Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2
bedeutet, dass der Mörder die Mordwaffe mitgenommen hat. Eine starke Schnur. Vielleicht ein Lederriemen. Leder, Leder«, wiederholte er und starrte gedankenversunken vor sich hin. »Leder.«
Die Kellnerin stand mit den beiden Kaffeetassen auf einem Tablett hinter Barnabas’ Stuhl. »Wie bitte?«, fragte sie.
»Leder!«, rief der Inspektor überrascht. »Oh, nur die zwei Kaffees bitte. Danke, bitte.«
Die Kellnerin stellte die Tassen geräuschvoll auf dem Tisch ab. Barnabas rührte mit konzentrierter Miene den Zucker in seinen Kaffee, bis die Kellnerin wieder zurück hinter die Theke ging. Dann sah er mich an und flüsterte: »Ihre Höhle ist ein beängstigender Ort.«
»Das tut mir leid«, flüsterte ich zurück.
»Wie auch immer.« Er räusperte sich und sagte mit normaler Stimme: »Ich habe eine Morduntersuchung zu leiten. Und ich will ehrlich mit Ihnen sein, Bingö: Das ist das erste Mal für mich. Ein Mord – im Aualand!« Er schüttelte den Kopf und schlürfte seinen Kaffee. »Ich stehe unter enormen Druck, eine Verhaftung vorzunehmen. ›Verhaften Sie jemanden‹, sagen sie – meine Vorgesetzten, meine ich. ›Verhaften Sie irgendjemanden, und zwar jetzt, nicht später.‹« Er sah mich mit traurigen Augen an. »Genau das sagen sie. Verhaften. Verhaften. Verhaften. Denen fällt nichts anderes ein. Aber wie fange ich das nur an?«
»Nun, wenn ich Sie wäre, würde ich einige Fragen an mich richten.«
»Fragen? Ja, sehr gut.« Sein Gesicht hellte sich auf. Er zog ein kleines Notizbuch und einen Bleistift aus der Jacketttasche. »Großartige Idee! Also, immer schön der Reihe nach. Wo waren Sie zu dem Zeitpunkt, als der Mord verübt wurde?«
»Wann wurde der Mord denn verübt?«
»Das wissen wir nicht genau.«
»Wie soll ich dann Ihre Frage beantworten?«
»Sie müssen sich ein Alibi verschaffen, verstehen Sie?«
»Ja, ich verstehe, dass es wichtig ist, die Frage zu beantworten. Aber ich weiß nicht, wie , ohne die genaue Zeit zu kennen.«
»Aha.« Barnabas nickte mit wissendem Blick und notierte: Zeuge hat kein Alibi.
Ich konnte ganz genau erkennen, was er da in sein Notizbuch schrieb. »Wenn Sie es so verkürzen, wirft das aber kein gutes Licht auf mich. Also gut, vielleicht kann ich Ihnen nicht sagen, wo ich war, als Samuel ermordet wurde. Aber ich kann Ihnen sagen, wo ich nicht war. Das könnte helfen.«
»Wie?«
»Ich meine, ich bin ganz sicher, dass ich nicht in meinem Vorgarten war, als er erdrosselt wurde. Wenn ich nämlich dort gewesen wäre , hätte ich gesehen, wie der Mord verübt wurde, nicht wahr? Und ich habe nicht gesehen, wie der Mord verübt wurde.«
Barnabas strahlte mich an. »Da haben wir’s!« Er leckte die Spitze des Bleistifts und notierte: Der Untersuchungsbeamte fragt den Zeugen, wo er war, als der Mord verübt wurde. Der Zeuge antwortet, er wisse nicht, wo er war, aber er wisse, dass er nicht dort war, wo er war.
»Hm, also so«, sagte ich leicht nervös, »klingt es irgendwie … verdächtig.«
»Oh, wirklich?« Der Inspektor blickte auf seine Notizen. »Wie meinen Sie das?«
»Als würde ich Ihnen ausweichen. Oder als wäre ich einfach nur gaga. Aber ich kann mich gerne noch etwas klarer ausdrücken: Ich habe definitiv nicht gesehen, wie der arme Samuel ermordet wurde. Und noch wichtiger: Ich habe ihn nicht ermordet.«
Barnabas senkte den Stift und schrieb: Zeuge beharrt darauf, dass er Opfer nicht ermordet hat. Und dass er ihn nicht ermordet hat.
»›Gesehen‹, Inspektor, Sie haben ›gesehen‹ vergessen. Jetzt liest es sich so, als würde ich mich ständig wiederholen. Als würde ich so eifrig auf meine Unschuld pochen, dass ich immer wieder dasselbe sage.«
Der Inspektor sah auf seine krakelige Handschrift und ergänzte: Zeuge sagt, er hat es gesehen.
»Nein, nein«, sagte ich mit zunehmender Verzweiflung. »Das macht es noch schlimmer.«
»Wie kann es noch schlimmer werden?«, erwiderte Barnabas, der seinerseits ein wenig gereizt klang. »Ich habe genau das aufgeschrieben, was Sie gesagt haben.«
»Ich habe gesagt, dass ich Samuel weder ermordet noch dass ich gesehen habe, wie er ermordet wurde. Was Sie aufgeschrieben haben, lässt den Schluss zu, ich würde mich in Widersprüche verstricken.«
»Warum so nervös, Mr. Beutlgrabscher? Ich mache nur meinen Job. Also gut, die nächste Frage: Können Sie sich irgendeinen Grund vorstellen, warum Sie Mr. Grünspan ermorden sollten?«
»Warum ich ihn ermorden sollte?«, erwiderte ich mit scharfer
Weitere Kostenlose Bücher