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Der Hobbknick (German Edition)

Der Hobbknick (German Edition)

Titel: Der Hobbknick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myk Jung
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von Gefilden, durch die sich der Finsterforstfluss in die westlichen Ebenen wälzte, die flach und hell bis zu einem fernen Horizont reichten, hinter dem sich weitere Ebenen und Hochflächen und Niederungen und Tiefflächen verbargen, an deren Ende das Meer von Ous-Ruhn dräute, schweigsam und mit einem bedrohlich kräuselnden Wellenschlag – und jenseits seiner jenseitigen Ufer lagen karge Wüsteneien, namenlos und wild, die in Fernen reichten, welche niemals von vernünftigen Wanderern erkundet worden waren, selbst von den Zwei Blauen Zauberern nicht, die nicht ganz so weit gekommen waren auf ihrer ominösen Fahrt in den Westen (und auch von vielen ohnehin als nicht übermäßig vernünftig angesehen wurden) – doch wären sie weitergewandert oder würde nun das Auge weiterschweifen in die Fernsten Fernen und glitte gar über jenen Ort hinweg, wo einstmals der Teich von Cuechenwhyenern gelegen haben mochte, und noch weiter – dann hätte man etwas wirklich Unheimliches sehen können! Aber soweit reichte ja des Hobbknicks Blick nicht.
    Er sah sich um. Überall gab es Nasses und Feuchtes. Tümpel und unheimlich glucksende Pfuhle lauerten zu beiden Seiten des Flusses.
    »Was ist der Zweck eures Glucksens?«, rief Bilbord ihnen entgegen, doch die Tümpel konnten ihn nicht hören. Allenthalben brüteten Brackwasserarme, aus denen zittrige borstige Halme heraus ragten; die traurigen Schreie dürrer Vögel erkrächzten; und Wolken, die Formen hatten, wie man sie im Flauen Land höchstens an düsteren Donnerstagen zu sehen bekam, zogen bräsig über einen bleiernen Himmel. Und ominös, fernab zur Linken, dräute der Berg, der einstmals als Überlaufener Berg bekannt geworden war: Erigor, der sich gierig nach oben Reckende.
    »Wenn ich nicht so schlicht wäre«, dachte der Hobbknick, »dann würd´ ich jetzt poetisch werden. Aber ich kann dies ja einem allwissenden Erzähler aufbürden.«
    Als die Fässer rollende Gesandtschaft der Waldalbernen bei der Seestadt angelangt war, standen dort unzählige Menschen auf Treppen, Terrassen, Balustraden und Annalen (die sie hochgestapelt hatten) und jubelten und sangen und schwenkten bunte Fähnchen.
    »Na, ihr Verrückten!«, riefen lachend die Albernen. »Hofft ihr immer noch darauf, dass eure uralten Prophezeiungen wahr werden? Unsere Verehrung. Wie lauteten die noch gleich?« Und sie nahmen freudig einen Begrüßungstrank von schwerem Rotwein entgegen, während sie die Fässer mit lässigen Fußtritten zum Seeufer hinab sandten.
    »Irgendwann könnte es doch mal so weit sein!«, riefen fröhlich die Seemenschen, die natürlich selber überhaupt nicht mehr an die urzeitlichen Weissagungen glaubten, sondern sich freuten, wenigstens einen Tag des unbeschwerten Saufens und Jubelns in jedem Jahrhundert feiern zu können. »Aber lasst uns nun jauchzen: ›Dreizehn Lendhenzwerge in dreizehn Fässern, und ein kleiner Satansbraten als Dreingabe! Kommen sie an, soll Gold fließen zur Seestadt!‹ So lautete die uralte Prophezeiung. Vielleicht ist es ja heute so weit, ha ha! Juchhe! Hoch die Humpen!« Und niemand kümmerte sich darum, tatsächlich in den Fässern nachzusehen.
    »Hoch die Humpen!«, nahmen die Waldalbernen dumpf lachend den Jubelruf auf und leerten maßvollzügig ihre Rotweinbecher in fröhlichster Gier.
    Höflich fragte einer von ihnen: »Von wem stammt eigentlich diese Prophezeiung? Mal wieder vom Bedürftigen Seher?«
    Und die Seemenschen riefen: »Von wem sonst?« Und alle Gesichter erstrahlten in törichtem Frohsinn.
    Als aber Tordrin, Barlebn und Darlehn, Killhim und Fillhim (die ihre Namen vermutlich einer Metal-Oper entnommen hatten), Doral, Noral, Oral, Moin´ und Goin´(Home), Bifi, Tofu und Bombig, der so dick war, dass es ihm kaum gelang, aus ihren Fässern geklettert kamen, steif und fluchend, da sank tiefes Schweigen auf die Umstehenden. Und den Waldalbernen fielen die Kinnladen herunter, was Unsterblichen selten passiert und ihnen auch nicht sonderlich gut zu Gesicht steht.
    »Wer seid ihr denn?«, rief da der Größte und Bestaussehende aller Seemenschen.
    »Ich bin Tordrin!«, antwortete Tordrin würdevoll. »Abkömmling von Tayn und Tyn, den Sagenumrankten! Tordrin Leichenkilt, König unter und knapp neben dem Berg! Ich komme, um zurückzukehren!«
    Lange hatte er im Fass an seinen Begrüßungsworten geschliffen, und das zahlte sich nun aus. »Und diese hier sind meine Untergebenen: Barlebn, Darlehn, Killhim und Fillhim (die ihre Namen vermutlich einer

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