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Der Hobbknick (German Edition)

Der Hobbknick (German Edition)

Titel: Der Hobbknick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myk Jung
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ein Fass?«
    »Ja, seht Ihr denn noch eins?«, rief Tordrin mit hohl klingender Stimme aus der Tiefe seines Fasses. Er hatte sogar schon eigenhändig den Deckel draufgemacht.
    »Hier ist keins mehr!«, weinte Bilbord. »Nichtmals ein kleines!«
    »Und gibt es im Land der Dösköppe die Tradition, sich zum Nachdenken in ein Fass zu setzen?«
    »Das wäre ja noch schöner!«
    »Wozu also braucht Ihr dann eins? Setzt Euch in eine Ecke und grübelt auf die Weise, die Euch die beste deucht! Die Weise der Dösköppe, würd´ ich jetzt mal spontan vorschlagen!«
    Während der Hobbknick allein in einer Ecke weinte und die Wichte in ihren Fässern saßen und manche unter ihnen angestrengt nachdachten, wie denn eine Flucht zu bewerkstelligen wäre, die meisten aber noch unsicher waren, ob sie nicht ein netteres Thema zum Grübeln finden könnten, einige sogar schon begonnen hatten, über die Lendhenzwerginnen nachzudenken, geschah etwas Sonderbares. Etwas dermaßen Unerwartbares, dass sich alle hätten verwundern müssen, wieso es so wirkte, als wäre es eigens für eine Abenteuergeschichte konstruiert worden. Es handelte sich aber lediglich um einen Zufall von Geschichtsträchtigkeit, wie manch Gelehrter in späteren Kolloquien dozierte. Einen Schicksalszufall, wie in der Mittelmäßigen Welt gesagt wurde.
    Einmal in jedem Jahrhundert nämlich veranstalteten die Waldalbernen ein großes Fest, und zu diesem Anlass pflegten sie dreizehn Fässer hinunter zu bugsieren zu einer flussabwärts gelegenen Stadt der Menschen, die mitten in einem See lag, wo zum nämlichen Zeitpunkt ebenfalls eine große Feier stattfand. Dieses Jubelereignis nannten die Seemenschen das ›Fest Der Dreizehn Fässer‹. Die verwunderliche Bezeichnung der Party hatte mit uralten Prophezeiungen zu tun, über die die Waldalbernen insgeheim grinsten – doch sie wollten es sich mit den Seemenschen nicht verscherzen und taten ihnen den Gefallen, einmal in jedem Jahrhundert die Fässer in deren Stadt zu bugsieren. Denn aus der Stadt der Menschen bezogen die Albernen damals, was lang her ist, übrigens, jenen schweren Rotwein, der sie vergessen machte, dass ihre besten Phasen schon längst vorüber waren.
    Genau zu jenem Zeitpunkt aber, da die dreizehn Wichte in ihren dreizehn Fässern brüteten, da war der seltene Tag gekommen! Oh verblüffende Koinzidenz. So traf es sich, dass auf einmal dreizehn beschwipste Alberne lachend in den Keller torkelten, sich die dreizehn bereitgestellten Fässer schnappten und sie durch eine ungemein geheime Bodenluke in den unter den Gewölben einher fließenden Finsterforstfluss warfen. Dieser Fluss strömte Richtung Westen, heraus aus den Schatten der nachtschwarzen Wälder, dorthin, wo der See war, worin die Menschenstadt lag. Der Fluss wurde bislang noch nicht erwähnt, und das könnte man als erzählerische Schwäche deuten, aber das wäre ja ganz verkehrt! Es handelt sich stattdessen um eine Raffinesse.
    Die dreizehn Albernen jedoch hatten an diesem Abend ebenfalls eine Raffinesse parat. Denn sie kamen, entgegen der uralten Tradition, die Fässer übers Wasser flussabwärts zu bugsieren, auf die alberne Idee, sie außerhalb der Festungsmauern wieder aus dem Strom zu holen und sie am Ufer entlang zu kollern. Dieser Einfall zauberte ein Schmunzeln in die Gesichter der Unsterblichen, und Scherze in ihre Münder. Hierin sehen die Weisen einen weiteren Beleg für die formidable Wirkung des legendären Tröpfchens Doovidon aus Dovidonion.

Vierzehntes Kapitel:
Ein zunächst lauwarmer, dann überzogen heisser Empfang
    Und so wurde offenbar, dass die Fahrt unserer Abenteurer tatsächlich unter einem ganz besonderen Schicksalsspruch lag, der ihnen mal mehr, dann wiederum weniger wohlgesonnen war. Die Langbärte hockten zerknautscht in ihren Fässern, und es rumpelte und pumpelte ringsherum und rundherum, und ihnen wurde ganz flau. Doch solchgestalt entkamen sie den gelächterlosen Schatten des Finsterforsts und landeten schließlich in der Seestadt der Menschen, die hieß Essmatot, und sie lag, oh Wunder! nicht weit entfernt vom Berg Erigor, dem Endziel ihrer Fahrt.
    Wegen der ungewöhnlichen Fortbewegungsart durch diesen Streckenabschnitt bekamen die Wichte nichts von der schönen Landschaft mit, durch die sie gerumpelt wurden. Allein Bilbord konnte sich an der Gegend erfreuen, denn er lief neben den Fässer rollenden Albernen her; doch da er den Ohrring trug, war er unhörbar und blieb unbemerkt. Und was er sah, war: weite Flächen

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