Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2
moosgrünen Augen flammten vor Zorn auf. »Bitte erwähnen Sie dieses Dilettantenblatt nicht in meiner Gegenwart. Das hat mit Journalismus nichts zu tun.«
»Im Gegensatz zur Zwogue , meinen Sie?«
»Ganz richtig. Oger haben von Mode nicht den blassesten Schimmer. Dürfte ich jetzt reinkommen?«
Hinter ihm sah ich, wie mein Nachbar Mo Lat – eindeutig gegen seinen Willen – von Dorg den Gartenweg hinuntergeschleift und in den Käfig gesteckt wurde, der sich auf dem Polizeikarren befand.
»Aber sicher«, sagte ich.
Wir gingen in meine Höhle. Ich bot Karel eine Tasse Tee an, aber er wollte keine. Stattdessen nahm er unverzüglich auf einem Stuhl Platz, zog eine kleine Schiefertafel und einen Griffel aus der Tasche und hielt Letzteren über Erstere. »Können wir anfangen?«
»Gerne«, sagte ich und machte es mir in meinem Ledersessel bequem.
Ich spürte, wie Heinrich mit sich rang. Wir hatten kürzlich darüber gesprochen (das »Bitte verjage keine Journalisten, die mich zu meiner Arbeit interviewen wollen«-Gespräch, das früher oder später in jeder Beziehung ansteht). Von Mann zu Mann. Oder von Hobbnix zu Mann. Oder von Hobbnix zu Spektralwesen, das einmal ein Mann gewesen ist. Jedenfalls hatte er fest versprochen, dass er sich von nun an zurückhalten würde. Aber dieser Zwerg hier mit seiner wichtigtuerischen Art, seiner mürrischen Miene und seinem langen Kometenbart – welcher Geist konnte da schon widerstehen?
Karel sah mich mit düsterem Blick an. »Wenn ich richtig informiert bin, ist geplant, Ihre Tragödie Der Hobbnix zu verfilmen.«
»Tragödie?«, fragte ich überrascht.
»Aber ja. So viele Zwerge sterben darin. Es ist ein zutiefst, geradezu bergwerktief trauriges Werk.«
Ich dachte kurz nach. »Nun ja, das ist es wohl.«
Karel nickte und kratzte mit dem Griffel eine einzelne Zwergenrune auf seine Tafel. Ich hatte vor einiger Zeit einmal einen Abendkurs im Runenlesen absolviert und so erkannte ich sie. 33 Es war die Rune für »Ja«.
»Und wer«, fragte Karel dann, »wird in diesem Film den Part der Zwerge übernehmen?«
Ich beugte mich nach vorne. »Ich bin froh, dass Sie mich das fragen. Denn der bedeutendste kleinwüchsige Schauspieler unserer Zeit wurde für die Rolle von Thothorin verpflichtet. Zufällig ist er auch ein guter Freund von mir.«
»Meinen Sie etwa Tom Krause?« Der leichte Ekel in Karels Stimme war unüberhörbar.
»Nein, nein. Ich meine Til Schweigerbräu.«
»Aha.« Karels Miene zeigte nicht die Begeisterung, die ich eigentlich erwartet hatte. »Na, wenigstens ist es kein Oger. Und wer wird die anderen Zwerge spielen?« Karels Griffel schwebte erwartungsvoll über der Schiefertafel.
»Ich … äh … ich weiß es nicht.«
»Sie wissen es nicht?«
»Ich weiß nicht, ob das Casting bereits …«
Plötzlich hörte ich, wie Heinrich an der Wand entlangraschelte. Ich versuchte, ihn mit einer unverfänglichen Handbewegung zu vertreiben.
Karel räusperte sich. »Sagen Sie, Mr. Beutlgrabscher, wird der Film auf diese seltsamen und völlig unnötigen Nicht-Zwergen-Figuren, die ein so merklicher Schandfleck in Ihrem Buch sind, verzichten?«
»Hm. Ich glaube nicht, dass …«
»Nein?« Die Augen des Zwergs leuchteten vor Zorn.
»Doch, doch«, korrigierte ich mich schnell. Wer braucht schon einen zornigen Zwerg in seinem Wohnzimmer? 34
»Also ja?«
»Ja.«
Karel kratzte eine weitere Ja-Rune auf seine Tafel.
Das Interview plätscherte nun etwas vor sich hin. Heinrich hatte die Temperatur im Zimmer abgesenkt, und Karel zappelte leicht nervös auf seinem Stuhl herum. Wir schwiegen für eine Weile. Draußen hatte der Nieselregen aufgehört. Vögel trillerten und zwitscherten. Heinrich schwebte hinter Karel und machte leise »Huhu«. Der Zwerg zappelte noch etwas stärker.
»Ich habe von diesen, äh, Gerüchten gehört«, sagte er plötzlich und sah sich nervös um. »Dass es in Ihrer Höhle spukt? Stimmt das?«
»Ja. Und?«
»Warum nehmen Sie nicht einfach die Dienste eines Exorkisten in Anspruch und befreien sich von diesem Fluch?«
»Meine Höhle exorkizieren? Aber ich will mich gar nicht davon befreien. Ich habe den Geist gebeten, bei mir zu leben. Wir sind ein Paar.«
Karel starrte mich an. »Ist das Ihr Ernst?«
»Er heißt Heinrich, nicht Ernst.«
In diesem Moment strich Heinrich mit seinen Ektoplasma-Tentakeln über den Nacken des Zwerges. Karel gab ein Geräusch von sich, das irgendwo zwischen einem Bellen und einem Kreischen angesiedelt war. »Was ist
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