Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2
sie sonst nur Heinrich bei mir hervorrief.
Kaum war meine Unterschrift auf dem Vertrag trocken, da wurde mir schon Wels’ Wunsch übermittelt, mich persönlich kennenzulernen. Und so begab ich mich schnurstracks zum Sitz seiner Produktionsfirma Frischfischfilm . Was war ich aufgeregt! Ich schüttelte ihm die Brustflosse mit all der Begeisterung, die ich zeigen konnte (und seit ich mit Heinrich zusammen war, konnte ich jede Menge Begeisterung zeigen – hihi).
»Orson!«, sagte ich.
»Dingo!«, begrüßte er mich.
»Bingo!«, korrigierte ich ihn.
»Faaantastisch«, sagte er mit breitem Akzent (er hatte insgesamt etwas sehr Breites). »Groooßartig, wenn man sich auf Anhieb versteht. Küünstlerisch, meine ich.«
»Natürlich«, sagte ich. »Übrigens, mein Name ist Bingo. Nicht Dingo.«
»Geht klar, B.«
Wir setzten uns.
Ich muss sagen, ich war von Orson wirklich sehr beeindruckt. Er war, wie die Hobbnixe im Süden sagen, ein echtes Mannsbild: ein Prachtexemplar von einem Waller, mit Barteln wie Drahtseile und einer Basso-profundo-Stimme, die, wenn er emotional wurde, sogar noch eine Etage tiefer ging, dorthin, wo selbst die Zwerge nicht mehr graben. Natürlich war er etwas exzentrisch – aber welches künstlerische Genie war das nicht? Ich hatte jedenfalls kein Problem mit den von Zeit zu Zeit aus dem mächtigen Leib hervortretenden Blubbgeräuschen und der rhythmisch auf den Boden schlagenden Schwanzflosse.
»Hören Sie zu, B., Der Hobbnix , das ist gaaaanz großes Kino«, dröhnte es aus ihm heraus. »Gaaaaanz groß. Wir brauchen mindestens dreieinhalb Stunden, um dieses Epos auf die Leinwand zu kriegen. Blubb. Und wir werden ein Vermööögen machen, B.! Schon mit dem Kinostart – aber erst recht, wenn wir den Regisseursschneid rausbringen.«
»Was für ein Schneid?«
»Den Regisseursschneid, mein Freund. Die Leute kaufen so eine kleine Box, in dem sich einige Mini-Oger befinden. Und die spielen den gaaanzen Film noch einmal nach – so wie ihn sich der Regisseur ursprünglich gedacht hat. Das heißt, wenn man sie mit einer scharfen Klinge höflich darum bittet. Und natürlich darf man sie nicht entkommen lassen, die kleinen Scheißer können nämlich rennen wie die Hölle. Blubb. Aber egal, Dingo, wir sind jetzt mächtig im Geschäft, määächtig. Natürlich müssen wir uns noch um die richtigen Schauspieler kümmern. Vor allem brauchen wir einen guuut aussehenden, jungen Hobbnix, der Sie spielt.«
Ich bekenne, dass mir diese Worte ein zufriedenes Lächeln entlockten. »Und was ist mit Thothorin, dem König der Zwerge?«, fragte ich.
»Ja, deeer ist schon einer! Ich meine, eine Figur in dem Buch.«
»Ich hätte da einen Vorschlag, was die Rolle betrifft: Meinen Freund Til Schweigerbräu.« 25
»Weeen?«
»Ich kenne ihn schon lange und verbürge mich für ihn. Sie haben sicher von ihm gehört – er ist einer der kommenden Stars.«
»Hm. Blubb. Ach jaaa?«
»Ganz bestimmt. Er ist neben Tom Krause einer der bekanntesten Zwerge im Filmgeschäft. Til ist ein ganz großer Schauspieler – so groß, wie es eben geht, wenn man, ohne sich zu bücken, unter einem Tisch durchgehen kann.« Ich musste über meinen kleinen Witz lachen, aber Orson war zu höflich, um mit einzustimmen.
»Okaaay«, sagte er und wedelte mit seiner rechten Bauchflosse. »Warum nicht? Schweigerbräu spielt Thothorin, den charismatischen Anführer der Zwergenbande. Und natüüürlich brauchen wir noch ein paar andere Zwergendarsteller. Aber saaagen Sie, sind von den Originalzwergen noch welche am Leben? In dem Fall müssten wir ihnen nämlich etwas für die Rechte zahlen. Wenn sie tot sind, dann sacken wir umso meeehr Geld ein.«
»Sie sind alle tot«, sagte ich mit trauriger, aber fester Stimme.
»Groooßartig! Dann kommen wir billiger weg. Also, was noch? Wir brauchen einen Zauberer, eine Handvoll Gobblins – die suchen ohnehin immer Arbeit. Und dann noch die Äff-Ecken.«
»Äff-Ecken?« Die Welt des Films war doch voller Geheimnisse.
»Jaaa, für die Szenen, in denen wir Sachen zeigen, die die Schauspieler nicht darstellen können, verstehen Sie? Die riesigen Monster, die Magie, die Fahrt durch das Berglabyrinth, solche Dinge. Dafür haben wir spezielle Äff-Ecken in den Kinos: dressierte Affen, die das Publikum mit waghalsigen akrobatischen Nummern in den Bann ziehen. Blubb.«
»Die Affen sollen die Zuschauer also ablenken?«, fragte ich. »Sodass die Leute nicht so genau auf die Leinwand achten?« Die Welt des
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