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Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2

Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2

Titel: Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. R. R. R. Roberts
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zuvor bei ihr beobachtet hatte. Sie sahen zwar immer noch aus wie Umlautpünktchen, aber es war offensichtlich, dass sie unter Schock stand. »Du gibst es also zu«, zischte sie. »Du sagst es mir einfach so ins Gesicht.«
    »Jetzt beruhige dich doch, Tante. Komm herein. Ich mache dir eine Tasse Tee und wir reden über das alles wie vernünftige Leute.«
    »Vernünftig? Du hast eine unnaturalistische Beziehung zu einem Geist – und du willst vernünftig darüber reden? Nein, Neffe. Ich werde nie wieder eine Schwelle über deinen Fuß setzen.«
    Womöglich war es etwas kleinkariert von mir, aber ich gebe zu, dass mein Herz bei dieser Ankündigung einen Freudensprung machte. Nie wieder würde sie mich bei meiner Arbeit stören! Nie wieder würde ich über eine Stunde damit zubringen müssen, dem anspruchsvollsten Gast in ganz Aualand eine Tasse Tee zuzubereiten! Ich versuchte jedoch, mir die Freude nicht zu sehr anmerken zu lassen. Immerhin war Marlen ein Teil der Familie. Und immerhin gehörten ihr und ihrer Schwester ein beträchtlicher Teil meiner Hobbnixhöhle. Und ich hatte keine Lust umzuziehen.
    »Lass uns nicht streiten, Tante«, sagte ich in schon beinahe flehendem Tonfall. »Können wir uns nicht wie zivilisierte Hobbnixe benehmen?«
    »Das können wir nur, wenn …« Erneut hob sie drohend den Regenschirm. »Wenn du diesem Gentlehobbnix hier gestattest, seine Arbeit zu verrichten.«
    Ich wandte mich der hochgewachsenen Gestalt neben ihr zu. »Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?«
    »Mein Name ist Schorsch Ratzinga«, erwiderte der Fremde. Seine Stimme klang so dröge und trocken wie die des Kassenbuches einer Firma (mal angenommen, ein Kassenbuch könnte sprechen). »Ich bin Exorkist.«
    Jetzt machte mein Herz keinen Freudensprung, sondern einen Salto rückwärts und landete unsanft auf dem Boden. Kalte Wut ergriff mich. Das also steckte dahinter. Meine Tante plante einen Mord. Den Mord an der einzigen Wesenheit, die ich wirklich liebte. »Ich …«, stammelte ich. »Ich bin zutiefst beleidigt, dass du mit einer solchen … Person zu mir kommst, Tante.«
    »Beleidigt?«, erwiderte sie fröhlich. »Bist du beleidigt? Oder die Gemeinschaft anständiger Hobbnixe, die schon viel zu lange dein unmoralistisches Verhalten ertragen muss?«
    Ich schlug den beiden die Tür vor der Nase zu.
    Nahezu eine halbe Stunde lang war ich so wütend, dass ich nichts anderes tat, als den Flur rauf und runter zu tigern. Ich hörte, wie Tante Marlen draußen mit ihrem Regenschirm gegen die Tür schlug und rief: »Öffne, Bingo.« Und: »Die Zeit der Buße ist gekommen, junger Hobbnix.« Und so weiter. Schließlich aber ließ sie ab und stapfte mit lauten Schritten den Hügel hinab.
    Ich ging ins Wohnzimmer und ließ mich in einen der Sessel fallen. Wie eine bleiche Ballerina kam Heinrich herbeigetanzt und streichelte mir mit einem Ektoplasma-Finger über die Stirn. »Du solltest deiner Tante wirklich nicht erlauben, dass sie dich so in Rage bringt«, sagte er.
    »Aber sie hatte einen Exorkisten dabei. Sie wollte in unsere Höhle und dich austreiben.«
    »Ha! Dafür braucht es mehr als so einen oberbayerischen Milchbubi.«
    Ich rieb mir die Wangen. »Wie auch immer. Es bringt nichts, hier herumzusitzen und wütend zu sein. Ich muss mich irgendwie ablenken. Ich gehe zurück in mein Arbeitszimmer und schreibe weiter an meiner Autobiografie.«
    Und genau das tat ich auch. Ich ging ins Arbeitszimmer, knallte die Tür hinter mir zu und beschloss, keinen Gedanken mehr an diese bigotte, heuchlerische, wörterverwechselnde Hobbnix-Bagage zu verschwenden. Ich atmete tief ein. Und atmete wieder aus. Dann ließ ich das mit dem Ein- und Ausatmen und setzte mich an den Schreibtisch. Auf dem Blatt Papier vor mir stand:
    Ich wuchs auf
    Ich starrte auf die Worte. Wie weiter? Ich versuchte, mich in meine Kindheit zurückzuversetzen; meine ersten Erinnerungen; meine Schulzeit. Wie konnte ich dieses Durcheinander der Erinnerungen nur in das gerade Flussbett klarer Prosa lenken?
    Andererseits: Ich konnte mich ja auch noch später meiner Kindheit widmen. Das war ohnehin nicht der aufregendste Abschnitt meines Lebens. Ja, als ich so darüber nachdachte, wurde mir klar, dass mein Leben insgesamt nicht sehr aufregend gewesen war. Bis auf mein großes Abenteuer natürlich. Aber das war nun auch schon wieder etwas länger her, und seither hatte ich nichts mehr von besonderer Bedeutung erlebt. Ich tauchte die Schreibfeder in das Tintenfass, zog eine

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