antwort, »ich befürchte, ich hab´ gar nicht dran gedacht… nun, ich meine: ich hatte es wohl… verschoben!«
»Und wie lange tragt Ihr sie schon mit euch herum, diese Karte, die Ihr zwischenzeitlich vergessen habt, wie Ihr sagt?«, fragte Tordrin.
»Hmm. Wenn ich mal nachrechnen darf…«, murmelte der Graue und zwirbelte sich den Bart. »Euer Vater, oh Tordrin, gab sie mir im Jahre 2850 dieses Zeitalters. Und zwar in einem Verließ des Nekrodemenzers, in den Tiefen der finsteren Waldfestung Doll Gulden, wo er bedauerlicherweise – also Euer Vater, nicht der Nekrodemenzer – eingekerkert war… Welches Jahr haben wir im Augenblick, so ungefähr… oder auch genau?« Vollends wohl schien sich Ganzhalb nicht zu fühlen.
»2941!«
»Och, dann geht das doch noch! Das mit meiner kleinen Verspätung, mein´ ich. Und seht mal! Es ist ja sogar noch im selben Zeitalter!«
»Und wie war das mit dem Geheimschlüssel?«, fragte nun Allround, sichtlich ermüdet durch die öden Zeitangaben.
Ganzhalb machte eine Geste, die nicht einfach zu deuten war. »Der Schlüssel?… Den habt Ihr erwähnt, oh Halb-Alberner, doch niemals ich! Dass ich zusätzlich zu dem Segensgeschenk, welches ich gerade darreichte, noch einen Geheimschlüssel haben sollte zu der Geheimtür, die den Weg zum Geheimgang öffnet, müsste doch allen Anwesenden hier, wie auch den Weisen, als vollkommen unwahrscheinlich erscheinen, nicht wahr? Indes – hier ist er!«
Und Ganzhalb friemelte einen Schlüssel aus seinen Taschen, den er nun hochhielt. Baff waren nun alle, die nicht nur physisch, sondern auch mental anwesend waren: damals, am Mittsommerabend des Jahres 2941 des Drittletzten Zeitalters.
Und Barlebn rief: »Ein Geheimschlüssel zur der auf der geheimnisvollen Geheimkarte abgebildeten Geheimtür und somit zu dem nicht minder verzeichneten Geheimgang! Was für ein sonderlich´ Schicksal spielte uns all dies in die Hände!«
Doch Darlehn grummelte: »Aber wie konnten diese Dinge in den Taschen eines Zauberers fast ein Jahrhundert lang verweilen, ohne dass nämlicher Zauberer auf die Idee kam, uns, die wir auf Rache sinnen, beizeiten zu kontaktieren? Eh?«
Stille herrschte, und dann sprach Ganzhalb voller Würde: »Ein Zauberer sagt oder verrät
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