Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hobbknick (German Edition)

Der Hobbknick (German Edition)

Titel: Der Hobbknick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myk Jung
Vom Netzwerk:
unserem Fall also wahrscheinlich eine marode Lampe, die vor langer Zeit in Rauh Kehledein, der Lampenmacher-Straße in Vidas Tierlyth, geschnitzt wurde – wie diese Lampe hier. Und zwar vermutlich haargenau an einem Mittsommerabend wie heute, denn so funktionieren diese Magiedinger gemeinhin.«
    »Und bestenfalls an einem Mittwoch, he?«, fragte Killhim.
    »Fürwahr!«, sprach Allround, aber spätere Gelehrte glaubten, hier flunkerte er.
    »Oh schön gestutzte Hecke! Das ist aber unwahrscheinlich, was für ein unwahrscheinliches Glück wir jetzt haben, was?«, rief der Döskopp Bilbord. »Erst diese Geheimkarte mit Geheimtür und Geheimgang, dazu dann der Geheimschlüssel zur Geheimtür zum Geheimgang, und nun diese geheimnisvolle Lampenlichtübereinstimmung! Du meine gute Güte! Wenn man all dies in einem Buch lesen würde, man würd´s doch jetzt wegen haarsträubender Konstruiertheit zur Seite legen, oder?«
    »Was sagen sie uns, die geheimen Geheimbuchstaben?«, fragte Tordrin, des Döskopps Einwand nicht achtend, wie er auch ihn selber nicht achtete.
    Allround kniff erneut elanvoll die Augen zusammen. »Sie besagen: ›Steht an der Geheimtür, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Dann geht sie wie von allein auf, die Tür. Ein bisschen Dämmerschein, ein wenig Hoffnungsfreude… na, ihr werdet´s schon merken!‹«
    Verblüfft blickten die Gefährten einander an.
    »Das wirkt jetzt ein bisschen enttäuschend…«, murmelte Barlebn. »Ist das alles?«
    »Wartet!«, rief Allround und hielt die Karte in den Mittelpunkt des marod-matten Lichtkegels. »Hier steht noch etwas, sehr klein, darunter: ›Wenn der Vogel krächzt und die Schnecke ächzt, wenn der letzte Sonnenstrahl auf den ersten Mondstrahl trifft, wenn es rumpelt und pumpelt und rumst und bumst, dann seid gewahr: es ist nicht alles für immerdar!‹« Allround ließ die Karte sinken – und dann reichte er sie Tordrin.
    »Eine kryptische Botschaft«, brummte Noral.
    »Echt geheimnisvoll«, murmelte Moin´.
    »Morgen geht unsere Reise weiter!«, rief Ganzhalb.
    »Haargenau«, sagte Tordrin. »Und zwar, indem wir aufbrechen!«
    Später im Bett war Tordrin stolz: es hatte geklappt mit dem letzten Wort! Da hörte er Tofu durch die Wand rufen: »Sind eigentlich unsere Ponys inzwischen genauso aufgepäppelt wie wir?«

Achtes Kapitel:
In den Höhen und in den Tiefen
    Am nächsten Morgen, der so schön war wie der erste Sommermorgen der Welt, nachdem das Chaos der vulkanischen Frühzeitalter überwunden war, ritten die bärtigen Wichte, Bilbord der Döskopp und Ganzhalb der Zauberer frohgemut fort von Duchfal. Ihre Ponys wirkten nicht weniger optimistisch. Sie hatten in Duchfal dermaßen viele Albernen-Plätzchen gefressen, dass sie inzwischen sogar eine eigene Sprache entwickelt hatten. Denn seit jeher buken die Albernen gern magisches Gebäck. Doch die Ponys waren so clever, nichts zu sagen – wahrscheinlich, um niemanden über Gebühr zu verwirren. Die Gemeinschaft wandte sich nach Westen, in Richtung der Dunstberge.
    Viele sich schlängelnde vergessene Pfade schienen hinaufzuführen zu den Pässen der unfreundlich wirkenden Gebirgskette; doch die meisten von ihnen waren Trugbilder, von denen man nur nicht wusste, wer sich die Mühe gemacht hatte, sie mit diabolischer Freude hier anzulegen. Und sie führten nirgendwohin als ins Nichts: zu steilen Abgründen vielleicht, in die man hineinzuglitschen drohte, oder in die Kessel schmaler Klammen, aus denen herauszukrabbeln allen außer den besten Krabblern schwerfallen würde.
    Der Pfad, dem die Fünfzehn folgten, war besonders krumm, dazu sogar noch verschlungen (wie wir aus Valthershervs Übersetzungs-Version in stilistisch schwacher Dopplung erfahren), er war einsam und lang – und man könnte sich vorstellen, dass er obendrein verflucht war! Aber dies erwähne ich nur, weil´s spannend und unheimlich klingt; eigentlich glaub´ ich selber nicht dran. Doch – hey, was soll´s? Jedem Übersetzer seine eigene Variante! Ich darf doch auch mal über die Stränge schlagen, vier gerade sein lassen!?
    Immer höher zog sich der Weg ins Gebirge, was ein wunderliches reflexives Verb ist, wenn man ein bisschen drüber nachdenkt. Denn tatsächlich blieb der Pfad an sich, wie fast alle Pfade, bewegungslos. Der kleine Hobbknick schaute wiederholt zurück in die weiten Lande im Osten, aus denen sie gekommen waren. In der Ferne, hinter bläulichem Blau, wusste er seine Döskoppbude, wo möglicherweise gerade der

Weitere Kostenlose Bücher