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Der Hobbknick (German Edition)

Der Hobbknick (German Edition)

Titel: Der Hobbknick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myk Jung
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an jenem Tag, als er unseren schönen Berg angriff, Hunderte meiner Verwandten! Und als er satt war, häufte er alles Gold (und auch den Tand) zu einem Riesenhügel auf, fläzte sich drauf und begann seine Ruhephase. Gestern vor einhunderteinundsiebzig Jahren, übrigens!«
    »Er bleibt lange satt«, stellten die Ungläubigen in kühler Analyse fest. »Für einen, der an einem einzigen Tag dermaßen viel verschlingen kann, ist das ja ganz enorm. Hier sind wir, der Berg dräut am Horizont. Und in all den Jahren ist der Monströse nicht ein einziges Mal für einen kleinen Nachtisch hier vorbei gekommen! Er verschmäht uns leckere Seemenschen, die wir nur einen Zweistundenflug entfernt hausen? Seit hundertsiebzig Jahren!«
    »Seit einhundert ein undsiebzig«, sagte Tordrin, doch sein Herz sank, denn diese Verbesserung schien nicht sonderlich durchschlagskräftig. Und also sprach er würdig: »Jetzt, da ihr eure Schatten von Skepsis äußert, erkenne ich, dass die Wahrheiten wunderlich klingen mögen in den Ohren solcher, die ohnehin nicht gern hinhören. Doch gleichzeitig vermute ich, dass mir alsbald eine Erklärung für die lange Abwesenheit des Ungeheuers einfallen wird!«
    Lange grübelte er; und Unruhe war in ihm und um ihn herum. Denn all der Zweifler und Nörgler zum Trotze war die Stadt in fröhlichem Aufruhr.
    Und Bilbord fragte Oral durch das ringsum anschwellende Jubelgetöse: »Was soll eigentlich das mit Vledermaus-Symbolen geschmückte Runenschildchen an Eurer sonntagsgrauen Mütze besagen? Das frag´ ich mich schon die ganze Zeit über!«
    »Sonntagsgrau?«, rief ihm Oral aus seinem Mund entgegen, und er wirkte enttäuscht. Dann meinte er: »Auf dem Schildchen, das man anstecken kann, übrigens, weswegen wir es Ansteckschildchen nennen: da sind ganz geheime Wichtel-Runen aus unserer ganz geheimen Geheimsprache drauf! Doch der Spruch selber entstammt dem Spät-Albernischen, und deswegen darf ich ihn Euch verraten. Der Wortlaut ist: ›Back to the Eighties!‹« Erwartungsvoll blickte Oral den kleinen Hobbknick an. Doch der meinte nur: »Und was soll das bedeuten?«
    Oral seufzte. »Nun gut – vielleicht können es nur wir Steinköpfe verstehen. Die Achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts vom letzten Jahrtausend, speziell die Phase so um 1982 herum, brachten erstaunliche Phänomene vor allem auf dem Klangsektor unserer Kultur hervor. Dunkle, unheimliche Weisen wurden ersonnen, die bis heute unvergessen sind. Unsere Bärte sträubten sich damals wie strubbelig – und dunkle Farben nahmen unsere Gewänder an, und seitdem sehnen sich viele von uns zu diesen Tagen zurück und…«
    Doch die Tumulte der jubelnden Menge, der frenetischen Verehrer ringsum übertönten Orals Ausführungen. Er hätte es eigentlich bemerken müssen, nichtsdestoweniger brabbelte er noch eine gute Weile vor sich hin.
    Derweil schrie Bifi seinen neuen Anhängern entgegen: »Ich führ´ manchmal so viele Selbstgespräche, dass ich mich gegenseitig richtiggehend verrückt mache. Kennt ihr so was auch?« Und seine Anhänger jubelten. Denn so war es durch alle Zeiten: Wer Anhänger hat, der mag erzählen, was er will – die Anhänger jubeln.
    Und Tofu fragte den kleinen Hobbknick: » Meine Mütze ist doch nebelgrün, oder?«
    »Nebel orange !«
    »Ach so, natürlich…« Und dann fügte er leise hinzu: »Echt?«
    Die Bevölkerung der Seestadt Essmatot feierte die Ankunft der Vierzehn Prophezeiten eine ganze Woche lang. Es gab Jubelreden und Jubelrufe und Jubelkarten und Jubelgesänge und Jubeltrubel, Jubeltränen und Jubelausbrüche, und anlässlich hellbunt dekorierter Banketts fielen Sätze wie: »Wir alle können uns noch einigermaßen an jene Tage erinnern, als die Ankunft der Vierzehn allein eine aus den Tiefen der Zeit überlieferte Legende und eine Prophezeiung war, von der wir kaum zu träumen wagten, dass sie dereinst Realität werden würde!« Oder: »Ist es nicht erstaunlich, wie schnell die Zeiten, da das Glück uns noch nicht so hold war, in graue Fernen zurückgeglitten und aus den Gedanken verschwunden sind, so dass man sich kaum noch erinnern kann an die Farben und Formen unseres einstigen Lebens, bevor die Vierzehn es verschönten?«
    Am Ende einer solchen Rede aber beugte sich Barlebn zu Tordrin hinüber und flüsterte bang: »Haben wir eigentlich vor, irgendetwas von dem Gold (oder auch vom Tand) abzugeben, das wir im Berg vorfinden und an uns raffen werden, falls es uns überhaupt gelingt, den üblen Shnaub zu

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